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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wiegen vom Atem der Nacht.

Der Prinz, der niemals König sein wird
    Ido beschloss, in der Dunkelheit aufzubrechen. Der schnellste Weg nach Laodamea führte durch das Große Land, war aber auch gefährlich, weil sie dort die meiste Zeit ohne Deckung sein würden. Deshalb schien es ratsam, nur nachts mit dem Jungen weiterzuziehen und tagsüber zu schlafen.
    Vorsichtshalber suchte er aber vor dem Aufbruch mit San noch das alte Waffenlager auf.
    Der große ovale Raum war mit Staub und Schimmel überzogen. Überall Spinnweben in den Ecken und verrostete Waffen an den Wänden. Doch in den Truhen fanden sich noch Klingen, die durchaus brauchbar waren. Das Waffenlager war in einem trockeneren Teil des Kanalsystems untergebracht worden, am Ende eines Ganges, den Idos Leute zur Zeit des Widerstands selbst in den Fels geschlagen hatten und der relativ weit entfernt von allen Kanälen verlief.
    Ido griff sich ein Schwert aus dem Haufen, das ihm noch ganz gut erhalten erschien, und wandte sich damit zu dem Schleifstein, um es zu schärfen.
    »Wozu dieses Schwert? Du hast doch schon eines?«, fragte San mit hoher Stimme.
    »Das ist für dich.«
    Der Junge erblasste.
    »Kein Sorge, es ist nur für den Notfall.«
    San antwortete nicht.
    »Hast du so was schon mal in der Hand gehabt?«
    San nickte mit unsicherer Miene. »Mein Vater hat oft mit mir geübt, seit ich ein kleiner Junge war. Aber ich hatte nie Gelegenheit, richtig zu kämpfen.« »Wollen wir mal hoffen, dass es auch diesmal nicht dazu kommen wird. Aber mach dir klar, dass du jederzeit zu allem bereit sein musst.«
    Er reichte ihm die Waffe zusammen mit einer ziemlich zerschlissenen ledernen Scheide. Dann fochten sie ein wenig, gerade lange genug, um Sans Grundkenntnisse aufzufrischen, und Ido merkte, dass der Junge gut war, vielleicht ein wenig zu steif, aber begabt. Und man hatte ihm die richtigen Dinge beigebracht.
    Allerdings war nicht zu übersehen, dass San widerwillig und unkonzentriert kämpfte. »Hast du nicht gesagt, dir macht das Fechten Spaß?«
    »Ja, schon.« Der Junge senkte den Blick. »Aber ich verstehe das nicht. Du hast doch gesagt, du würdest mich beschützen, und nun gibst du mir eine Waffe, und ich ...«
    »San, ich bin doch verwundet und ich fühle mich einfach sicherer, wenn auch du bewaffnet bist. Aber du wirst das Schwert nicht gebrauchen müssen, keine Bange.«
    Ido sah, dass Sans Augen feucht wurden. Mit Macht brach das Kind in ihm hervor.
    »Glaub mir, ich werde schon verhindern, dass dir etwas zustößt«, fügte der Gnom in entschlossenem Ton hinzu. »Aber du musst auch verstehen, dass wir auf alles vorbereitet sein müssen. Das gehört auch zu einem guten, erfahrenen Krieger, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, und ein sehr erfahrener Krieger bin ich auf alle Fälle noch. Glaub mir.«
    Mit dem Wamsärmel wischte sich San die Tränen von den Wangen und nickte dann.
    »Ausgezeichnet. Jetzt leg dich schlafen. Wenn es dunkel ist, machen wir uns auf den Weg.«
    19 Das Pferd war in guter Verfassung. Sie hatten es im Stall ruhen lassen und mit allem versorgt, was sie in den Vorratskammern noch hatten finden können. Das war immerhin eine gute Ausgangsposition, denn sie würden ohne Pause reiten und jeden Augenblick, den ihnen die Dunkelheit gewährte, ausnutzen. Sicher würde es auch nicht leicht werden, tagsüber in der weiten Ebene einen Platz zum Schlafen zu finden, aber einige wenige Stunden mussten drin sein. Als sie sich auf den Weg machten, stand noch kein Mond am Himmel, und kaum waren sie durch den Ausgang geschlüpft, presste sich San sofort ängstlich an den Gnomen. »Aber man sieht ja gar nichts.« »Das kommt dir nur so vor ...«
    Er selbst hatte schon Tausende von Nachtwanderungen hinter sich gebracht, kannte alle Tücken der Dunkelheit und wusste, wie er sich zu verhalten hatte. Auch sein verbliebenes Auge hatte er lange darauf trainiert, und als sein Körper irgendwann begann, seinem hohen Alter Tribut zu zollen, hatte er sich mehr und mehr auf seine Sinnesorgane verlassen.
    Die ganze Nacht waren sie unterwegs, aßen nur kurz etwas, nachdem sie schon ein weites Stück zurückgelegt hatten, und stiegen erst gegen Morgen vom Pferd, um sich auszuruhen.
    Ido packte eine Plane aus, die er aus dem Waffenlager mitgenommen hatte. Sie bestand aus dem gleichen Material wie jene, mit der auch der Einstieg zu den Kanälen getarnt wurde, und war ideal, um ein einfaches Zelt zu errichten. So hatten sie größere Aussichten, unbemerkt zu

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