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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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Riss zu öffnen.
    »Du musst mich nicht beschützen«, knurrt er und rollt mich auf die Seite. Ich schreie auf, als sich etwas in meine rechte Hüfte bohrt.
    Kyol flucht leise und zieht die Metallsplitter heraus. Dann verschwindet er durch einen Riss, und ich bleibe nach Luft schnappend liegen. Himmel, tut das weh. Und auf einmal spüre ich noch einen zweiten Schmerz – von einem weiteren Splitter in meinem linken Arm. Er sitzt tief im Muskel. Die Vigilanten stopfen dieses Mal anscheinend nicht nur Silber, sondern auch Metallsplitter in die Kaffeedosen.
    Ich habe keine Chance, den Splitter herauszuziehen, bevor Kyol zurückkommt, mit blutigem Schwert. Er packt mein Shirt und zerrt mich zu einem dicken Baum, als Schüsse und das Ritsch-Ratsch sich öffnender Risse durch die Luft hallen. Borke und Holz fliegen über meinem Kopf aus dem Baumstamm. Kyol verschwindet erneut, um immer wieder an meiner Seite aufzutauchen und mich gegen die Angriffe abzuschirmen. Doch dieses Tempo kann er nicht lange durchhalten. Es wird ihn rasch auslaugen.
    »Jorreb!«, brüllt Kyol in einem der kurzen Augenblicke, in denen er in dieser Welt sichtbar ist. Eine Sekunde später hat Aren die Vigilanten ausgeschaltet, die auf uns feuern, und den Angriff beendet.
    Doch es geht anderswo weiter. Eigentlich überall. Ich wische mir das Regenwasser aus den Augen und scanne den Wald. Es ist so gut wie unmöglich, jemanden zu sehen, wenn er sich nicht gerade bewegt. Kyol hat die beiden Königstreuen schon vor mir entdeckt. Vielleicht sind mir andere entgangen, die er nicht sehen kann, weil sie von Illusionen verborgen sind.
    Aber nein. Alle Risse, und zwar wirklich jeder einzelne, werden von Rebellen in Tarnanzügen geöffnet. Wo zum Henker steckt der Rest der Königstreuen? Unser Plan geht den Bach runter. Wir sollten nicht diejenigen sein, die gegen die Vigilanten kämpfen.
    Kyol atmet schnell. Ich greife nach seinem Handgelenk, als er aufstehen will, und bitte ihn schweigend, zu bleiben. Er zieht mich an seine Brust. Seine Arme sind warm, aber sie zittern. Er hat zu schnell zu viele Risse geöffnet.
    Er drückt mich fest an sich. »Es gibt keinen Grund für dich, hier zu sein, wenn die Fae des Hofes nicht hier sind.«
    »Wie weit ist es bis zum Sidhe Tol? Vielleicht sind sie dort?«
    Kugeln dringen links von uns in den Boden ein, und Erde und feuchte Blätter spritzen auf.
    Kyol drückt mich an den Baumstamm. »Nein. Sie werden sich von der Silberauflage fernhalten.«
    »Vielleicht haben sie sich …«
    »Sie sind in den Bäumen!«
    Kyol und ich sind nicht die Einzigen, die Naitos Ruf hören. In dem Moment, in dem ich einen königstreuen Fae auf einem dicken Ast entdecke, ist er auch schon von Kugeln durchlöchert. Ein Blitz, und er ist verschwunden. Tot. Sein Seelenschatten löst sich unter dem regennassen Blätterdach auf.
    Die Vigilanten schießen in die Baumwipfel, und das Blätterdach reißt durch zahlreiche Risse auf. Risse und Schatten. Nur wenige Schatten sind weiß, die Mehrzahl ist schwarz.
    »Was siehst du?«, will Kyol wissen.
    »Sie sind nicht mehr in den Bäumen«, melde ich und sehe mich um. Die Königstreuen sind jetzt überall, verschwinden im Licht, kommen heraus und versuchen, den Angriffen der Vigilanten auszuweichen. Kyol kann die Risse sehen, daher halte ich Ausschau nach Fae, die nicht verschwunden sind. Sie sind es, die vermutlich hinter Illusionen verborgen sind.
    »Schützin auf dem moosbedeckten Baum.«
    Er folgt meinem Blick. »Sichtbar.«
    Ein anderer Rebell wird sie ausschalten.
    »Geradeaus. Ein Schwertkämpfer, der den Hügel heraufkommt.«
    »Sichtbar.«
    »Zwei Schwertkämpfer, die an der explodierten Kaffeedose vorbeigehen.«
    »Ich sehe drei. Beschreibe sie.«
    »Der linke ist männlich und hockt sich gerade hin. Der rechte …«
    »Ist sein Schwert blutig?«
    »Ja.«
    Kyol verschwindet in einem Blitz. Hinter den beiden Fae taucht er wieder auf und beseitigt den ersten, bevor sie ihn überhaupt bemerkt haben, um dann den Angriff des anderen, der herumgefahren ist, zu parieren. Drei Hiebe später geht auch dieser in den Äther und hinterlässt nichts außer einem blasser werdenden Seelenschatten.
    Kyol kommt zurück an meine Seite. Ich beschreibe ihm erneut, was ich sehe. Das wiederholt sich, und ich suche auf Kyols Befehl einen Baum nach dem anderen ab. Die Art, wie wir zusammenarbeiten, hat etwas Synchrones an sich. Er weiß, wohin ich sehe, kennt die Details, die meine Aufmerksamkeit erregen, wie ein

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