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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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und kroch dann nach vorn. Dort war es kalt. Mama ließ den Motor eine Weile laufen und schaltete ihn dann wieder aus.
    Mama hatte auf ihre Frage nicht geantwortet, also fragte sie noch einmal, und Mamas Stimme klang streng. Da schwieg sie.
    Er stand dicht hinter ihr. Nahm ihr die Schere aus den Händen. Sie wollte noch etwas fragen, aber... Der Kuckuck rief. Seine Hände griffen nach ihr. Sie lauschte dem Kuckuck, dem Wind, der in den Flügeln der Mühle sang. Ein Schrei im Himmel.

56
    Halders fuhr. Aneta Djanali saß neben ihm. Winter hatte auf dem Rücksitz Platz genommen. Sie bogen von der Schnellstraße ab und suchten sich ihren Weg durch die Wälder.
    »Im Wald, da sind die Räuber«, scherzte Halders. »Gleich springt einer mit 'ner Pistole und langen Unterhosen vors Auto.«
    »Sei still, Fredrik«, sagte Aneta nur.
    Die Bäume standen eng zusammen, dann wieder lichtete sich der Wald zu beiden Seiten. Neuanpflanzungen folgten auf Abholzungsgebiete, neben einer Aufforstung wucherte ein Rest Urwald.
    »Seht doch«, rief Aneta Djanali. Ein Reh sprang über den Weg und verschwand im Wald. Der weiße Spiegel des Tiers hüpfte wie Wellen zwischen den Bäumen.
    Wieder eine Kreuzung.
    »Das ist die letzte«, meinte Halders und bog nach links ab. Nach einem Kilometer, vielleicht war es auch weniger, verbreiterte sich der Weg am Rand einer Böschung und endete vor dem Haus. Halders parkte. Sie stiegen aus. Das Haus war schief, wirkte aber stabil. Winter glaubte es wieder zu erkennen. Sein Mund war ganz trocken. Es gab keinen Garten, nur die Böschung vor dem Haus. Winter konnte den Wald dahinter und Teile einer Wiese sehen. Sie wandten die Köpfe, als der dunkle Laut von Hufen auf hartem Boden an ihre Ohren drang. Dort hinten, Pferde, die vielleicht der Klang von Halders' Volvo in Unruhe versetzt hatte. Halders hatte neben Bremers Escort geparkt, der so dreckig war, dass das ursprüngliche Opalweiß sich kaum noch erahnen ließ. Kein Wunder, da er in diesem regnerischen Oktober ständig auf Waldwegen gefahren wurde.
    Winter konnte das Kennzeichen nicht entziffern.
    Es war still, als die Pferde wieder zu grasen begonnen hatten. Niemand war aus dem Haus gekommen.
    Winter blieb neben den Autos stehen.
    Links vom Haus, in etwa zehn Meter Entfernung vom Gebäude und vom Waldrand, stand eine Windmühle.
    Sie war gelb. Die Flügel bewegten sich nicht. Sie war höchstens anderthalb Meter hoch. Sah genau so aus wie auf den Bildern.
    Immer mit der Ruhe, Erik. Winter trat näher. Ganz ruhig, rief er sich zur Ordnung.
    Halders hatte an die Tür geklopft, in der ein kleines Fenster war mit einer Gardine. Niemand öffnete.
    Sie hatten sich nicht angemeldet, hatten nicht vorher angerufen.
    »Was wollen Sie noch?« Der Mann war ums Haus herum gekommen. »Warum sind Sie schon wieder hier?« Er trat näher und streckte die Hand aus. »Das Auto steht da, aber das sehen Sie ja.« Er sah dabei Aneta Djanali und Halders an. »Sie beide kenne ich schon.«
    Auch Winter begrüßte ihn, stellte sich vor.
    Bremer war groß und seine Hand trocken. Er blickte an Winter vorbei. Über dem Hemd trug Bremer eine dünne Strickjacke. Er hatte Gummistiefel an, und Winter bemerkte, dass der eine Stiefel knapp über dem einen Fuß eingekerbt war. Bremer hatte eine Strickmütze auf dem Kopf. Winter wusste, dass der Mann neunundsechzig Jahre alt und kahl unter der Mütze war. Aber der Schnurrbart war dunkel. Er war schlank, wirkte so ausgemergelt, wie Aneta es im Auto auf dem Weg heraus beschrieben hatte.
    »Was wollen Sie noch? Geht es wieder um das Auto?«
    »Dürfen wir kurz reinkommen?«, fragte Winter. Er hob den Kopf, als wolle er darauf hinweisen, wie tief die Wolken über ihnen hingen. »Es hat angefangen zu regnen.«
    »Ein bisschen Regen schadet wohl nichts«, meinte Bremer. »Aber wir können reingehen.«
    Aneta Djanalis Blick begegnete Winters, als sie die Treppe hochstiegen. Sie traten ein. Im Flur war es dunkel. Bremer zog seine Stiefel aus. Auch die anderen Polizisten ließen die Schuhe im Flur und folgten Bremer dann in ein Zimmer mit Fenstern, die nach hinten herausgingen. Das Grundstück grenzte an Wiese und Wald. Winter konnte die Pferde sehen, die er zuvor nur gehört hatte. Bremer stand mitten im Zimmer. Keiner hatte sich gesetzt.
    Winter überlegte, wie er beginnen sollte. Auf dem Weg hierher hatte er sich nichts zurechtgelegt, sondern nur den Wald angeschaut.
    »Was wollen Sie?«, wiederholte Bremer.
    Winter sah aus dem Fenster. Die

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