Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
lag am Boden ein toter Drache, den die Flammen fast ganz verzehrt hatten. Auch viele Bäume waren verbrannt, und die entstellten Leichen von Assassinen zeugten von der Grausamkeit dieser Schlacht.
Ido.
Ein Brüllen erhob sich in der von dichtem Rauch verhangenen Luft. San rannte in die Richtung, aus der es kam. Wenn dort ein Drache war, konnte der Gnom nicht weit sein, dachte er. Als er die Umrisse des Tieres erblickte, setzte sein Herz einen Schlag aus. Da ist er, ich habe ihn gefunden!
»Ido!«, rief er und lief voller Hoffnung zu ihm. Da saß er, mit dem Rücken an Oarfs Leib gelehnt. Er war wohl müde und schien sich auszuruhen. San kniete sich zu ihm nieder und schlang ihm stürmisch die Arme um den Hals. »Ach, Ido, verzeih mir! Bitte verzeih mir!«
Keine Antwort. Das Knistern der erlöschenden Feuer lag über der Ebene, und der Wind trieb den Rauch zu trägen Schwaden zusammen.
»Ido ...«
Mit dem Herzen wusste er es, noch bevor er die klaffende Wunde im Unterleib und die Totenblässe in seinem Gesicht bemerkte. Langsam löste er sich von ihm und stützte sich mit den Händen auf dem Boden auf, inmitten der Asche. Asche, das war alles, was ihm geblieben war. Und er selbst hatte das Feuer gelegt, das alles in seinem Leben verzehrt hatte.
»Du hattest es mir geschworen, dass du zu mir zurückkommst«, schrie er in grenzenloser Wut, wusste aber, dass das so nicht stimmte, dass es nicht Idos Schuld war, dass keinen von denen, die mit ihm gekommen waren, um auch ihn zu retten, irgendeine Schuld traf. Er verfluchte sich selbst auf übelste Weise, wünschte sich, zu sterben, im Erdboden zu versinken und in der
Unbeschwertheit des Nichts aufgehen zu können.
Er schrie und schrie, bis er keine Stimme mehr hatte. So viele Tote wegen eines Moments, in dem er nicht bei Sinnen gewesen war. So viel Leid, so viel vergossenes Blut wegen einer falschen Entscheidung.
Die Einsamkeit, die er so fürchtete, wurde zur Gewissheit, zu einer Realität seines Lebens, die er nicht mehr würde abschütteln können. Aber es war nur gerecht, er musste leiden, um seinen Fehler zu büßen. Das war er dem Andenken Idos schuldig und all denen, die ihr Leben seines Hochmuts wegen hatten opfern müssen.
Unaufhaltsam liefen ihm die Tränen über das Gesicht.
Als er spürte, dass jemand seine Schulter berührte, zuckte er zusammen. Einen Moment lang glaubte er sogar gegen alle Vernunft, dass es Ido sei. Vielleicht hatte er sich geirrt, vielleicht war das alles nur ein schlimmer Traum. Hoffnungsvoll, schon zum Lächeln bereit, blickte er sich um, sah aber nur in die roten Augen des Drachen.
Verständnisvoll, ja weise, blickten sie ihn an. Das Tier teilte seinen Schmerz, einen Schmerz, der ihm auch gar zu oft schon in seinem Leben zugefügt worden war.
»Ich will dein Mitleid nicht«, schluchzte San. »Ich habe es nicht verdient.« Der Drache schaute ihn nur weiter geduldig an, und San las in seinen Augen eine Bitte, die er schließlich verstand.
Warum nicht? Vielleicht ist es das Einzige, was mir noch zu tun bleibt.
Zitternd fasste er Ido unter und legte ihn lang nieder, blickte sich suchend nach seinem Schwert um und sah es aus der Brust eines Mannes ragen, der rücklings auf dem Boden lag. Kurz entschlossen zog er es, etwas mühsam, heraus -und erkannte es. Es war Nihals Schwert, das Schwert seiner Großmutter, die sagenhafte Waffe aus Schwarzem Kristall. Er drehte sich zu Oarf um, und alle Zweifel verflogen.
So steckte er sich das Schwert an den Gürtel, blickte dann wieder mit tränenverhangenen Augen zu Ido hinüber und kniete noch einmal vor ihm nieder. »Verzeih mir«, sagte er. »Ich weiß, dass es zu spät ist, aber nun verstehe ich dich.«
Mit dem Handrücken trocknete er sich die Tränen und bestieg den Drachen. Oarf macht sich so flach wie möglich, um es ihm zu erleichtern. Es war anders als beim ersten Mal, und er konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass damals Ido bei ihm gewesen war ... Einen Moment lang fragte er sich, ob er es schaffen würde, den Drachen zu reiten. Aber Oarf antwortete für ihn. Er richtete sich auf, breitete die Flügel aus und gab ein gewaltiges Brüllen von sich. Ungeachtet der in der Schlacht davongetragenen Wunden hob er ab, gewann rasch an Höhe und war bald schon im Dunkel der Nacht verschwunden.
Epilog
Der Spiegel war riesengroß und schwer, der Rahmen aus massivem Gold. Dubhe
hasste ihn, seit sie ihn im Zimmer stehen hatte.
»Das ist ein antikes Stück, das Hochzeitsgeschenk
Weitere Kostenlose Bücher