Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Seite gelangst!«, rief Filla. »Meine Herrin will nicht gestört werden. Sie hat eine Verabredung mit deiner Freundin.«
Ein plötzlicher Schwindel erfasste Lonerin. Wieso hatte er sich das nicht klargemacht? Wenn dieser Assassine hier allein bei ihm war, so war mit Sicherheit jenseits der Geröllmassen Rekla allein mit Dubhe. Sie war in Gefahr ... Er musste sich sputen. In diesem Moment warf sich der Assassine wieder auf ihn und versuchte auf ihn einzustechen. Lonerin konnte die Angriffe parieren, wich aber mit jeder Bewegung einen Schritt zurück.
Wieder ein Stoß. Lonerin konnte den Dolch gerade noch aus den Augenwinkeln erkennen: ein schwarzer Blitz, der auf seinen Unterleib zuschoss. Fast im selben Moment kam ihm das Wort über die Lippen, und Filla schrie auf vor Schmerz, während Lonerin zurücksprang und auf sicheren Abstand ging.
Er hatte es getan, konnte es selbst kaum glauben. Ohne lange zu überlegen, so als sei dies das Selbstverständlichste auf der Welt.
Ich habe eine verbotene Formel benutzt.
Fassungslos blickte er auf den Mann, der vor ihm kniete, die Augen weit aufgerissen, das Gesicht zu einer Maske des Leidens verzerrt. Er hielt sich die rechte Hand, mit der er gerade noch den Dolch geführt hatte. Sie war verkohlt. Lonerin war weniger entsetzt über sich selbst als vielmehr verblüfft, mit welcher Leichtigkeit er dem wichtigsten Gebot seines Lehrmeisters Folwar zuwidergehandelt hatte. >Du magst glauben, dass verbotene Zauber eine gute Abkürzung sein können, manchmal sogar der einzige Ausweg, aber das ist immer eine Täuschung. Die schwarze Magie verlangt als Pfand stets einen Teil deiner Seele. < Lonerin aber empfand Genugtuung. Endlich einmal hatte er einen Assassinen verletzt, hatte gezeigt, dass er genauso stark wie die Siegreichen sein konnte. Es war, als hätten ihn all die Jahre des Studiums und des Bemühens, ein besserer Mensch zu werden und sich nicht vom Hass auffressen zu lassen, zu diesem Punkt hier führen müssen, zu diesem Augenblick größter Befreiung.
Der Assassine lächelte brutal, mit schmerzverzerrter Miene.
Und wieder reagierte Lonerin instinktiv, stieß einen Schrei aus und warf sich erneut auf ihn. Aber auch verletzt war sein Feind noch höllisch flink und trieb Lonerin mit ein paar raschen Dolchstößen in eine Ecke. Da sprach der Magier die Worte zum zweiten Mal. Und schon wälzte sich Filla am Boden, rollte fast bis zum Rand des Abgrunds und kam erst im letzten Moment zum Stillstand, bevor das Schlimmste geschah. Mühsam rappelte er sich hoch, und Lonerin nutzte die Gelegenheit für einen weiteren Zauberspruch. Im Nu wurde der Arm des Assassinen steif und blau, und es dauerte nicht lange, da war er bis zum Ellbogen zu Stein erstarrt. Nur kurz verzog sich Lonerins Miene zu einem triumphierenden Lächeln, denn schon wurde ihm klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. Gewiss, der verletzte Arm war nicht mehr zu gebrauchen, aber so steinern war er nun auch unempfindlich gegen Schmerz. Der Assassine lachte roh. »Danke für das Geschenk!«
Mit ungeahnter Kraft sprang er vor, und Lonerin geriet ins Straucheln, stürzte und schlug mit dem Rücken auf dem steinigen Boden auf.
Schon holte der Angreifer aus, um sofort zuzustechen, doch der Magier schaffte es noch, den Kopf zur Seite zu wenden, sodass die Klingenspitze nur seine Schulter streifte und am Fels abprallte. Ein fernes Brüllen durchlief das Tal. Der Mann packte Lonerin am Hals, zog ihn ein Stück hoch und drückte ihm die Gurgel zu.
»So, jetzt ist es um dich geschehen«, zischte er ihm aus nächster Nähe ins Gesicht.
Lonerin wurde schwarz vor Augen. Nicht ans Kämpfen gewöhnt und nach den beiden verbotenen Zaubern war er nun mit seinen Kräften am Ende. Aber er durfte nicht aufgeben. Er hatte sein Ziel noch nicht erreicht. Das konnte nicht das Ende sein.
Langsam führte er eine Hand zu der verwundeten Schulter. Es war nicht viel mehr als eine Schnittwunde, aber sie blutete doch so stark, dass seine Finger voller Blut waren, Blut, das er nun mit einer raschen Bewegung, und dabei leise eine Formel sprechend, dem Assassinen ins Gesicht spritzte. Auf der Stelle verwandelten sich die Tropfen in lange Fäden, stark wie Seile, die sich so fest um den Assassinen wickelten, dass der sein Opfer loslassen musste. Lonerin glitt, sich den Rücken am Fels aufschürfend, unter ihm hindurch und war frei. Beinahe wäre er erwürgt worden, und um Luft ringend, hustete er sich jetzt die Lunge aus dem Leib. Es dauerte
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