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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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und wenn man es erlebt, kommt man nicht mehr auf die Beine. Ich bin am Ende, ich bin nicht mehr der Mann, der die Geschichte der Drachenkämpferin geschrieben hat, bin nicht mehr der Mensch, dem Argumente zur Verfügung stehen, die Aster widerlegen können. Spräche ich heute noch einmal mit ihm, würde ich ihm vielleicht recht geben «
    »Nein, Ihr seid bloß erschöpft. Der Verlust von Nihal, die Flucht Eures Sohnes . . . Ich kann mir vorstellen, wie dies einem Menschen zusetzt«, entgegnete Lonerin. Allein schon die Erwähnung dieser beiden Ereignisse schien Sennar tödlich zu treffen. Er krümmte sich wie unter Schmerzen und schüttelte dann den Kopf. »Es tut mir leid, ich kann nichts für euch tun. Noch einmal den Kampf aufnehmen, schaffe ich nicht, dazu fehlt mir die Überzeugung.« Lonerin nahm den Kopf zwischen die Hände, und Dubhe hatte das Gefühl, ihm beispringen zu müssen. Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich die Ziele seiner Mission längst zu eigen gemacht hatte, so als habe er sie ihr in irgendeiner Weise auf ihrem gemeinsamen Weg zu Sennar übertragen. »Dann helft uns doch Eurem Sohn zuliebe.«
    Sennar richtete sich auf und schaute sie durchdringend an. »Wisst ihr, wo er lebt? Habt ihr ihn gesprochen?«
    Dubhe schüttelte den Kopf. »Aber wir wissen, dass er in Gefahr ist.« Sennars Augen blitzten vor Anspannung und Sorge.
    Von Dubhes Beistand ermuntert, ergriff nun Lonerin wieder das Wort, sah er doch plötzlich eine Möglichkeit, die Verzweiflung des greisen Magiers aufzubrechen. »Der Anführer der Gilde heißt Yeshol.«
    Sennar nickte. »Ja, den Namen habe ich in den erwähnten Schriften gefunden, ein von einer grenzenlosen Verehrung für seinen Herrn erfüllter Mann.«
    Dubhe erkannte in dieser Beschreibung exakt den Schurken wieder, der ihr die Ketten der Gilde angelegt hatte.
    »Und diesem Yeshol ist es gelungen, Asters Geist aus dem Reich der Toten wiederkehren zu lassen?«
    »Ja, ich habe ihn gesehen«, mischte sich Dubhe sogleich wieder ein, »ich sah das undeutliche Gesicht eines Knaben, das in einer erleuchteten Kugel umherschwamm, in einem geheimen Raum im unterirdischen Bau der Gilde.« »Und woher weißt du, dass es Aster war?« Sennars Interesse schien geweckt. »Es ähnelte stark den Darstellungen Asters, die man überall im Sitz der Gilde sieht. Denn diese Sekte verehrt ihn wie einen Messias.«
    Wieder verzog sich Sennars Miene zu einem bitteren Lächeln.
    »Und nun suchen sie einen Körper. Den Körper eines Halbelfen«, erzählte Lonerin weiter.
    Kaum merklich richtete sich der alte Magier auf, und seine Augen blitzten. Jetzt war ihm alles klar. »Tarik . . . «
    »Euer Sohn . . . «
    »Oder seine möglichen Kinder . . . « , fuhr Sennar fort, so als überlege er bei sich. Seine Stimme zitterte.
    »Und eben deswegen sind wir zu Euch gekommen, um Euch um Hilfe zu bitten, auch Eurem Sohn zuliebe.«
    Doch Sennar war mittlerweile in seinen Erinnerungen versunken. »Immer noch neues Leid bringt mir das Leben. Es reicht ihm noch nicht, was es mir bisher zugefügt hat . . . «
    Plötzlich schien der Magier noch stärker gealtert, erzählte mit monotoner, schmerzerfüllter Stimme, und Dubhe überkam ein Mitgefühl, das sie förmlich zerriss.
    »Tarik war fünfzehn, als er von mir fortging und voller Zorn die Tür hinter sich zuschlug. Für ihn gab es nur seine Mutter, und er konnte es mir nie verzeihen, dass es mir nicht gelungen war, ihren Tod zu verhindern.«
    Er schloss die Augen, so als hänge er längst vergangenen Bildern nach. »Ich wollte ihn wiederfinden, ihn wiedersehen, um noch einmal neu zu beginnen und ungeschehen zu machen, was vorgefallen war.«
    Eine einzelne Träne lief ihm über die eingefallene Wange. Er öffnete die Augen, versuchte, wieder in die Gegenwart zu finden.
    »Wenn ihr möchtet, könnt ihr bleiben und im Heuschober schlafen. Oarf wird euch in Ruhe lassen. Es ist schon spät, und ich bin müde, zu müde, um jetzt irgendeine Entscheidung zu fällen. Wir unterhalten uns morgen weiter, ich brauche meinen Schlaf . . . « Dubhe und Lonerin nickten und standen auf.
    Sennar brachte sie zum Heuschober und machte ihnen umständlich zwei Lager zurecht. Anschließend verschwand er eine Weile und kehrte mit zwei Schüsseln Suppe zurück, die er wortlos, in ein beharrliches Schweigen gehüllt, auf dem Boden neben ihnen abstellte. Dann ließ er sie allein.
    Schweigend schlürften Dubhe und Lonerin ihre Suppe, obwohl sich die lähmende Befangenheit zwischen ihnen

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