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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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er sich noch näher heran, während ihn der Junge aus großen Augen beobachtete.
    Nun war er nur noch einen Schritt entfernt und konnte den Assassinen bereits riechen: Er schien ganz ahnungslos zu sein. Doch gerade als Ido die Hand auf das Heft seines Schwertes legte, fuhr der Mann herum, den Dolch bereits in der Hand, um ihn im nächsten Augenblick in der Kehle des Angreifers zu versenken. Ido schaffte es gerade noch, aufzuspringen und das Schwert zu ziehen. Eine Weile standen sie sich so gegenüber, mit den Waffen in Händen, und studierten sich. »Du bist schnell«, bemerkte der Assassine.
    Wie eine Schlange sieht er aus, dachte Ido, mit dieser platten Nase und dem schmalen Mund. »Du auch.«
    Da geschah es. Der Mann schnellte vor, den Dolch auf den Oberkörper von Ido gerichtet, der sein Schwert ein wenig heruntergenommen hatte. Und während er noch zur Seite sprang, spürte er schon, wie ihm die Klinge in die Hüfte fuhr. Der Schmerz war so heftig, dass sich alle Muskeln verkrampften. Verdammt, halt durch, Alter Ido reagierte, ließ sein Schwert niederfahren, doch der Assassine sprang zur Seite, gelangte dadurch neben den Gnomen und packte ihn am Hals. Ido war überfordert. Er hatte eine tiefe Wunde davonge tragen, seine Hände kribbelten, und er konnte kaum noch das Schwert halten. Warum ist er nicht so erschöpft wie ich?
    Mit der freien Hand legte ihm der Assassine eine Schlinge um den Hals und begann zuzuziehen. Ido stemmte sich dagegen, rang nach Luft und schaffte es schließlich mit letzten Kräften, den Assassinen mit dem Heft seines Schwertes zu traktieren. Der musste seine Beute loslassen. Ido nutzte die Gelegenheit, um noch einmal zuzuschlagen, streifte ihn aber nur, und schon hatte der andere wieder den Dolch auf ihn gerichtet.
    Obwohl seine Reflexe fast eingeschlafen waren, gelang es Ido immer wieder, zu parieren, wurde jedoch schwächer und schwächer dabei. Schließlich versuchte er nur noch, dem Funkeln der Dolchklinge zu folgen, so als gebe es nichts anderes mehr um ihn herum.
    Dann nahm er das Schwert noch einmal in beide Hände und schaffte es mit enormer Anstrengung, den Schmerz zu verdrängen, um mit aller Gewalt zuzuschlagen. Diesmal traf er und spürte, wie die Klinge in das Fleisch seines Widersachers eindrang. Der Assassine stöhnte kurz auf, krümmte sich, und der Dolch fiel ihm aus der Hand. Vielleicht schaffe ich es doch, dachte Ido.
    Plötzlich merkte er aber, dass der andere ihn angrinste. Dann eine blitzschnelle Drehung, und schon war er wieder neben Ido, stieß ihn zu Boden und sprang ihm mit dem Knie voran ins Kreuz. Ein entsetzlicher Schmerz durchfuhr die Brust des Gnomen. Wehrlos lag Ido da.
    Der Erschöpfung und dem Alter erlegen, welch idiotischer Tod, dachte er.
    Schon legten sich die Hände des Assassinen um Idos Hals und drückten zu. Seine Arme zitterten leicht, ein Zeichen, dass der Gnom ihn doch schwerer verwundet hatte. Doch was nützte es? Ido konnte sich nicht mehr wehren, sich nicht einmal mehr winden, um irgendwie freizukommen. Da merkte er plötzlich, dass sich der tödliche Griff lockerte, und gleich darauf hörte er einen dumpfen Schlag. Das war doch nicht möglich! Sein Hals war frei, und keuchend versuchte er, zu Atem zu kommen.
    »Geht's?«
    Eine Jungenstimme. Ein verschmutztes Gesicht mit glänzenden Augen trat in sein Blickfeld. San. San hatte den Assassinen niedergeschlagen. Jetzt stand er über ihn gebeugt da, zitterte, und sein Gesicht war blass, seine Miene erschüttert. »Ruhig, ruhig«, murmelte Ido, vielleicht vor allem zu sich selbst. »Ich hab ihn erwischt, aber ich weiß nicht, ob er tot ist ...«
    Ido konnte sich nicht vergewissern, nahm aber an, dass der Mann nur bewusstlos war. Sie mussten sich also beeilen, weil der Assassine wohl bald wieder zu sich kommen würde.
    »Hilf mir!« Und der Junge ergriff Idos Arme und half ihm auf. Dabei spürte der Gnom, wie sich seine Wunde dehnte, doch noch schlimmer waren die Schmerzen im Brustkorb. Vielleicht hatte ihm der Assassine eine Rippe gebrochen. »Zieh dein Wams aus und reiß einen langen Stoffstreifen ab. Du musst mich verbinden, um die Blutung zu stoppen.«
    San schluchzte, schien kurz davor, in Panik zu geraten. Dennoch führte er genau aus, was Ido von ihm wollte, und dem Gnomen fiel auf, dass er keinen Schmerz verspürte, als der Junge seine Wunde versorgte. Im Gegenteil.
    Er hielt sich nicht damit auf, nach dem Grund zu fragen, und auch nicht, wie San sich von seinen Fesseln befreien konnte.

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