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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Die Leute tätowieren oder piercen sich an den eigenartigsten Stellen. Und, hast du was gefunden?«
    »Nein. Nur ein nacktes Gesicht. Kein Make-up.«
    »Bitte?«
    »Sie hat kein Make-up benutzt.« »Ist das so ungewöhnlich?«
    »Kommt drauf an, in welchen Kreisen man verkehrt. In den besseren mag das so sein, aber ich glaube nicht, dass sie in die gehört hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie wirkt arm. Billige Kleider und so. Aber vielleicht irre ich mich ja auch.«
    »Was sagt Beier?«
    »Bisher nichts.«
    »Ich hab einen, der mehr sagt.«
    Winter dachte an die Silhouette, die er vom Parkplatz aus gesehen hatte. Er selbst hatte nur kurz mit dem Mann gesprochen, bevor er ihn Ringmar zur Vernehmung überlassen und sich in den Leichenzug zum Krankenhaus eingereiht hatte.
    »Was denn?«
    »Ihm gehört eines der Autos auf dem Parkplatz.« »Und was wollte er um vier Uhr morgens dort? Konnte er das erklären?«
    »Er behauptet, er sei auf einem Fest unten in Helenevik gewesen. Weil er ein Bier zu viel getrunken hatte, wagte er nicht, weiter in die Stadt reinzufahren, sondern beschloss, auf dem Delsjö-Parkplatz zu parken und im Auto zu schlafen.«
    »Was für eine verdammte Räuberpistole. Die hat er mir auch aufgebunden, jedenfalls Teile davon.«
    »Er behauptet, es stimmt.«
    »Habt ihr ihn pusten lassen?«
    »So bald wir konnten. Und er war wirklich nicht ganz nüchtern. Er hatte getrunken, wenn auch nicht so viel.«
    »Okay, okay. Was sagt er weiter? Was hat er gesehen?«
    »Nachdem er eine Weile im Auto geschlafen hatte, musste er pinkeln und ist ein Stück vom Parkplatz weggegangen. Da hat er sie gesehen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat beim Pinkeln den Graben entlanggeschaut und etwas entdeckt. Er ist hin und fand die Leiche. Das Handy steckte in seiner Brusttasche, also rief er uns direkt an.«
    »Dieses Gespräch müssen wir überprüfen.«
    »Natürlich.«
    »Wie viel Uhr war es?«
    »Als er anrief? Viertel vor vier ungefähr. Die Zentrale hat die genaue Zeit.«
    »Was hat er noch gesehen? Mehr?«
    »Nichts, sagt er. Niemand ist gekommen oder gegangen.«
    »Was ist mit den anderen Autos?«
    »Wir arbeiten daran.«
    »Der Morgenappell wird um eine halbe Stunde verschoben.«
    »Willst du alle dabeihaben?"
    »Alle.«
    Winter ging in den Obduktionssaal zurück. Die Frau auf dem Stahltisch blieb ein toter Körper ohne Namen. Wenn jemand ermordet wurde, gab es in den meisten Fällen wenigstens einen Namen, für den man um Frieden bitten konnte, wenn das Grauen für den Toten vorbei und seine Überreste den Hinterbliebenen übergeben waren. Nun schien Unfrieden den Raum zwischen den grellen Lampen zu erfüllen und auch das stumme Fleisch unter ihnen.
    »Gerichtete Zähne«, sagte Pia Erikson. »Leicht verfärbt, aber in gutem Zustand.«
    »Das hilft uns nur, wenn sie als vermisst gemeldet ist«, seufzte Winter. »Ich möchte den Obduktionsbericht, so schnell es geht. Danke.«
    »Wie immer.«
    »Du machst deine Sache gut, Pia.« »So ein Gewäsch macht mich immer misstrauisch.« Winter sagte nichts mehr. Er ging zur Tür. Die trockene Luft im Raum hatte ihn durstig und müde gemacht.
    »Was machst du heute Abend, Erik?«, fragte Pia, als er schon halb draußen war.
    Er blieb stehen und sah ihr zu, wie sie gerade auf dem Obduktionstisch aufräumte. »Ich dachte, du wärst wieder verheiratet. «
    »Da ist nichts draus geworden. Wieder einmal.«
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute... «
    »Nein«, unterbrach sie ihn. »Du hast völlig Recht. Ich wollte auch nur sichergehen, dass du zu Beginn dieses Falles nicht zu lange ausgehst. Wir alle müssen unsere Kräfte sparen.«
    »Heute Abend schlafe ich, und vielleicht spreche ich vorher mit Angela über die Zukunft«, antwortete er auf eine Frage, die ihm gar nicht gestellt worden war. »Und denke an die da.«
    »Ich hab noch etwas für dich«, sagte Pia Erikson. »Damit du mehr zum Denken hast. Die Frau hat Kinder geboren.«
    »Sie hat Kinder?«, wiederholte Winter.
    »Ich weiß nicht, wie es jetzt steht, aber sie hat Kinder geboren. Eins, vielleicht mehrere.«
    »Wann denn?«
    »Das kann ich nicht beantworten, wenigstens jetzt noch nicht.
    Aber es zeigt sich an ihren... «
    »Erspar mir lieber die Details«, bremste Winter sie, »jedenfalls für den Augenblick.« Er spürte einen Schauder über seine Kopfhaut laufen. Es gab vielleicht ein kleines Kind da draußen. Das konnte eine Hilfe bei der Fahndungsarbeit bedeuten - oder Anlass zu Frustration. Vielleicht

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