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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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und sie hatte nicht gefragt. Sie hatte sich nach nichts erkundigt, und das war dumm gewesen. Sie hätte ihn danach und nach tausend anderen Dingen fragen sollen.
    »Frau Bergman, Sie werden ja nass.«
    »Kann ich kurz reinkommen?«, fragte sie und sah das Mädchen an. »Ich wollte etwas fragen.«
    »Sicher. Wir brauchen ja nicht draußen zu stehen. Ich fasse Sie unter, dann gehen wir die Treppe hoch.«
    Drinnen erhellte die Schreibtischlampe den Raum. Das Mädchen bot ihr einen Stuhl an, auf dem sie sicher bequem sitzen würde. Der Schreibtisch war voller Papiere. Das Telefon läutete, aber das Mädchen ging nicht ans Telefon, sondern half Frau Bergman, sich zu setzen.
    Ich hätte mich auch allein hinsetzen können, aber warum nicht, dachte Ester Bergman.
    Als das Mädchen den Anruf annahm, war niemand mehr dran. Sie legte den Hörer zurück und sah ihre Besucherin an. Dieses Gespräch würde seine Zeit brauchen, aber das machte nichts. »Das war ein richtiger Wetterumschlag«, begann Karin Sohlberg.
    Ester Bergman antwortete nicht. Sie überlegte, wo sie anfangen sollte, und hatte keinen Gedanken für das Wetter.
    »Der Regen tut richtig gut«, fuhr das Mädchen fort.
    »Ich wollte mich nach jemandem erkundigen. Sie wohnen auch in einem der Häuser am Hof. Eine Mutter und ihre Tochter.
    «
    Das Mädchen sah sie an, als hätte es sie nicht verstanden, als sei es in Gedanken noch beim Wetter. Früher waren es die Alten, die vom Wetter redeten, aber jetzt sind es anscheinend die Jungen, dachte Ester Bergman und sagte: »Ein kleines Mädchen mit rotem Haar.«
    »Was meinen Sie, Frau Bergman?«
    »Ich habe ein kleines Mädchen mit rotem Haar seit langem nicht mehr gesehen. Und seine Mutter. Und deshalb frage ich nach ihnen.«
    »Sind sie... Bekannte von Ihnen, Frau Bergman?«
    »Nein. Müssen sie das sein?«
    »Nein, nein. Und Sie wollen etwas über sie wissen?«
    »Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Wissen Sie, wen ich meine?«
    Karin Sohlberg stand auf, ging zu einem Schrank und öffnete ihn. Mit Schwung zog sie eine Schublade heraus und kam mit einem kleinen Stapel Papiere zurück, den sie vor sich auf den Tisch legte. Dann blickte sie wieder Ester Bergman an und erklärte: »Das hier sind Listen der Mieter der Wohnungen am Hof, von Nummer 326 bis 486.«
    »Aha.«
    »Frau Bergman, Sie haben von einem kleinen Mädchen mit rotem Haar gesprochen? Und von seiner Mutter? Wie sah sie aus?«
    »Ich weiß nicht, ob es die Mutter war, aber man darf es wohl annehmen. Sie hatte blondes Haar, aber mehr weiß ich nicht. Ich habe nicht mit ihr gesprochen. Kein einziges Mal.«
    »Ich glaube, ich erinnere mich«, meinte Karin Sohlberg. »Hier gibt es ja nicht so viele mit roten Haaren.«
    »Jedenfalls nicht auf dem Hof.«
    »Eine allein Stehende mit einem Kind«, sagte Karin Sohlberg nachdenklich und blätterte in ihren Papieren.
    »Ich habe den Hinweis der Polizei gesehen«, entfuhr es Ester Bergman.
    Karin Sohlberg blickte auf. »Was sagen Sie, Frau Bergman?«
    »Draußen am Infobrett im Laden hängt eine Mitteilung von der Polizei. Sie suchen eine junge Frau.« Daran hatte sie vorher gar nicht gedacht. Es war, als wäre ihr eben jetzt erst die Idee gekommen. Als sie gleichzeitig daran und an die Mutter und ihre Tochter dachte. »Sie fahnden nach einer Frau mit blondem Haar.«
    »Wirklich?«
    »Hat die Polizei das nicht auch an Ihr Büro verteilt? Das hätten sie wohl tun sollen.«
    »Ich hatte Urlaub. Wir hatten wegen eines kleinen Umbaus geschlossen. Sie haben sicher bemerkt, Frau Bergman, dass es immer noch nach Farbe riecht.«
    »Nein.«
    Karin Sohlberg blickte wieder in ihre Papiere. »Wir haben mehrere allein Stehende mit kleinen Kindern. Sie haben die Mutter nur mit einem Kind gesehen?«
    »Die Mutter war blond, und das Mädchen war rothaarig... « »Ich meine, ob sie mehrere Kinder hatte. Oder einen Mann.« »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Haben Sie eine Vorstellung, an welchem Treppenhaus sie gewohnt haben könnten, Frau Bergman?«
    »Nein. Aber es muss ein Stück weiter hinten sein.«
    Karin Sohlberg blätterte weiter. Alles steht heute auf irgendeinem Papier, dachte Ester Bergman.
    »Nach der Wohnungsnummer zu urtei...Das könnte...« drang ein Murmeln an Ester Bergmans Ohren. Dann blickte Karin Sohlberg auf. »Ich versuche die Personenkennzeichen hier auf der Liste zu finden«, erklärte sie.
    Es war nicht das erste Mal, dass sie nach jemandem gefragt wurde, den man eine Weile nicht gesehen hatte. Im Frühjahr

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