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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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leben, stellte dann aber fest, dass auch Landwirtschaft betrieben wurde. Am Ausgang der Schlucht gab es einen großen eingezäunten, von einem Netz von Kanälen bewässerten Acker, auf dem die Frauen verschiedenste Gemüsesorten anbauten. Nur wenige davon kamen Dubhe bekannt vor.
    Noch ein Stück weiter entfernt bemerkte sie wieder diese majestätischen Drachen, die sie damals beim Höhlenausgang zum ersten Mal gesehen hatten. Offenbar hatten die Huye ihr Dorf in der Nähe eines Drachennestes errichtet, und Dubhe überlegte, dass dies wohl kein Zufall war. Sie fand die Bestätigung am oberen Teil der Felswand, an der das Dorf klebte: Eine Art hölzernes Totem stellte äußerst wirklichkeitsgetreu solch einen mächtigen Drachen dar. Der riesengroße Baum daneben war jenem Vater des Waldes ähnlich, unter dem sie einmal auf ihrer Reise gerastet hatten. Um den gesamten Stamm war eine große Hütte gebaut, die ein Holzdach aufwies und noch sorgfältiger gearbeitet erschien als die anderen. Kam ein Huye dort vorbei, legte er sofort eine Hand aufs Herz. Offenbar handelte es sich hierbei um einen heiligen, möglicherweise auch für das Dorf strategisch wichtigen Ort. Die Bewohner, denen Dubhe begegnete, schienen ebenso verlegen wie sie selbst und blickten sie mit einer Mischung aus Sympathie und Neugier an. Die Kinder versteckten sich hinter den Häuserecken und folgten ihr dann in einiger Entfernung, die Erwachsenen beobachteten sie aus den Augenwinkeln, zeigten verstohlen mit den Fingern auf sie und tuschelten, wenn sie vorüberkam. Dubhe fühlte sich nicht ganz wohl in ihrer Haut. Sie war es gewohnt, sich unauffällig zu verhalten, fast unsichtbar zu sein, und stand hier plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. Dennoch hatte diese scheue Neugier der Leute auch etwas Rührendes. Ihr einfaches, arbeitsames Leben, ihr würdevolles, stilles Auftreten, selbst ihre ein wenig komischen Körper erinnerten sie daran, wie ihr eigenes Leben in Selva hätte aussehen können, wenn ihr nicht dieses ganze Unglück zugestoßen wäre. Allem Anschein nach führte das Volk der Huye ein friedliches Dasein, wie sie es all die Jahre über nur von fern und voller Neid hatte betrachten können. Am Nachmittag kehrte sie rechtzeitig für ihre Behandlungen in ihre Hütte zurück. Als der Heilpriester gerade eine Kräutersalbe auf eine Wunde auftrug, trat Lonerin ein.
    Sein Gesicht wirkte erschöpft und mitgenommen, doch seine Augen strahlten. »Hier!«, rief er triumphierend und hielt eine Feldflasche hoch.
    Dubhe spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie wagte es kaum zu glauben. »Es war gar nicht so schwierig, ich musste nur Ambrosia hinzufügen. Was ja eigentlich nahelag. Du hast doch sicher den Vater des Waldes oben über dem Dorf gesehen. Nun, und dann noch einige weitere sehr interessante Kräuter, die hier wachsen ...«
    Lonerin redete so schnell, dass Dubhe kaum folgen konnte.
    »Und das wirkt als Gegengift?«, fragte sie fast schüchtern. »Natürlich tut es das! Es ist nur eine neue Zusammenstel lung. Und da ich jetzt die Pflanzen kenne, aus denen es gemacht wird, kann ich so viel davon herstellen, wie ich will, jederzeit.«
    Sein Gesicht strahlte, als er ihr die Flasche reichte, dabei den jungen Priester ein wenig zur Seite schob und sie, ohne ihm Beachtung zu schenken, in den Arm nahm. Dubhe wich ein wenig zurück, und einen Augenblick schaute Lonerin sie verwirrt an.
    »Für heute Abend hat uns das Dorfoberhaupt zum Essen eingeladen«, fuhr er dann fort. »In der langen Hütte oben beim Vater des Waldes. Es gibt auch noch gute Neuigkeiten«, fügte er geheimnisvoll lächelnd hinzu. »Ich komme dich dann rechtzeitig abholen.«
    Als Dubhe aus einem langen erfrischenden Nachmittagsschlaf erwachte, bemerkte sie sogleich, dass etwas auf ihrer Truhe lag. Neugierig stand sie auf und sah, dass es sich um Kleider handelte. Ihre eigenen Kleider waren ziemlich mitgenommen. Zwar hatte sie jemand gewaschen, aber bei den vielen Rissen und Schnitten war wenig zu retten gewesen.
    Sie setzte sich auf den Rand des Bettes und sah sich die neuen Kleider genauer an. Sie waren aus Leder, genauer jenem Wildleder, das hier zur üblichen Tracht zu gehören schien. Die Hose war vielleicht ein wenig kurz, aber wenn sie die Hosenbeine in die Stiefel steckte, würde das wohl niemandem auffallen. Das Wams hingegen schien die richtige Größe zu haben: Es war ärmellos, und auf die Brust war einer jener herrlichen Drachen dieses Landes aufgestickt.
    Dubhe zog

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