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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Streitkräfte war an die Fronten im Innern verlegt worden, was dem Rat der Wasser zunächst einmal eine Atempause von einigen Monaten gewährte. Yeshols Männer hingegen waren überall. Da waren nicht nur die Assassinen, die Ido gehetzt hatten. Andere hatten in jüngster Zeit sogar versucht, sich in den königlichen Palast einzuschleichen, waren zum Glück aber noch rechtzeitig enttarnt worden.
    Als Nächster erstattete Ido Bericht, zunächst über seine Suche nach Tarik und dann über all das, was er mit San erlebt hatte.
    Dann kam Lonerins lange Erzählung, und erst als es draußen schon stockdunkel war, kam endlich auch Sennar zu Wort.
    Als Ido ihn ankündigte, kam plötzlich Bewegung in die Menge. Sennar war eben immer noch eine Legende, und alle fühlten sich, als werde mit ihm nun die Vergangenheit selbst wieder lebendig.
    Auch Dubhe horchte auf, als er das Wort ergriff. Sie hatte sich immer gefragt, wie seine Stimme klingen mochte, wenn er in der Öffentlichkeit sprach, und welche rhetorischen Künste er beherrschen mochte, Künste, mit denen es ihm unter anderem gelungen war, sich vom Rat der Magier in die Untergetauchte Welt entsenden zu lassen.
    Doch kaum hatte er zu sprechen begonnen, machte sich eine gewisse Enttäuschung bei ihr breit. Sennar schien aufgeregt, und seine Hände zitterten. Sie überlegte, dass es wohl auch für ihn nicht leicht war, den Ruhm der Vergangenheit neu zu beleben und nun wieder eine Rolle zu spielen, die er so viele Jahre zuvor eigentlich schon aufgegeben hatte.
    Doch nach und nach legte sich die Anspannung, und langsam zogen seine Worte, die an Ereignisse erinnerten, die viele der Versammelten nur aus den Geschichtsbüchern kannten, die ganze Zuhörerschaft in ihren Bann.
    Er sprach über Aster als einen Mann, den er persönlich kennengelernt hatte, und über eine Aufgetauchte Welt, die in vielerlei Hinsicht anders als die heutige und ihr doch wieder so entsetzlich ähnlich war. Vor allem aber sprach er furchtlos und ohne Zurückhaltung über schwarze Magie und ver botene Zauberformeln, und dies mit der Kompetenz eines Menschen, der alles gesehen hat und vor keiner Hölle zurückgeschreckt ist.
    Mit verständlichen, nüchternen Worten beschrieb er den Zauber, mit dem Asters Geist zu befreien und in die Welt der Toten zurückzuweisen wäre, und erklärte zum Schluss, was wohl niemand von ihm erwartet hätte: »Dieser Zauber ist überaus kompliziert und riskant, und wäre ich noch dazu in der Lage, würde ich selbst dafür bereitstehen. Aster hat mein Leben so stark geprägt, dass ich ihm diesen Gegenzauber eigentlich schulden würde. Aber ich kann nicht. Meine magischen Kräfte sind fast vollständig verbraucht und würden niemals ausreichen, um einen Zauber dieses Ausmaßes zu bewältigen. Noch einmal ganz deutlich: Ich bin nicht mehr in der Lage, diesen Ritus zu vollziehen. Das ändert aber nichts daran, dass ich dem Magier, der diese Aufgabe übernimmt, mit Rat und Tat zur Seite stehen werde. Ich will ihn alles lehren, was er können muss, und ihn auch auf seiner Mission begleiten.«
    Ein leichtes Raunen durchlief den Saal. Gewiss hatte manch einer gehofft, Sennar bleibe beim Rat in Laodamea, und sei es auch nur als moralische Unterstützung, für die allein schon seine Gegenwart ausgereicht hätte.
    »Es hat sich bereits jemand erboten, die Aufgabe zu übernehmen, und auch wenn ich einer Entscheidung des Rats nicht vorgreifen will, halte ich diesen Magier tatsächlich auch für den geeignetsten Mann. Ich spreche von dem jungen Zauberer, der mich dazu brachte, meine einsame Klause zu verlassen und in die Aufgetauchte Welt mitzukommen, um hier endgültig ein langes Kapitel meines Lebens abzuschließen.«
    Mit diesen Worten nahm Sennar wieder Platz, während sich im Saal nachdenkliches Schweigen breitmachte.
    Nach einigen Augenblicken stand Ido auf: »Ich denke, wir sind alle erschöpft von der langen Sitzung. Deshalb schlage ich vor, dass wir uns auf morgen vertagen. Heute haben wir alles erfahren, was wir wissen müssen, um über unser weite res Vorgehen zu entscheiden. Ich denke, die Nachtruhe wird uns dabei helfen, die richtigen Wege zu finden, mit denen sich unsere Ziele erreichen lassen.« Er löste die Versammlung auf, und schweigsam und erschöpft zogen sich alle zurück. Gewiss, alle waren müde, aber diese Erschöpfung rührte wohl auch von den großen Gefühlen des Tages her, der Freude, Sennar wiederzusehen, und den Sorgen angesichts einer unsicheren Zukunft.
    Dubhe

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