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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Hosen runterlässt, dachte Bergenhem. Da kann wer weiß was passieren. Er hatte schon allerhand gesehen während seiner relativ kurzen Karriere als Polizist bei der Schutzpolizei und dann bei der Kripo. Ein Mann, der beim Sex mit der Geliebten an einem Herzinfarkt starb. Ein Verkehrsunfall in falscher Gesellschaft. Plötzlich in der falschen Wohnung eingesperrt zu sein. An einem Ort zusammengeschlagen zu werden, wo man zu der Zeit gar nicht hätte sein dürfen. Am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt. Irgendwas stimmt an dem Ausdruck nicht, grübelte Bergenhem. Man konnte am rechten Ort zur falschen Zeit sein. Oder am falschen Ort zur rechten Zeit. Das Beste wäre, am rechten Ort zur rechten Zeit zu sein. Immer. Vielleicht war er das ja in diesem Augenblick. Vielleicht war genau dies ein Stück Ermittlungsarbeit, das sie voranbringen würde.
    »Genau«, sagte Bergenhem. »Man muss es sich gut überlegen.«
    »Sicher war es falsch«, gab von Holten mit müder Stimme zu. »Ich hätte mich natürlich melden müssen, aber ich habe geglaubt, sie... Andrea würde von sich hören lassen. Es gibt auch einen anderen Grund, warum ich noch abgewartet habe. Manchmal dauert es länger, bis sie mich anruft. Ich konnte doch nicht wissen, dass das Auto noch dort stand.«
    »Wollte sie es sich für länger ausleihen?«
    »Sie wollte eine Reise aufs Land machen und ein paar Tage wegbleiben. Vielleicht hat sie es ja getan... « Von Holtens Gesicht hellte sich auf.
    »Aber nicht mit Ihrem Auto«, bremste ihn Bergenhem. »Ihr Auto steht noch da.«
    »Mein Gott!«
    In Winters Zimmer zeigten sie von Holten die Fotografien, und er übergab sich heftig, direkt über Winters Schreibtisch. Winter riss die Bilder weg, bevor sie vom Mageninhalt des Zeugen getroffen wurden.
    »Hol einen Lappen und einen Eimer«, bat Winter Bergenhem. Er selbst holte ein Glas Wasser. Der Liebhaber kotzte noch einmal. Winter prüfte mit einem Blick, ob sein Sakko in sicherer Entfernung hing. Dann näherte er sich und reichte von Holten das Wasserglas. Bergenhem kam zurück, und sie beide wischten in aller Ruhe auf, was über den Schreibtisch gelaufen war. Es war nicht das erste Mal. Sie machten jeden Handgriff bewusst ruhig, damit es so aussah, als wäre dies eine ganz alltägliche Arbeit. In dieser Zeit konnte sich der Zeuge wieder fangen. Nur der Gestank blieb zurück, aber nach einer Weile dachte keiner mehr daran.
    »Was für widerwärtige Bilder«, stammelte von Holten. »Erkennen Sie das Gesicht?«, fragte Winter.
    »Nein«, sagte von Holten und wandte den Blick ab von der Fotografie, die Winter ihm hinhielt. »Das war das verd... Wer zum Teufel kann auf so einem Foto jemanden wieder erkennen? Das ist... Das ist unmenschlich.«
    »Es ist ein toter Mensch«, entgegnete Winter. »Es ist das Gesicht einer toten Frau.«
    »Ich glaube nicht, dass es... Andrea ist«, sagte von Holten.
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Sicher?« Von Holten sah aus, als wäre ihm erneut übel. Sie warteten. Von Holten schloss die Augen. Plötzlich erbrach er sich wieder, in den Eimer, den Bergenhem neben ihn auf den Boden gestellt hatte. »Ich bin mir bei gar nichts mehr sicher.« Von Holten standen die Tränen in den Augen. »Gibt es hier ein Handtuch?«
    Bergenhem hatte ein Papierhandtuch mitgebracht und reichte es ihm. Von Holten trocknete sich den Mund.
    »Ich glaube nicht, dass sie es ist, aber wie soll ich das entscheiden? Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Hatte Andrea... Maltzer irgendwelche besonderen Kennzeichen?«, fragte Winter. »Wie Muttermale, Narben... etwa von einer Verletzung.«
    »Nicht dass ich wüsste. Muss ich das wissen?«
    Winter zuckte fragend mit den Achseln. Der Geruch von Erbrochenem hing schwer im Raum.
    »Wir waren nicht so... intim auf diese Weise«, versuchte von Holten zu erklären. »Dass wir... alles gezeigt hätten. Ich kann nicht so was sagen, wie: Sie hat ein Muttermal an der Innenseite des Oberschenkels. So was.«
    Über die Art der Intimität werden wir später noch reden, überlegte Winter. Jetzt geht es erst mal um diese Frage. Er sagt nichts über die kleinen Narben an ihren Ohren. Entweder er weiß wirklich nichts, oder er hat ihr Haar nicht angehoben. Oder er will nichts wissen. Er hat auch die Narbe an ihrem Schenkel nicht erwähnt. Vielleicht kennt er die gar nic ht.
    »Wir möchten gern, dass Sie mitkommen und einen Blick auf die Frau werfen«, sagte Winter so behutsam er konnte. »Es ist wichtig, das verstehen Sie doch.«
    »Muss

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