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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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schleife ich zu Thenaars Blutbecken, und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue. Aber dieses Mal sorge ich dafür, dass du mir unterwegs keine Scherereien machst. Es ist mir egal, in welchem Zustand ich dich zu ihm bringe. Bislang war ich noch viel zu sanft mit dir, und ich habe nicht die Absicht, den gleichen Fehler noch einmal zu machen.«
    Verzerrt und wie aus weiter Ferne drang Reklas Stimme an Dubhes Ohr, denn das andere Geräusch wurde lauter und lauter. Wie gut sie es kannte, dieses Brüllen, das aus ihren Eingeweiden aufstieg, hatte es immer gefürchtet, doch nun war es ihre letzte Hoffnung.
    Rekla nahm den Oberkörper zurück und versetzte Dubhe einen mächtigen Faustschlag in den Unterleib. Sie zuckte zusammen, spannte vor Schmerz die Muskeln an, aber dann spürte sie nichts mehr. Es war, als würde ihr Körper langsam schmerzunempfindlich, ihre Hände begannen zu kribbeln, und dieses taube Gefühl verbreitete sich über die Arme bis in den Oberkörper. Die Bestie war erwacht, zitterte erregt und suchte nach einer Möglichkeit hervorzubrechen. »Deinetwegen hat Thenaar nicht mehr zu mir gesprochen! Er hat sich von mir abgewandt, weil ich bei dir versagt habe, weil ich dich nicht von Anfang an wie ein Tier an der Kette gehalten habe! Wie dumm von mir, dir die Freiheit zu lassen, in den persönlichen Dingen Seiner Exzellenz Yeshol herumzustöbern. Und zudem hätte ich dir sogleich nachsetzen müssen, als du mit diesem Postulanten geflohen bist! Aber nun wirst du für all das büßen, was du getan hast!«
    Sie schrie ihre Wut zum Himmel hinauf, und ihr Schrei mischte sich mit dem Brüllen eines Drachen. Die Tiere ringsum waren erregt. Und die Bestie in Dubhes Brust auch. Das Mädchen spürte, wie sie in ihr pochte, wie es sie drängte, hervorzubrechen, doch Lonerins Zaubertrank verhinderte es noch. Sie musste auf der Stelle eine Lösung finden, sie musste diesen Käfig aufbrechen, sonst war es um sie geschehen. Rekla versetzte ihr einen Tritt und schlang dann wieder die Hände um ihren Hals. Sie hatte wohl nicht vor, Dubhe umzubringen, wollte sie nur quälen, dieses Vergnügen aber bis ins Letzte auskosten.
    »Jetzt siehst du, was einer Verräterin wie dir blüht!«, rief sie in Hochstimmung. »Du sitzt in der Falle, ohne Hoffnung, und die Schmerzen werden dich bis zum Ende deiner Tage nicht mehr verlassen!«
    Dubhe versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, dachte zurück an ihr erstes Blutbad im Wald, an die schreckgeweiteten Augen ihrer Opfer, an das Geräusch, wie die Klinge das Fleisch dieser Männer zerfetzte. Ein Teil ihrer selbst fühlte sich zutiefst schuldig wegen dieser Taten und blickte erschrocken in den Abgrund, in den sie erneut stürzen würde, wenn die Bestie hervorbrach und ihren Körper in Besitz nahm. Der andere Teil aber jubelte und genoss den Geruch des eigenen Blutes, brannte darauf, die Feindin zu zerfleischen, die es gewagt hatte, sie herauszufordern.
    Wieder griff Rekla zum Dolch und brachte ihr eine weitere Wunde in der Brust bei. Dubhe spürte es kaum, ihre Hände zuckten krampfhaft, und ihr Geist begann bereits, den Kontakt zur Wirklichkeit zu verlieren.
    »Habe ich dein Leben erst einmal Thenaar geopfert, wird wieder alles so wie früher sein. Meine Jugend, meine Schönheit sind ein Preis, den ich dafür gern zu zahlen bereit bin!«
    Dubhe fühlte ganz deutlich, dass sie willens war, diese letzte Barriere zu durchbrechen. Bereitwillig zog ihr Verstand sich zurück, um den Trieben das Feld zu überlassen, mit derselben Verzweiflung wie ein Selbstmörder jene letzte Tat ausführt, von der es kein Zurück mehr gibt.
    Die Geräusche ringsum verstummten, und Stille umfing sie. Sie fiel bereits in den Abgrund, in das schwarze Loch, das sich in ihr selbst auftat. Unten auf dem Grund loderten zwei Augen und erhellten diesen trostlosen Raum. Noch war es möglich, wieder hinaufzugelangen, noch hätte Lonerins Mittel es zugelassen. Doch sie hatte sich bereits entschieden. Tief atmete sie den säuerlichen Geruch von Reklas Körper ein, eine ungeheuerliche Hitze überkam sie, und während die glühenden Augen die Finsternis ihrer Verzweiflung verdrängten, spürte sie noch, dass die Bestie ihren Platz einnahm. Plötzlich war ihr, als bewege sich Rekla langsamer, wie unter Wasser. Jetzt stand ihr nur noch die traurige Gestalt einer fanatischen, vom Hass zerfressenen alten Frau gegenüber. Dubhe sprang vor, und die Bestie brüllte.
    Sie beobachtete sich selbst, wie sie sich mit

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