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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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in den Adern gefror. Gleich darauf ein weiterer Schrei sowie ein greller Blitz, der ihn blendete.
    Als er das Auge wieder öffnen konnte, sah er nicht weit entfernt eine gigantische Gestalt am Boden, und daneben zwei nicht klar zu erkennende Bündel. Der Drache, das Pferd und der Junge. »San«, schrie Ido und wollte loseilen, doch er kam nicht dazu, weil eine Klinge plötzlich haarscharf an seinen Kopf vorbeischoss. Im letzten Moment wich er aus, fuhr herum und erkannte ihn auf Anhieb. Fünf Jahre waren seit damals vergangen, und in dieser Zeit war ein richtiger Mann aus ihm geworden. Sein dürrer, ausgezehrter Knabenkörper hatte sich zum athletischen, muskulösen Leib eines jungen Mannes entwickelt, doch seine Augen und sein Gesicht strahlten immer noch etwas aus, das Ido an den Jüngling erinnerte, dem er seinerzeit am Fuß des Thals das Leben geschenkt hatte. Ein Jüngling, der damals getötet werden wollte und über das Schlachtfeld geflogen war, um nach Überlebenden Ausschau zu halten.
    Seine Augen waren tiefgrün, sein Blick undurchdringlich und kalt, während sein kurzes, zerzaustes Haar so blond war, dass man es jetzt im blassen Licht des Mondes leicht für weiß halten konnte.
    »Learco!«, rief Ido aus.
    Der junge Ritter verzog keine Miene, hielt sein Schwert fest in der Hand auf Ido gerichtet. Seine Rüstung war mit Erde verdreckt. Wahrscheinlich war er vom Drachen gestürzt, als der Blitz auch sein Tier geblendet hatte.
    »Mein Vater will den Jungen haben. Überlass ihn mir, dann wird alles gut.« Seine Stimme klang kalt und monoton.
    Ido lächelte höhnisch. »Wenn ich mich recht erinnere, warst du vor fünf Jahren nicht mehr in der Lage, Forderungen zu stellen. Ganz im Gegenteil, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, habe ich dein Leben geschont ...« »Ich will nur den Jungen, Ido.«
    Dann hatte er ihn also noch nicht in seiner Gewalt. Aber was war das eigentlich für ein Lichtstrahl gewesen, der alle geblendet hatte? Der Gnom konnte es sich nicht erklären und hatte auch keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Jetzt ging es in den Kampf.
    Mit einem Satz stürzte er sich auf den jungen Ritter, doch sofort meldete sich seine Rippe, und ein heftiger Schmerz nahm ihm den Atem. Learco parierte ohne Mühe. Ja, er war wirklich nicht mehr das Bürschchen, das er fünf Jahre zuvor noch gewesen war.
    Ido hatte nie darüber nachgedacht, was wohl aus ihm geworden sein könnte. Er hätte erwartet, dass er das Kämpfen bald drangegeben hätte, von seinem Vater verstoßen oder auch an irgendeiner schlimmen Krankheit gestorben wäre. Dies war ja häufig das Schicksal junger Männer, die zu früh die Schrecken des Krieges kennenlernten und eine zu große Verantwortung trugen, ohne dafür bereit zu sein. Das Leben zerstörte sie, und sie starben in jungen Jahren. Nie hätte er geglaubt, Learco noch einmal wiederzusehen.
    Nun ließ er sich nicht aus dem Konzept bringen durch Learcos geschickte Parade. Ungeachtet der Schmerzen, drehte er die Klinge, löste sie von der seines Gegners und griff wieder an. Nur aus dem Handgelenk heraus ließ er die Waffe tanzen, ein Stil, der unerfahrene Gegner verwirrte, die bald nicht mehr diesem flinken Spiel folgen konnten.
    Aber jetzt hatte er kein Glück damit. Learco schien kampferprobt zu sein, denn er tat es dem Gnomen gleich und beantwortete Hieb auf Hieb. Kein Tempowechsel brachte ihn aus der Fassung, in keinem Augenblick verlor er die Übersicht, er focht schnell, behände. Ein letzter Stoß, dann ging Ido wieder auf einen sicheren Abstand zurück. »Du hast Fortschritte gemacht.« Learco antwortete nicht. »Weißt du, warum dein Vater hinter dem Jungen her ist?«
    Learco schien verblüfft. »Das interessiert mich nicht. Er hat mir einen Befehl erteilt, und ich als sein Untergebener führe ihn aus.«
    Ohne Vorwarnung griff der Königssohn an, mit einem ungewöhnlichen Stoß von unten, und Ido musste auf eine Weise parieren, die ihm wenig vertraut war. Dadurch geriet er ins Hintertreffen, und Learco begann, ihm zuzusetzen, drängte ihn immer mehr zurück. Das war Ido schon lange nicht mehr passiert. Viele Jahre lang hatte ihn im Zweikampf niemand mehr ernsthaft in Schwierigkeiten gebracht. Dieses finstere, von Machenschaften und Intrigen geprägte Zeitalter hatte keine Krieger mehr hervorgebracht, die es nur annähernd mit Männern vom Schlag eines Deinoforo hätten aufnehmen können, jenem Ritter der Schwarzen Drachen, der ihm eine Auge entrissen hatte und den er selbst

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