Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Akzent, der seinen Worten etwas sehr Elegantes gab.
»Wir sind euch zu unendlichem Dank verpflichtet für die Hilfe, die ihr uns gewährt habt«, erklärte Dubhe erleichtert.
»Ja, Makhtahars Brüllen hat uns zu euch geführt. Ein Feind von ihm hat euch angegriffen, wie hätten wir euch da unsere Hilfe versagen können?« Offenbar bezog sich der Gnom auf Rekla.
Und das Festmahl begann. Zunächst wurde ein Dankesgebet gesprochen, das Lonerin Dubhe in groben Zügen zu übersetzen versuchte, dann begann man, das Essen aufzutragen. Es schien sich wirklich um einen besonders feierlichen Anlass zu handeln, denn Gang auf Gang der köstlichsten Speisen wurde gereicht, wobei ein Teller jeder neuen Speise dem Vater des Waldes als Opfergabe dargebracht wurde.
Das Dorfoberhaupt war sehr diskret, stellte ihnen keine Fragen, sondern erzählte nur in ruhigem Ton von den Riten seines Volkes, von seinem Dorf und ihren Gewohnheiten, sodass Dubhe sich langsam in eine Atmosphäre hineingezogen sah, in der sie sich fast heimisch fühlte. Ghuar war liebenswürdig, die Gesten, mit denen die Huye ihre Opfergaben darbrachten, wirkten harmonisch und antik, ihre Gesichter lächelnd und freundlich.
Es war schon lange dunkel, als das Fest mit einem rituellen Tanz unter dem Vollmondhimmel zu Ende ging. Aus der Ferne klang das Brüllen der Drachen durch die Nacht.
»Hört ihr? Makhtahar antwortet uns, stimmt ein in unsere Gesänge. Er war es, der uns diesen wunderschönen Ort, an dem wir leben, schenkte. Er sorgt dafür, dass der Wald uns ernährt und uns Schutz bietet vor den Elfen.«
Dubhe fand es eigenartig, dass jemand in dieser Weise über die Elfen sprach. Sie selbst hatte von den Elfen ein friedliches Bild und konnte sich nicht vorstellen, dass sie in irgendeiner Weise eine Bedrohung für dieses gutmütige, großzügige Volk der Huye darstellten. Doch enthielt sie sich jeder Bemerkung und folgte nur schweigend der Zeremonie.
Erst als das Fest schon beendet war, lenkte Ghuar ihr Gespräch auf konkretere Dinge. Dazu führte er sie in einen abgetrennten Raum der Gemeinschaftshütte, setzte sich nieder und bat auch die beiden, Platz zu nehmen.
»Ich hielt es für angebracht, zu warten, bis es dir besser geht, um mit euch beiden zu reden«, erklärte er an Dubhe gewandt. »Ihr seid Reisegefährten, hat mir Lonerin gesagt, und teilt das gleiche Schicksal. Daher weiß ich, was euch hergeführt hat und wie ich euch helfen kann.«
Dubhes Herz begann etwas schneller zu schlagen, doch ihr fiel auf, dass Lonerin nicht überrascht war. Offenbar wusste er schon etwas.
»Es war Sennar, der Euch unsere Sprache lehrte, nicht wahr?«, sagte er. Ghuar lächelte wohlwollend. »Zwar stammen wir aus der Aufgetauchten Welt, aus der wir vor Jahrhunderten fortzogen, als die Elfen die Küste noch nicht besiedelt hatten. Doch von eurer Sprache hatte sich kaum etwas erhalten. Dann aber, vor fast vierzig Jahren, gelangte der Mann hierher, den ihr sucht.« Sowohl Lonerin als auch Dubhe lauschten noch aufmerksamer.
»Lange Zeit waren wir gut befreundet und haben uns häufig besucht. Von ihm lernte ich auch eure Sprache. Doch seit einigen Jahren suche ich ihn nicht mehr auf.«
Die beiden jungen Zuhörer erstarrten.
»Ich habe begriffen, dass ihm meine Gesellschaft nichts mehr bedeutet, dass er sich nur noch danach sehnt, allein zu sein. Seitdem stehen wir nur noch brieflich in Kontakt.«
»Dann lebt er also noch?«, warf Lonerin mit einem Seufzer der Erleichterung ein. Das Dorfoberhaupt nickte.
»Wie ich Euch bereits erklärte, ist unsere Mission von fundamentaler Bedeutung. Wir müssen Sennar unbedingt finden. Die Existenz der Aufgetauchten Welt hängt davon ab sowie auch das Überleben meiner Gefährtin.«
Ghuar lächelte. »Ich versuche ja gar nicht, euch davon abzubringen. Bedenkt jedoch, dass Sennar euch vielleicht gar nicht empfangen will.«
Das war im Moment nebensächlich.
»Wie können wir ihn finden?«, fragte Dubhe.
»Wenn ihr möchtet, werden wir euch zu ihm führen. Er lebt sechs Tagesreisen von hier entfernt.«
Dubhe war verwirrt. Sechs Tage, dann würde sie die Wahrheit erfahren. Es kam ihr ganz unwirklich vor. Die Errettung von dem Fluch war immer so fern gewesen, verschwommen wie ein Traum. Nun jedoch erschien sie so nahe wie noch nie.
Das weitere Gespräch zerrann für Dubhe zu einem undeutlichen Geplauder. Lonerin und Ghuar besprachen noch einige Dinge, legten ihren Abreisetag fest, während ihr Geist hingegen ganz beherrscht war
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