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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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verrottender Ast, über den ein Fae, den Kyol nicht sehen kann, steigt oder einen Fleck am Boden, den ich als Fußabdruck eines Riesen beschreibe. Er bleibt ganz in meiner Nähe, wenn ich ihm Standorte zuflüstere, und berührt dabei meine Schulter oder meinen Arm oder legt mir ermutigend eine Hand auf den Rücken. So zeigt er mir, dass er für mich da ist. Dass er auf mich aufpasst, für meine Sicherheit sorgt.
    Seine Wärme ist beruhigend, und der Horror um uns herum ist nicht so schlimm, wie er es später in meinen Albträumen sein wird. Im Moment ist es so, als würde ich mir alles aus der Ferne ansehen. Es ist wie eine Szene aus einem Film, nichts weiter.
    Bis mich etwas trifft. Eine Sekunde, nachdem Kyol durch einen Riss verschwunden ist, werde ich zu Boden geworfen. Sofort habe ich wahnsinnige Schmerzen im linken Schulterblatt, die in meinen Rücken ausstrahlen.
    Ich keuche auf, als ich mich auf die Seite drehe.
    Etwas bewegt sich vor mir. Ein Mann. Ein Vigilant. Vertraute Augen weiten sich überrascht. Nicht Naitos Augen. Die seines Vaters. Sie werden schmal, als ihm klar wird, dass ich nicht zu seinen Leuten gehöre, dann macht er die Lippen schmal. Eine Pistole ragt aus seinem Tarnnetz hervor. Sie ist auf meine Brust gerichtet.
    »Dad!«
    Der Vigilant dreht den Kopf, als er Naitos Stimme hört.
    Ich rolle zur Seite, und Kyol tritt zwischen uns durch einen Riss und geht mit dem Schwert auf Nakano los.
    Die Pistole wird abgefeuert. Etwas Feuchtes klatscht mir ins Gesicht.
    »Kyol!«, schreie ich und befürchte, dass er erschossen worden ist. Eine Sekunde später sehe ich einen abgetrennten Arm, die Pistole noch fest in der Hand, und höre Nakanos Schrei.
    »Dad!« Naito kniet neben seinem Vater am Boden.
    »McKenzie!« Kyols Hände tasten mich ab.
    Bevor ich etwas sagen kann, kommt Aren auf der anderen Seite auch schon durch einen Riss. »Bist du verletzt?«
    Ich schüttle den Kopf. Um mich herum passiert einfach zu viel. Zu viele Schüsse, zu viele Risse. Vor mir liegt ein Arm auf dem Boden, und da liegt ein Mann, blutend und fluchend, und versucht, seinen Sohn wegzustoßen, seinen Sohn, der versucht, ihm das Leben zu retten – obwohl er ihn hasst.
    Naito bindet seinen Gürtel um den Armstumpf seines Vaters.
    »Hilf ihm.« Ich schiebe Aren in Richtung der beiden Menschen.
    »Du bist nicht verletzt?«
    »Nein.« Eine Kugel im Rücken hatte mich zu Boden gehen lassen, aber ich glaube nicht, dass sie meine Weste durchschlagen hat. Das Adrenalin betäubt den Schmerz.
    »Bring sie hier weg«, befiehlt Aren. Dann kriecht er über den Waldboden auf Nakano zu.
    Als Kyol mich auf die Beine zieht, fällt mir ein Schatten auf. Ich würde ihn gern ignorieren, aber er nervt mich wie ein Juckreiz, bei dem man unbedingt kratzen muss. Es ist ein Fae des Hofes. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, aber ich bin mir sicher, dass ich ihn kenne. Es ist … Heilige Scheiße, es ist Radath.
    Ich ziehe mein Skizzenbuch aus meiner Tasche, als er durch einen Riss verschwindet. »Er haut ab.«
    »Nicht jetzt, McKenzie.«
    Ich schiebe Kyols Hände weg und nehme den Stift aus der Spirale. »Es ist Radath.«
    Kyol erstarrt. Ich nutze seine Unentschlossenheit aus und zeichne die erste Zuckung der Schatten auf eine leere Seite. Die Spur ist frisch genug. Ich glaube, ich kann seinen Standort auf hundert Meter genau bestimmen.
    »Er ist ins Reich gegangen.« Er wird einen zweiten Riss öffnen, daher muss ich besonders genau sein. Ein tiefer schwarzer Schatten verengt sich zu einer geschwungenen Linie. Der Fluss mündet in den Jythia-Ozean.
    Ich konzentriere mich. Der Maßstab des Schattens verändert sich und wird genauer. Ich blättere zur nächsten Seite, um meine Karte zu präzisieren. Er hat den Riss mitten auf einem felsigen Gelände geöffnet. Es befindet sich nicht in der Nähe einer Stadt, es ist einfach nur eine Stelle mitten im Nirgendwo.
    »Criskran.« Ich halte Kyol das Skizzenbuch vor die Nase. »Du kannst ihn erwischen.«
    Er spannt den Kiefer an.
    »Bleib bei Jorreb«, ordnet er an. Dann nimmt er meine Schusswaffe aus dem Holster, legt sie mir in die Hand, und in seinen Augen flackert irgendetwas. Mir wird erst klar, was es ist, als er schon verschwunden ist. Er rechnet nicht damit, mich wiederzusehen. Warum nicht? Er kann Radath in einem fairen Kampf besiegen.
    In einem fairen Kampf.
    Die Angst drückt mir die Luft aus den Lungen. Es ist eine Falle. Das ist die einzige Erklärung dafür, dass Radath hier war, an der Stelle, an

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