Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
halb v o lle F la s che g eöffnet d i re k t vor Re k las G esicht. G anz l an g sam stand s ie a u f. Es w ü r d e eine Wei l e d au ern, bis die M i x t u r wirkte, dann aber die beiden lange gen u g betäuben, dass s i e einen Vorsp r ung von einigen Meilen gewinnen konnte.
Rückwärts gehend schlich sie davon. Dann, als Rekla und Filla kaum noch zu sehen waren, drehte sie sich um und rannte los.
Sie war fr e i.
12
Der Gnom und der Knabe
Ido verlor keine Zeit. N o ch auß er Atem sc h wang er sich au f das von d er Rast a u s g er u hte Pferd d e s A ss a ss i nen, den er g etötet hatte, u nd machte s i ch a u f die Verfol gu n g . Er dan k te dem Himm el, da s s er s ich in der W ü s t enlandschaft d es Gr o ßen Landes befand, denn hier waren die Hufspuren des anderen Pfe rd es klar zu erkennen. Der Abstand war gering, und da er a l lein le i chter als der Ent fü hrer mit seinem O p fer war, würde er sie wohl bald eingeholt haben. Der Assassine schien auf die Ruinen der alten Tyrann e nfeste zuzuhalten, wo einst Aster re s i di ert hatte, jene Fe s tung mit d em himmelhohen Turm g a nz aus s c hwarzem Kristall, der von mindestens e iner Ste l le a ller acht Länder d er Aufgetauchten Welt zu sehen gewesen war, a uf die s i ch d ie Flügel des Bauwerks scheinb a r wie glitschige Fangarme a u sgestreckt hatten. Na c h ihrer Zerstö ru ng in der G roßen Winterschlacht war lange Zeit nur eine t r os tl ose Ebene zurückgeblieben, d i e von Trümm e rn u n d B ru c h s tüc k en aus Schwar z em Kri s tall ü b e rsät war.
Als Dohor mächtig genug war, beschloss er, das Terrain wieder nutzbar zu machen. Offe ns icht l ich plante er, s i ch einen neuen gigantischen Palast zu errichten, um dort ei n mal als Alleinher r scher der A u f g eta u chten Welt zu resi d ieren. Mittlerweile waren die Arbeiten schon in vollem Gang: Sklaven, Fammin, G no m en u nd Menschen wa r en da m it b e sc h äfti g t, die Tr ümm er der Tyrannenfeste fortzurä um en. War der Assassine tatsächlich d o rthin unterwegs, konnte d a s b e deuten, d a ss er den Knaben nicht zur Gilde, sondern in Dohors Machtbereich bringen wollte. Eine interessante V a riante. N o ch h e ftiger gab I d o seinem Pferd d i e Sporen, doch so g eschwind er au ch ritt, es wo l lte ihm n i cht g elin g en, d en A ssa ss inen u nd sein Opfer einzuholen. Er hatte sich ausge r echnet, dass er sie bei dem gegebenen Vorspru n g u n d in Anbetrac h t d e s Gewic h tsvorteils noch vor dem Morgengrau e n erreichen würde. Aber so war es n i cht. N u r d ie Hufspuren z ogen sich unverändert in gerader Li n ie zum Horizont hin.
Irgendwann erblickte er in d e r Ferne einen dunklen Punkt. Müde und erschöpft rieb er sich s ei n verblieben e s A ug e. Viele N ä chte hatte er sc hon nicht m ehr g eschlafen, u nd d a s be k am er n u n zu sp ü ren. Z u nächst da c hte er, e s han dl e s i ch viel l eicht um e i ne Hall u zination. Aber nein, der dunkle P u nkt lag immer noch vor ihm.
»Los, mein Gu ter, gib n o ch mal a l les « , trieb er den H engst a n , u nd der beschleuni g te.
Je näher er kam, desto deutlicher nahm der dunkle Punkt die Umrisse e i nes Pferdes an. Id o s Herz schl u g sc hneller. Ja, d a s waren sie. In einer Nacht hartnäckiger V erfolgung hatte er sie e i ngeholt. Darauf brennend, die Scharte auszuwetzen, l egte er d ie Ha n d ans Schwert.
Dann jedoch bemerkte er, dass sich das Pferd seltsam bewegte. Es trabte nicht, sondern ging nur mit gesenktem Kopf.
Kein Wunder, mit zwei Personen auf dem Rücken die ganze Nacht laufen, ohne zu rasten, es kann nicht mehr schneller.
Doch als s ich d er Abstand no c h weiter ve rringert hatte, wusste Ido plötzlich, was los wa r .
»Verfluchter Hund!«, zischte er.
Er hielt an u nd schrie s e ine Wut zum Himmel hinauf.
Sie waren ihm entwischt. Wie ein dummer Junge hatte er sich an der Nase herum f ühren l assen. Ein Pfe r d ohne Rei t er. Die ganze N a cht hatte er n i chts anderes g etan, als e in P f erd z u verfol g en, d a s ei ns am u nd a llein d u rch d i e W ü ste streift e .
Noch e in m al b r ü llte er so la u t vor Zorn, da s s s i ch s e in Hen g st er sc hroc k en aufbäumte. Er nahm die Zügel fester in die H and. E s hatte k einen Sinn herum z utoben. Er mu ss te si c h beruhigen. Früher hatte er immer geglaub t , da s Alter würde ihn weiser mac h en, dab e i war er doch nur aufbra u sender u n d reizbarer geworden. Immer schwerer fiel es ihm in manchen Situationen, einen
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