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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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unschätzbare Hilfe«, antwortete Lonerin.
    Seine Stimme klang rau und tief, und Dubhe fragte sich, ob er viel geweint hatte.
    Dann zogen sie los.
    Rasch verschwand das Dorf hinter ihnen, wurde verschluckt von einer der ersten Kehren, die sie passierten. Vor ihnen lagen viele neue Hoffnungen, und ebenso viele Abgründe taten sich auf.
    Der Gang der Kagua war recht seltsam, praktisch wankten sie bei jedem Schritt hin und her, was es nicht leicht machte, auf ihrem Rücken das Gleichgewicht zu halten. Dubhe hatte Reiten gelernt und fand, die Zügel fest in der Hand, schnell einen Rhythmus. Anders sah das bei Lonerin aus, der bleich wie ein Leintuch vornüber gebeugt auf seinem Kagua hing.
    Yljo lachte: »Keine Sorge, du wirst dich schon daran gewöhnen. Warte nur ein paar Stunden, dann hast du es raus.«
    Lonerin versuchte ein Lächeln, doch es war ihm anzusehen, dass er litt. Zum ersten Mal trafen sich nun ihre Blicke, und Dubhe fühlte sich wie durchbohrt davon. Ihr fiel auf, dass seine Augen geschwollen waren. Offenbar hatte er viel geweint und wenig geschlafen, und dies zu sehen, tat Dubhe weh. Sie fühlte sich schuldig, ein Gefühl, das sie nur zu gut kannte. Lange blickte er sie an, stellte es fast zur Schau, sein gezeichnetes, leidendes Gesicht, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder etwas anderem zuwandte.
    Den ganzen Tag über ritten sie, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Nur Yljo sorgte dafür, dass es nicht zu still wurde. Allem Anschein nach waren die Huye ein munteres, leutseliges Völkchen, das vor allem auch das Plaudern liebte. Yljo erklärte ihnen alles über die Eigenschaften und Verhaltensweisen der Kagua, berichtete von den Sagen, die sich um ihre Domestizierung rankten. Eher lustlos hörte Dubhe zu, war nur froh darüber, dass dieses Geplauder das Schweigen zwischen ihr und Lonerin füllte.
    Zu Mittag hielten sie nicht an, sondern aßen etwas auf den Rücken ihrer Reitdrachen. Die Kagua liefen unermüdlich, und Yljo betonte immer wieder, wie zäh sie seien und wie viele Meilen sie, ohne müde zu werden, zurücklegen konnten. Erst abends, als es dunkel wurde, rasteten sie. Den Proviant teilten sie gut ein und nahmen nur ein karges Mahl zu sich. Gleich darauf fiel Yljo in einen tiefen Schlaf. So blieben die beiden allein vor dem Feuer sitzen, starrten schweigend in die Flammen, und Dubhe überlegte, ob sie der peinlichen Situation ein Ende machen sollte, indem sie erklärte, dass es schon spät und Zeit zum Schlafen sei. »Hier, nimm.«
    Als sie spürte, wie Lonerins Hand ihren Arm streifte, zuckte sie zusammen. Sie schaute auf und sah, dass er ihr eine Feldflasche hinhielt. Sofort wusste sie, was drin war, und es versetzte ihr einen Stich.
    »Hier, dein Mittel, das darfst du nicht vergessen. Du willst doch leben, oder ...?« Sie starrte ihn blöd an. »Lonerin, ich ...«
    »Nimm einfach die Flasche und trink, sonst fühlst du dich morgen schon schlecht ...«
    Dubhe nahm sie entgegen. Sie war warm von Lonerins Körper.
    »Es tut mir leid, dass ich dir so wehgetan habe, wirklich, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr.«
    »Ich bin noch nicht so weit, dass ich darüber reden könnte. Wir haben ein gemeinsames Ziel: zu Sennar zu gelangen. Versuchen wir einfach, das zu erreichen, jeder für sich.«
    Dubhe schluckte die Tränen hinunter und zog die Nase hoch. »Wie du willst.«
    »Das ist es doch, was du wolltest. Versuch jetzt nicht, mich dafür verantwortlich zu machen.«
    »Du hast recht.«
    »Es ist spät, ich lege mich schlafen, und das solltest du auch tun.«
    Dubhe nickte nur. Sie löschte das Feuer mit etwas Wasser, und Finsternis legte sich über den Wald, in dem nur noch der pfeifende Atem der Kagua zu hören war. Lonerin hatte ihr demonstrativ den Rücken zugekehrt. Es war wirklich aus. Ein Ende, das sie gesucht und herbeigeführt hatte.
    Sie hüllte sich in ihrem Umhang ein und legte sich auf dem Teppich aus Moos und trockenem Laub nieder. Ob sie sich von allem anderen auch so leicht würde befreien können wie von Lonerins Liebe? Vielleicht hatte er ja recht, und hinter ihrem Verhalten stand nur Selbstmitleid, der Wunsch, sich im eigenen Schmerz zu suhlen, um dadurch besser mit den gar zu vielen Verlusten, mit all den Toten in ihrem Leben zurechtzukommen. Würde es ihr wohl gelingen, sich eines Tages, auch unter Schmerzen, wie eine Schlange zu häuten und wiedergeboren zu werden? Ein Ziel, das ihr jetzt undeutlich, ja unerreichbar vorkam.
    Sie schloss die Augen und ließ sich in den Schlaf

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