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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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trotz ihres eigenartigen Zuhauses wirkten sie alle gesund und durchaus normal. Sie waren keine Fremden gewohnt und deshalb zunächst sehr schüchtern, aber schon nach einem Tag hatten sie die beiden Männer akzeptiert. Die beiden Nesthäkchen Miralys und Valenta versteckten sich nicht mehr hinter den Röcken ihrer Mutter, und die Knaben Alain, Vincent und Emun stellten neugierige Fragen über Pferde, Thendara, die Terraner und viele andere Dinge. Die Jungen hatten damals Valient, den Vater seines jetzigen Pferdes, ebenso bewundert wie Dyans temperamentvolle Stute Roslinda, sie hatten Bemerkungen über ihre Kleidung gemacht und sich alles in allem wie andere junge Burschen benommen, die er kannte.
Bis zur Nacht der Seance war der Aufenthalt ziemlich langweilig gewesen. Wer oder was immer damals gesprochen hatte - Mikhail erinnerte sich noch genau an die kalte Berührung und schauderte. Im Nachhinein war er sehr froh darüber, dass der Geist von Derik - falls er es denn gewesen war - ihm den Eid abgenommen hatte, niemals über das Vorkommnis zu sprechen. Er hätte mit dieser Geschichte bestimmt ernsthafte Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit geweckt.
Allerdings hatte er bei diesem Versprechen nicht damit gerechnet, je nach Elhalyn zurückzukehren oder Priscilla und ihre Kinder jemals wieder zu sehen. Niemals hätte er sich auch nur träumen lassen, dass er einmal Regent der Domäne Elhalyn werden und von Regis Hastur den Befehl bekommen würde, unter Priscillas Söhnen denjenigen auszuwählen, der den lange verwaisten Thron des Königs von Darkover einnehmen könnte.
Mikhail hatte seit jener tumultartigen Sitzung in der Kristallkammer bereits mehrfach den Wunsch verspürt, die Regentschaft abzulehnen. Diese Entscheidung hätte wahr
scheinlich die Beziehung zu seinen Eltern wiederhergestellt und ihn zudem von einer unerwünschten Last befreit. Doch sein Pflichtgefühl war zu stark. Er brachte die Worte einfach nicht heraus. Hätte man ihn doch nur nicht zum Herrscher ausgebildet! Und wären seine Eltern doch nur nicht so starrsinnig und misstrauisch gegenüber ihm, Lew Alton und Marguerida gewesen, was diese Angelegenheit betraf. Sie argwöhnten nur das Schlimmste! Man hatte Mikhail einst dazu ausgebildet, einmal der pflichtbewusste Erbe von Regis Hastur zu werden und über Darkover zu herrschen, doch dann war ihm alles weggeschnappt worden. Nun blieb ihm nichts weiter übrig, als die vor ihm liegende Aufgabe so gut wie möglich zu meistern, auch wenn er das Gefühl hatte, dass man ihn nur aus dem Weg haben wollte. Jede Leronis hätte die Jungen prüfen können, das wusste er genau. Doch Regis hatte darauf bestanden, dass Mikhail es tat, und wollte sich mit keinem anderen begnügen.
Je länger er über die Sache nachdachte, desto sicherer war sich Mikhail, dass ihm entscheidende Informationen fehlten. Man hatte ihn nicht abgeschoben, egal wie er sich fühlte. Er war ein Teil des Plans - ein willenloser Bauer in einem von Regis’ bösen Spielen. Es war zum Verrücktwerden! Er war ein Gefangener seiner eigenen Treue, aber auch von Regis’ Manipulationen. Er war nicht frei, um seine eigenen Ziele zu verfolgen, und das ärgerte ihn mehr, als ihm bis zu diesem Augenblick bewusst gewesen war.
Das alles war sehr entmutigend. Die Erkenntnis, dass seines Wissens niemand uneingeschränkt glücklich mit den Vorschlägen seines Onkels war, tröstete ihn nur wenig. Er empfand tiefes Mitgefühl für seinen jungen Vetter Danilo Hastur, der inzwischen eigentlich längst zum Erben hätte ernannt werden müssen. Doch seine einzige Information war eine ge
heimnisvolle Bemerkung von Lady Linnea gewesen. »Regis ist sich mit Dani noch nicht sicher.« Wenn sich Mikhail schon gleichzeitig ausgeschlossen und gefangen fühlte, wie musste es dann erst Danilo Hastur gehen?
Was Regis auch vorgeschlagen hatte, selbst die Teilnahme der Aldarans am Rat der Comyn, klang äußerst logisch. Aber die Darkovaner waren kein logisch denkendes Volk. Sie waren sehr leidenschaftlich, und wenn ihre Gefühle mit ihnen durchgingen, wie es bei seiner Mutter offenbar gerade der Fall war, dann hörten sie nur noch auf ihr Herz. Regis schien das allerdings nicht zu begreifen.
Mikhail fragte sich, welche Geheimnisse sein Onkel wohl bewahrte, und dachte dabei ein bisschen schuldbewusst an seine eigenen. Er hatte nie von der Seance erzählt und auch über seine beiden Besuche bei den Aldarans geschwiegen. Aber das waren schließlich nur Kleinigkeiten. Außerdem

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