Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
helfen muss, aber er meinte, er würde es sich nie verzeihen, wenn mir irgendetwas zustieße. Außerdem ist er entschlossen, Radath in den Äther zu schicken. Das hilft mir jedoch auch nicht, mich besser zu fühlen. Wenn Kyol irgendetwas zustößt, werde ich mir das bestimmt nicht verzeihen können.
»McKenzie.«
Naito reicht mir einen Gürtel mit einem leeren Holster. Widerstrebend schiebe ich meinen Stuhl vom Küchentisch nach hinten, stehe auf, nehme Naito den Gürtel ab und schnalle ihn um.
»Das ist der Sicherheitshebel.« Er deutet auf einen kleinen Hebel an der rechten Seite der Waffe, die er in der Hand hält. »Hier musst du drücken, wenn du das Magazin wechseln willst.« Er drückt auf einen Knopf am Griff, lässt das schwarze rechteckige Kästchen einige Zentimeter nach unten rutschen und schiebt es dann wieder hoch, bevor er mir die Waffe reicht. »In der Tasche sind neben deinem Skizzenbuch noch weitere Magazine.«
Großartig. Ich stecke die Waffe in das Holster an meiner Hüfte.
Bevor ich mich wieder setzen kann, wird die Hintertür geöffnet. Als ich ins Wohnzimmer komme, sehe ich gerade noch, wie einer von Arens Spähern hereinkommt. Mir wird ein wenig übel. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl. Mir ist, als hätte mich mein Glück verlassen, als würde jemand, der mir am Herzen liegt, nicht zurückkehren, wenn wir diesen Angriff auf die Sidhe Tol und die Invasion des Silberpalasts wirklich durchziehen.
Lena erteilt den versammelten Fae Befehle. Überall gehen Risse auf, und die meisten Rebellen verschwinden. Naito folgt Evan und Kelia durch die Hintertür, sodass nur noch Lena, Aren, Kyol und ich im Haus sind.
»Werdet ihr beide zusammenarbeiten?«, fragt Lena die beiden Männer. Ich denke, dass sie eigentlich wissen will, ob einer dem anderen in den Rücken fallen wird. Ich mache mir keine Sorgen, dass Kyol die Kontrolle verlieren wird. Bei Aren bin ich mir da nicht so sicher …
»Wir hatten in letzter Zeit unsere Differenzen«, gibt er zu.
Lena scheint mit dieser Antwort nicht völlig zufrieden zu sein, aber sie nickt und verschwindet durch einen Riss. Nachdem Kyol durch die Hintertür gegangen ist, kehre ich in die Küche zurück, um die grüne Armeetasche mit meinem Skizzenbuch, Bleistiften und offenbar auch weiteren Magazinen zu holen. Ich hoffe, dass ich Letztere nicht benötigen werde. Das Skizzenbuch werde ich vielleicht auch nicht brauchen. Selbst wenn Radath in Montana auftaucht, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ich, wenn er durch einen Riss abhaut, auf die zum Schattenlesen nötige Entfernung an ihn herankomme. Aber vielleicht kann ich die Fluchtwege von einem oder zwei Offizieren aufzeichnen, falls ich in der Nähe bin, wenn sie fliehen. Ich sollte lieber auf alles vorbereitet sein.
Als ich mich umdrehe, versperrt mir Aren den Weg. Er lächelt nicht, scheint aber auch nicht wütend zu sein. Er weiß, dass ich ihm aus dem Weg gegangen bin, und ich bin überrascht – vielleicht sogar ein wenig enttäuscht –, dass er nicht früher zu mir gekommen ist.
»Ich wollte mich entschuldigen«, sagt er. »Ich hätte Taltrayn nicht provozieren dürfen.«
Er entschuldigt sich? Bisher hat er Kyols Anwesenheit doch kaum zur Kenntnis genommen. »Er bringt mich trotzdem durch das Tor, Aren.«
Das hat Lena entschieden, da sie mit Kyol einer Meinung war, dass wir zusammen effizienter wären als Aren und ich, mit dem ich bisher ja noch nicht wirklich zusammengearbeitet habe.
»Ich weiß«, erwidert Aren. »Aber ich wollte mich trotzdem entschuldigen. Taltrayn soll dich schließlich nicht davon überzeugen, dass ich hier der Bad Guy bin.«
Daraufhin muss ich lachen. »Aber du bist der böse Bube, Aren.«
Er runzelt die Stirn, und mir wird klar, dass er meine Worte falsch aufgefasst hat.
»Was ich meine, ist, dass du … Na ja, du bist der Rebell. Kyol ist der Good Guy. Gut, er hat Fehler gemacht, aber er liebt mich.«
Er legt den Kopf ein wenig schief. Bei seinem Blick fängt meine Haut an zu prickeln. Zögerlich, fast schon vorsichtig macht er einen Schritt auf mich zu, und als mich seine silbernen Augen ansehen, stockt mir der Atem. Seine Lippen sind so nah. Ich erinnere mich daran, wie sie sich angefühlt haben. Ich erinnere mich an seinen Geschmack und die Wärme seiner Edarratae .
Uns trennen nur noch Zentimeter, als er flüstert: »Du glaubst nicht, dass ich in dich verliebt bin?«
»Ich …«
Ich weiß es nicht, aber ich kann ihm ohnehin keine Antwort mehr geben. Da er den Kopf
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