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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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eines Höflings meiner Mutter«, hatte ihr Learco erklärt, um sie gewogener zu stimmen.
    »Glaubst du nicht, der bringt Unglück?«, hatte sie nur entgegnet.
    Der Prinz zuckte mit den Achseln. »Unser Schicksal bestimmen wir doch selbst. Und das ist bloß ein Spiegel.«
    Er hatte Recht, doch sie konnte sich nicht daran gewöhnen, ihn nun immer vor sich zu haben und sich täglich darin zu sehen. Seit ihrer Kindheit, seit sie in Selva Gornar getötet hatte, sah sie sich nicht mehr im Spiegel an. Sie ertrug es nicht, ihre Schuld gespiegelt zu sehen, denn ihr war dann, als sitze ihr ein Ungeheuer auf der Schulter.
    Obwohl sich seit damals so viel verändert hatte, war dieses Unbehagen nicht verschwunden. Immer wieder fürchtete sie, die Bestie erneut auftauchen zu sehen. Hatten Sennars und Theanas Zauber wirklich alle Schatten vertrieben und den Fluch, der sie so lange gequält hatte, ein für alle Mal gebrochen? Jeden Abend versicherte Learco ihr, dass sie nun tatsächlich frei war, und gab ihr dann einen Kuss auf die Stirn. Sein Vertrauen tat ihr gut, und sie fühlte, dass er mit jedem Tag unverzichtbarer für sie wurde. Aber sie wusste auch, dass
    man die Vergangenheit niemals auslöschen, sondern höchstens überwinden konnte. Kein Sieg war endgültig. Die Bestie würde niemals aufhören, ihr Angst zu machen: Das wurde ihr immer wieder deutlich, wenn sie nachts schweißgebadet aufwachte. In einem fort träumte sie von ihr, und in ihren Albträumen bedrängten sie auch all die Personen, die sie getötet hatte. Erst jetzt, da die Bestie besiegt war, begriff sie deren wahres Wesen. Sie stand für all das, was sie an sich selbst niemals akzeptiert hatte: für bohrende Schuldgefühle einerseits und andererseits für ein unheimliches Magma, ein Brodeln von Trieben, das sie nie ganz aus ihrem Herzen würde verbannen können. Denn der Tod lauerte überall, und der Geschmack von Blut hatte etwas Verführerisches. Eben deswegen konnte sich Dubhe nicht im Spiegel anschauen: Die Angst, dass der Sieg schon wieder verblasst war, war zu groß.
    »Du weißt doch, dass wir diese Vergangenheit teilen. Auch ich habe vom Blut gekostet, auch ich spüre seine Verlockung. Wir beide können uns nicht ganz davon befreien und müssen bis in Ewigkeit gegen das Finstere in uns ankämpfen. Aber eben deswegen können wir es schaffen: Weil wir nicht allein sind«, sagte Learco etwa zu ihr, während sie vor dem Spiegel standen und sich ansahen. Erst dann betrachtete Dubhe ihr Spiegelbild gelassener. Learco besaß die Macht, ihre Dämonen zu vertreiben, und wenn er bei ihr war, war von der Bestie weit und breit nichts zu spüren.
    Doch an diesem Morgen war sie allein. Learco hatte sie zwei Tage schon nicht mehr gesehen, und die Bestie konnte überall lauern.
    Die Zofe hatte die Schatten verscheucht, indem sie die Fensterläden aufstieß. Ein herrlicher Sonnentag goss sein Licht in ihr Zimmer genauso wie an dem Tag, als Learco dem Volk gezeigt wurde und sich seine Mutter in ihrem Gemach eingeschlossen, die Fenster verrammelt und die Bettdecken über den Kopf gezogen hatte.
    Dann traten andere Mägde ein, und zwei von ihnen brachten ihr Kleid. Eine neues. Die Tradition hätte es ver langt, dass sie das Kleid der Mutter des Prinzen trug, doch dieses Stück hatten sie beide, Learco und sie, in einer der ersten Nächte, die sie im Palast verbrachten, gemeinsam verbrannt. Vergilbte Rüschen und Spitzen waren lodernd in Flammen aufgegangen, fast so, als sehnten sie sich danach, zerstört zu werden. Sie hatten sich umarmt, während die Funken stoben, in eben jenem Garten, in dem sie sich einen Monat lang fast jeden Abend getroffen hatten. In aller Ruhe wurde sie angekleidet, wurden ihre langen Haare zu einem eleganten, raffinierten Knoten gerafft. Einen Moment lang trauerte sie dem Pferdeschwanz aus ihren Zeiten als Schattenkämpferin nach. An das Tragen von Gewändern einer Edeldame hatte sie sich noch immer nicht gewöhnt. Als die beiden Kammerzofen dann ihre Hände ergriffen, um sie zu dem Spiegel zu führen, hielt sie den Atem an. Mit gesenktem Blick, fast schüchtern, so als ängstige es sie, diesen Traum zu leben, trat sie näher. Es war der schönste Tag ihres Lebens. Würde die Bestie aus ihrem Versteck hervorbrechen und ihr an die Kehle springen? Würde sie sie zum Altar begleiten und sie dort töten? »Kommt, Herrin, betrachtet Euch ... Ihr seid wunderschön!«, sagte eine der Zofen.
    Dubhe fand den Mut, den Blick zu heben.
    Ein Mädchen.

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