Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
ihren Kleidern und an den Traum, den sie vor ihrem ersten Erwachen in diesem Raum geträumt hatte.
»Ich habe nur einzigen Mann geliebt, und das war mein Meister. Er allein gab meinem Leben einen Sinn, gab mir Kraft, rettete mich, brachte mir alles bei, was ich weiß. Und als er dann starb, entstand eine Leere in mir, die ich in all den Jahren nie mehr füllen konnte. Egal wo ich war, suchte ich nach ihm, egal was ich tat, es geschah für ihn, im Gedenken an ihn. Und auch in dir, Lonerin, habe ich wieder nur sein Bild gesucht.«
Lonerin stand nur da, ließ die Schultern hängen und starrte sie entgeistert an. »Das kann nicht dein Ernst sein ...«
»Doch. Obwohl ich für kurze Zeit glaubte, du könntest der Mensch sein, nach dem ich mich sehnte. Ich glaubte, ich könnte mich an dich klammern und auf diese Weise dem Unheil entkommen. Aber es geht nicht. Auch wenn wir uns in der Grotte so nahe waren, fühle ich mich immer noch allein. Du denkst, um mich zu retten, reiche es aus, den Fluch zu besiegen. Nur darum drehen sich all deine Bemühungen. Die Liebe, die du für mich zu empfinden glaubst, ist nichts als Mitleid. Immer wieder sehe ich das in deinem Blick, wenn du mich anschaust.
Für dich bin ich nichts weiter als ein Opfer der Gilde, ein Mensch, den du deinen Todfeinden entreißen möchtest ...«
»Hör endlich auf!«
Dubhe schrak zusammen. Ganz plötzlich brach sich Lonerins Zorn Bahn.
»Hör doch endlich auf, mir weismachen zu wollen, dass es für uns beide besser sei!«, schrie er. »Nur du allein willst es so, du weist mich zurück, du willst nicht verstehen, dass ich dich wirklich retten kann, allein dadurch, dass ich dich liebe.«
Langsam glitt Dubhe an der Tür hinunter, an der sie lehnte, und fand sich am Boden sitzend wieder. Sie wollte nicht mehr, wollte ihm nicht weiter wehtun. Wie ein Dolchstoß ins Herz mussten Lonerin ihre Worte treffen. Aber es gab keinen anderen Weg. Jenna fiel ihr ein, das Leid, das sie auch ihm zugefügt hatte. Offenbar war auch das Schicksal, dass sie immer wieder andere verletzte, obwohl das gar nicht ihre Absicht war.
Lonerin kniete vor ihr nieder und ergriff ihre Hände. »Sag mir, dass du dich nur im Augenblick so fühlst. Ich flehe dich an. Sicher musst du nur mal darüber schlafen, morgen früh sieht das alles schon wieder anders aus.«
Dubhe schüttelte den Kopf. Dennoch näherte er sich ihr und schürzte die Lippen.
Sie wich zurück.
»Ich will nicht ...«
Sie drehte den Kopf weg, doch Lonerin nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie mit Gewalt. Erst als er sie schluchzen hörte, löste er sich von ihr. Sein Blick wirkte erschrocken.
Da nahm Dubhe die Hände vor die Augen und begann rückhaltlos zu weinen. Sie hörte, wie die Bodenbretter knirschten, als er sich vor sie setzte.
»Es tut mir so leid ...«, murmelte er, »ich weiß nicht ... oder eigentlich weiß ich ... ich weiß, dass ich nicht ohne dich sein kann.«
Dubhe nahm die Hände vom Gesicht und blickte ihn an. »Ich würde dich so gern lieben, Lonerin, wirklich. Meinst du denn, mir gefällt diese Einsamkeit, diese Trostlosigkeit? Meinst du, mir gefällt mein Leben? Aber ich kann es trotzdem nicht. Es geht nicht!«
Die Tränen erstickten ihre Stimme. Er versuchte ihre Hand zu ergreifen, aber sie zog sie zurück.
»Du machst einen Fehler, und nicht nur mir tust du weh, sondern vor allem auch dir selbst«, sagte Lonerin mit einer Stimme, die ganz fremd klang.
Dann stand er auf, und sie rückte gerade so weit zur Seite, dass er die Tür öffnen und das Zimmer verlassen konnte. Als sie hörte, wie sich die Tür wieder schloss, blieb sie sitzen und ließ den Tränen freien Lauf, gab sich ihm hin, all dem Schmerz, den sie in sich fühlte.
Die letzte Etappe
Vor Zorn bebend und mit dem Gefühl, ersticken zu müssen, überquerte Lonerin die Brücke, durchlief das Dorf immer schnelleren Schritts, bis er schließlich rannte. Die kühle nächtliche Luft schnitt ihm ins glühende Gesicht.
Er erreichte seine Unterkunft, riss die Tür auf und schlug sie hinter sich zu. Erst jetzt hielt er inne. Nur sein angespanntes Keuchen durchbrach die Stille. So stand er da und betrachtete die alltäglichen Dinge in seiner Kammer. Sein abgetragenes Gewand in einer Ecke, von dem er die Stoffstreifen abgerissen hatte, um Dubhes Wunden zu säubern. Die Kräuter und Fläschchen, die er gebraucht hatte, um den Trank für sie herzustellen, säuberlich aufgereiht auf dem Tischchen unter dem Fenster. Sein Bett mit den
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