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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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eine Weile, bis er sich erholt hatte, dann sprang er auf, erfüllt von einem unbändigen Zorn.
    Die Arme gefesselt, lag der Assassine am Boden, wand sich und schrie: »Elender Hund!«
    Was für ein Bild', dachte Lonerin. Er hatte einen Assassinen, einen der Mörder seiner Mutter, bezwungen, und der zappelte nun wie eine Fliege im Spinnennetz. Der gehört mir, ich kann mit ihm machen, was ich will. Er wollte mich umbringen, aber ich habe ihn besiegt. Jetzt kann ich ihn töten. Und dazu habe ich allen Grund der Welt. Niemand kann mich dafür verurteilen.
    Mit vor Erregung zitternder Hand hob er den Dolch. Vom Blut war seine Handfläche glitschig, aber das war jetzt ohne Bedeutung. Der Assassine spuckte und versuchte, etwas zu sagen, doch Lonerin stellte ihm einen Fuß auf die Brust. »Halts Maul!« Er hatte noch nie jemanden getötet, doch in diesem Mo ment, drängte es ihn, es zu tun, jetzt sofort, an Ort und Stelle, ohne lange zu fackeln. Sein ganzes Leben hatte er damit zugebracht, seinen Hass auf die Gilde zu unterdrücken. Um sie zu besiegen, hatte er nicht zu Waffen greifen, sondern sich auf die Magie stützen wollen und war Folwars Lehren gefolgt, die es ihm erlaubten, den Hass unter Kontrolle zu halten. Doch nun schienen all die Jahre, in denen er sich bemüht hatte, den Wunsch nach Rache loszuwerden, vergebens gewesen zu sein. Im Grund war nicht ein einziger Tag vergangen, an dem er nicht daran gedacht hätte, die ganze Sekte, die seine Mutter umgebracht hatte, auszulöschen.
    Mir steht es zu, zu richten. Mir steht es zu, Vergeltung zu üben für all das Leid, das uns angetan wurde. Es ist mir nicht gelungen, meine Mutter zu retten. Aber Dubhe zu retten, ist mir noch möglich. Ich muss es tun!
    Als er den Dolch hob, zeigte der Mann zu seinen Füßen keinerlei Angst, sondern eher den Blick eines Menschen, der erleichtert darauf wartete, nun bald frei zu sein. Lonerin zögerte jedoch. Irgendetwas hinderte ihn, diesen Schritt zu tun.
    »Was ist? Schaffst düs nicht?«, lächelte Filla.
    Tu es! Jetzt, sofort!
    Die erhobene Klinge funkelte, sein Körper bebte.
    Tu es!
    Er schrie auf und stach die Klinge in den Boden, nur einen Hauch vom Kopf des Mannes entfernt.
    »Nein, das schaffst du nicht! Das schaffst du nicht, mich zum Mörder zu machen, zu etwas, wogegen ich mein ganzes Leben lang bekämpft habe!«
    So laut hatte er gebrüllt, dass ihm die Kehle schmerzte. Er fiel zu Boden und nahm das Gesicht in die Hände. Wie groß die Verzweiflung auch sein mochte und wie unbändig das Verlangen, er würde es nicht tun. Er würde nicht töten. Hätte er es getan, wäre sein ganzes Leben seit dem Tod seiner Mutter vergebens gewesen.
    Er hörte, wie der Mann neben ihm lachte. Ein bitteres, verzweifeltes Lachen.
    »Feigling«, murmelte er.
    »Das kannst du nicht verstehen«, knurrte Lonerin, den Blick starr zu Boden gerichtet, »das ist die tiefe Kluft zwischen dir und mir. Du verstehst es nicht und wirst es nie verstehen.«
    »Ich glaube, du bist es, der hier nicht versteht«, erwiderte der andere und blickte zum Himmel auf.
    Lonerin hob den Kopf und sah ihn fragend an. Dann ein unmenschlicher Schrei, der beide erbeben ließ.

Verschüttete Erinnerungen
    Früh am Morgen wachte Ido auf. San lag im Bett neben ihm und schlief ruhig und friedlich.
    Der Gnom fühlte sich recht gut bei Kräften. Die Behandlung durch den Jungen hatte wahre Wunder gewirkt, und die Unverwüstlichkeit seiner Rasse hatte ein Übriges getan. Noch ein paar Tage, und sie würden sich wieder auf den Weg machen können. Nun jedoch hatte er erst einmal Lust, einen Spaziergang zu machen im einstigen Hort des Widerstands -allein.
    Dieses Bedürfnis verspürte er schon, seit sie hier unten bei den Kanälen waren. Die Erinnerungen ließen ihn nicht los, und so hielt er es für eine gute Idee, sich noch einmal die Orte anzuschauen, wo so viel geschehen war, wo er gekämpft und gelitten, getrauert und gejubelt hatte. Er zählte hundert Jahre und empfand es als schwere Last, übrig geblieben zu sein und alles und alle überlebt zu haben. Er war müde -diese Last drückte ihn nieder. Mittlerweile empfand er den Tod nicht mehr als Feind, sondern mehr als guten Freund. Und doch gab es noch viel zu tun, und er hatte nicht die Absicht, sich einfach davonzumachen und irgendetwas unerledigt zurückzulassen.
    Zunächst gelangte er zu ihrem damaligen Zuhause, einer aus dem Fels herausgeschlagenen Nische. An einer Seite stand das Bett, das er viele Jahre mit Soana geteilt

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