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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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hatte. Etwas weiter nur lag die Halle, in der er seine Leute versammelt, ihnen Befehle erteilt und gemeinsam mit ihnen die nächsten Aktionen aus dem Untergrund entwickelt hatte. Dann die Waffenkammer mit den bereits halb verrosteten Schwertern, den Piken, den verstreut herumliegenden Rüstungen. Alles war still und verlassen. Dennoch erinnerte sich Ido gut an die Gesichter seiner Kameraden und auch, wie sie gestorben waren. Wie viele Bestattungen hatte er erlebt, wie vielen Sterbenden im Todeskampf beigestanden, wie viele von Schwertern verstümmelte Leichen gesehen.
    Seine Schritte führten ihn in die große Arena. Es handelte sich um eine Halle mit einem leeren Sammelbecken, die sie so eingerichtet hatten, dass sich das Dach mittels einer Vorrichtung öffnen ließ, die von drei Leuten bedient werden musste. Draußen waren nur Berge, eine abgelegene Stelle also, sodass niemand auf die Öffnung aufmerksam wurde.
    Er trat ein und tat ein paar tiefe Atemzüge. Wieder hatte er den Geruch in der Nase, den Vesas immenser Leib verströmt hatte, den er dort unten in den langen Feuerpausen zwischen den Einsätzen gehalten hatte. Und er erinnerte sich noch, wie das Tier vor Aufregung bebte, wenn er dann aufsaß und ihm ins Ohr flüsterte, dass es nun in den Kampf ging. Und von dort war Vesa auch zum letzten Mal überhaupt aufgeflogen an jenem Tag, als die Widerstandsbewegung aus den Kanälen vertrieben wurde.
    Das Geräusch seiner eigenen Schritte hallt ihm in den Ohren. Ido hat allen befohlen, die Flucht zu ergreifen, doch Dohors Soldaten sind ihnen immer noch auf den Fersen, durchsuchen alle Kanäle. Er gelangt zur Arena, abgehetzt, erschöpft, die Wunde am Arm pocht mächtig. Er bleibt stehen. Vor sich sieht er einen Haufen verbrannter Männer übereinanderliegen und zwischen ihnen Vesa, seinen Drachen, der mit stolzer Miene auf ihn wartet.
    Kaum hat Vesa ihn erblickt, stößt der Drache ein lautes Brüllen aus, und Ido lächelt ihn erleichtert an. Sein Schlachtross hat es geschafft, wieder werden sie gemeinsam in den Kampf ziehen.
    Ido rennt ihm entgegen, sie müssen eilig fliehen, es bleibt keine Zeit. Als 15 er bei ihm ist, sieht er, dass sein Drache verwundet ist. Einige Lanzenspitzen haben sich in seinen geschuppten Leib und den rechten Flügel gebohrt, doch es ist eine tiefe Wunde an einer Tatze, die ihm die meisten Sorgen bereitet. »Ach Vesa, was habe sie dir angetan ...?« Der Drache senkt sein Maul bis zu ihm herab, schnaubt leise.
    Ido streichelt ihn sanft. »Du wirst sehen, ich werde dich vom besten Magier der Welt behandeln lassen. Aber jetzt müssen wir erst mal hier fort. Wir fliehen in die Mark der Wälder, und später werden wir es diesen Hunden heimzahlen.«
    Er eilt zu der Stelle, wo sich die Schubvorrichtungen befinden, drei Nischen unter der verschiebbaren Felswand. Eigentlich werden drei Männer gebraucht, um den Mechanismus in Gang zu setzen, aber vielleicht reichen seine Kräfte ja, um das Dach halb zu öffnen. Den Rest wird Vesas mächtiger Leib besorgen.
    Etwas mühsam klettert Ido hinauf, sein Blick beginnt sich zu verschleiern, er hat viel Blut verloren, doch er erreicht die Nischen. In der mittleren befindet sich der lange hölzerne Hebel, der mit einem großen Zahnrad verbunden ist. Der Gnom, der die Anlage bewachte, liegt tot, von einer Lanze durchbohrt am Boden, und Ido zieht ihn kurzerhand zur Seite. Für barmherzige Gesten ist jetzt keine Zeit.
    Mit beiden Händen packt er den Hebel und zieht mit aller Kraft. Ein fürchterlicher Schmerz durchfährt seinen Arm, doch der Hebel bewegt sich, und mit einem Höllenlärm verschiebt sich der Fels.
    Anstatt zu springen, lässt sich Ido einfach hinunterfallen und landet etwas ungelenk auf Vesas Rücken. Der Drache hat schon damit begonnen, sich gegen den Fels zu stemmen. Seine enormen Muskeln sind angespannt, die Tatzen gekrümmt, während sich seine Krallen im Fels festklammern. Aus der Wunde am Flügel strömt das Blut, und der Blutgeruch erfüllt den Raum.
    »Noch einmal mit aller Kraft, dann haben wir's. Los, Vesa, nicht aufgeben!«
    Unter lautem Krachen schiebt sich die Felswand noch ein paar Handbreit zur Seite. Dann sinkt der Drache, mit den Kräften am Ende, auf seine Vordertatzen.
    Unterdessen werden Kampfgeschrei und Schwerterklirren immer lauter.
    »Wir haben es, los, es ist geschafft!«
    Ido merkt, dass seinen Drachen alle Kräfte verlassen haben. Und genauso fühlt er sich selbst. Sie können nicht mehr, sie sind am Ende.
    »Komm!«,

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