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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Sie mussten auf das Pferd, die Zeit drängte.
    San hatte seine Sache gut gemacht, der Verband war fest, doch das Aufsteigen war dennoch entsetzlich. Immer wieder schwanden Ido die Sinne. Schließlich schaffte er es, aber er würde wohl nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben. »Setz dich hinter mich, und nimm die Zügel in die Hand.« Der Junge verstand nicht, stieg aber auf.
    »Folge dem roten Stern dort am Horizont, dort ist Westen, dort liegt das Land des Feuers. Wenn es hell wird, wirst du den Thal, einen großen Vulkan, erblicken ... Reite immer weiter auf ihn zu und lass dich nicht davon abbringen.« San brach in Tränen aus und schluchzte: »Ich kann das nicht allein ...« »Du musst, San, es geht nicht anders. Reite los«, forderte Ido ihn mit schwacher Stimme auf. Das Pferd rührte sich nicht. San war wie gelähmt.
    »Du schaffst das! Was soll so schwer daran sein, einem roten Stern zu folgen? Morgen weckst du mich auf, und dann nehme ich die Zügel in die Hand. Aber jetzt muss ich schlafen, San, wieder zu Kräften kommen, sonst schaffen wir es nicht.«
    Der Junge blickte ihn einen Moment schweigend an und nickte dann. Ein Tritt mit dem Fuß in die Seite des Pferdes, und sie setzten sich endlich in Bewegung. San weinte immer noch, hielt sich aber gut. Er war wirklich ein tapferer Junge, und bevor er das Bewusstsein verlor, lächelte Ido.
    Die Sonne brannte ihm ins Gesicht und riss ihn aus dem Schlaf. Um ihn herum war nur Licht, grell, unerträglich ...
    Vielleicht ist dies das Jenseits, von dem die Priester erzählen, und gleich kommt Soana mich abholen . . .
    Ein heftiger Schmerz in der Brust machte ihm klar, dass er doch nicht tot war, während sein Blick langsam schärfer wurde.
    Mit zum Schlitz verengten Auge erkannte er eine Landschaft, die ihm wohlvertraut war: der rauchende Thal geradeaus vor ihm, und ringsumher die Feuerwüste seiner Heimat. Er blickte sich um. San lag vornüber gesunken mit dem Kopf auf Idos Rücken, sein Wams verdreckt und aufgerissen, eine Wange blau geschwollen. An der Hüfte spürte Ido eine seltsame Wärme. Eine Hand des Jungen lag auf seiner Wunde, und ihm war, als sei sie von einem vagen Lichtschein umgeben. »Guten Morgen ...«, murmelte er. Wie von der Tarantel gestochen, fuhr San hoch. »Ich hab nichts Böses getan, ich schwöre es!« Ido verstand nicht. »Ist doch alles in Ordnung, ich habe nur Guten Morgen gesagt.« San schaute ihn verwirrt an. »Eigentlich ist es guter Brauch, den Gruß zu erwidern.« »Guten ... guten Morgen«, stammelte San verunsichert.
    Ido war immer noch zu benommen, und sich Gedanken zu machen über die Geheimnisse, die den Jungen zu umgeben schienen. »Glückwunsch«, sagte er nur, »du hast es geschafft.«
    San errötete leicht.
    Der Gnom betastete seinen Verband. Er war trocken, das Blut war gestillt, nur ein erneuter Stich im Brustkorb erinnerte ihn an die wahrscheinlich gebrochene Rippe. Doch er musste sich zusammenreißen und jetzt selbst die Zügel in die Hand nehmen. San stieg ab und setzte sich vor ihn.
    Er war recht groß für sein Alter, und sein Haar wies nur einen leichten bläulichen Schimmer auf. Seine Augen jedoch, obwohl von Müdigkeit und Tränen geschwollen, waren genau die seines Vaters. Auch wie die von Nihal. Mit Bestürzung wurde Ido klar, dass San dies gar nicht wissen konnte. Seine Großmutter hatte er nie kennengelernt.
    Eine Weile ritten sie schweigend unter der stechenden Sonne des Landes des Feuers dahin. Die drei Jahre, die er nicht mehr hier gewesen war, kamen Ido nun wie Jahrhunderte vor. Obwohl er nur eine kurze Zeitspanne seines Lebens im Land des Feuers verbracht hatte, war dies sein eigentliches Vaterland, das gelobte Land, für das er geblutet hatte und das er doch nicht hatte schützen können. Es barg so viele schmerzliche Erinnerungen für ihn, dass er San dankbar war, als dieser jetzt mit einer Frage das lange Schweigen durchbrach.
    »Wohin reiten wir eigentlich?«
    »Kennst du die Gegend?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nie aus dem Land des Windes hinausgekommen. Mein Vater will ...« Erschrocken schwieg er einen Moment und verbesserte sich dann. »Mein Vater wollte immer zu Hause bleiben.« »Wir sind im Land des Feuers.«
    Ob er überrascht war? Ido wusste es nicht, denn er konnte sein Gesicht nicht sehen.
    »Wir reiten zu einem Versteck, wo uns keiner findet. Dort versuche ich wieder zu Kräften zu kommen, und auch du musst dich erholen. Wenn man dich so ansieht ...« Er zögerte

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