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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Schlimmeres.

7
    Die Polizisten fächelten sich mit einem doppelseitigen Formular Luft zu, vielleicht mit den »Fahndungsfragebögen bei schwereren Straftaten«. Diese Formulare flogen überall herum. Winter würden in den nächsten Tagen ganze Stöße davon auf seinen Schreibtisch flattern, ausgefüllt mit den Aussagen von Menschen, die nichts oder vielleicht nur etwas über die Tote am See wussten.
    Auf dem Gang roch es nach Schweiß und Sonne, im Wartezimmer rechts stank es nach altem Säufer. Ein Spaßvogel hatte ein Poster mit einem Bild von Strand und Palmen neben einem Werbeplakat für den Dienst bei der Kriminalpolizei angeschlagen. Die Poster hingen genau über einem schlafenden Mann, aus dessen offenem Mund ein Strang Speichel den ganzen Weg vom Mundwinkel bis auf die Armlehne des Kunstledersofas lief. Es wirkte wie ein Trick. Damit könnte er auftreten, dachte Winter und nahm den Aufzug zu seinem Zimmer im zweiten Stock.
    Er betrat den Raum und strich sich hastig über das Gesicht, rieb sich über die Stoppeln am Kinn und auf den Wangen. Auf der Autofahrt vom Krankenhaus hatte er sich etwas erholt. Aber weiterhin pumpte Adrenalin durch seinen Körper, während ihm gleichzeitig der Schweiß den Rücken hinablief. Das war keine gewöhnliche Mordfahndung. Er wusste es instinktiv, spürte die körperliche Anspannung. Vielleicht würde sie monatelang nicht nachlassen.
    Er ging über den Korridor zurück zum Aufenthaltsraum und genoss den Duft des frisch gebrühten Kaffees. Er füllte einen Becher und verharrte einige Sekunden am Fenster. Draußen war der Tag jetzt wirklich angebrochen. Die zweite Pendlerwelle quoll aus der Ausfahrt am Stadion. Der Fahrzeugstrom verteilte sich dann längs der Ullevigatan und der Skänegatan. Er hörte das Brausen. Obwohl es erst zwanzig nach acht war, zeigte das Thermometer vor dem Fenster schon 27 Grad an. Winter wusste, dass für ihn die Badesaison zu Ende war.
    Das Besprechungszimmer füllte sich mit seinen Leuten. Einige wenige sahen müde aus, diejenigen, die von Anfang an dabei gewesen waren. Die anderen warteten, rutschten ungeduldig auf den Stühlen herum. In einem anderen Zusammenhang hätte man die Stimmung im Zimmer als hoffnungsvolle Erwartung beschreiben können, aber jetzt schien Hoffnung ein unpassendes Wort. Ringmar hatte »Brainstorming zum Mordfall« ans Flipchart geschrieben. Winter hielt auch einen Stift in der Hand und suchte nach einer treffenden Beschreibung für die geistige Verfassung der Anwesenden. Sie war... leer. Wie ein leerer Bogen Papier in professionellen Händen. Er hoffte jedenfalls, dass sie professionell sein würden, dass ihnen nicht gleich am Anfang zu viele Fehler unterlaufen würden. Dieselbe Angst wie immer.
    So sehen wir uns nach der Sommerpause wieder, dachte er und malte ein X ans Flipchart.
    »Eine unbekannte Frau, etwa dreißig, ist heute Morgen zwischen halb und Viertel vor vier von einem Mann tot aufgefunden worden. Wahrscheinlich erwürgt. Den Mann werden wir im Laufe des Vormittags weiter vernehmen. Gegen ihn liegt zur Zeit kein Tatverdacht vor. Aber man kann nie wissen.«
    »Wie hat er mit uns Kontakt aufgenommen?«, fragte Sara Helander. »Es wurde doch gleich darauf Alarm gegeben. Er muss ein Handy gehabt haben.«
    »Ja.« Ringmar lächelte.
    »Handys, Handys, überall Handys«, bemerkte Halders.
    »Können wir fortfahren?«, fragte Winter. Stumm starrte er auf sein X, unter das er eine Skizze zu zeichnen begann, während er gleichzeitig weiterredete. »Sie wurde hier gefunden.« Er zog einen Kreis um den angedeuteten Fundort. »Wir sehen es uns nachher genauer auf der Karte an, aber ich zeichne schon mal die Lage ein. Fährt man unter der Schnellstraße auf dem Gamla Boräsvägen, der alten Fahrstraße durch, kommt man zur Kreuzung Richtung Helenevik und Gunnebo. Hier also wurde sie gefunden«, wiederholte er und zeigte auf seinen Kreis. »In einem Graben mit Gestrüpp dahinter. Das Wäldchen grenzt an Kalvmossen, das hier vom alten Boräsvägen durchschnitten wird.« Er zeichnete den Seitenweg vom J. A. Fagerbergs väg ein.
    »Da ist doch unsere Sportanlage«, entfuhr es Halders.
    »Richtig«, sagte Winter. »Ein Stück weiter, den Seitenweg runter befindet sich, wie die meisten hier wissen dürften, das Sportzentrum der Polizei.«
    »Da hab ich meinen vierzigsten Geburtstag gefeiert«, erzählte Halders. »War da nicht gestern ein Fest?«
    »Die Kollegen vom Ermittlungsdezernat hatten dort am frühen Abend eine kleine

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