Die Schattenmatrix - 20
Gardisten hinter sich kichern. Ihre Ausgelassenheit erfreute sein Herz so sehr, dass er seine Sorgen beinahe vergaß, während er auf Haus Halyn zuritt.
Es war ein Jammer, dachte Margaret Alton, dass ihr dieser wunderschöne Tag von Kopfschmerzen verdorben wurde. Sie saß auf einer niedrigen Bank im Duftgarten von Arilinn und versuchte die schmerzlindernden Methoden anzuwenden, die sie in den vier Monaten im Turm gelernt hatte. Doch obwohl sie die Technik beherrschte, hämmerte der Schmerz hartnäckig weiter in ihrem Schädel.
Sie zuckte zusammen, als die Stiche noch heftiger zu werden schienen; sie hatte das Gefühl, als bohrte ihr jemand Stilette in die Stirn, direkt über den Augen. Sie spürte den Puls, der heiß durch ihre Adern pochte, bis ihr plötzlich klar wurde, dass es diesmal keine gewöhnlichen Kopfschmerzen waren.
Nein, befand Margaret, das hier war nicht zu vergleichen mit dem scheußlichen Gefühl, das sie überkam, wenn sie mal wieder zu lange im Turm gewesen war. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich nicht in der Nähe großer Ansammlungen von Matrizen aufhalten konnte obwohl schon der Anblick eines persönlichen Sternsteins ihr Übelkeit verursachte. Nichts und niemand hatte sie auf eine Umgebung wie den Turm von Arilinn vorbereitet - auf diese gewaltigen Energien, die hinter steinernen Wänden eingeschlossen waren. Und was noch schlimmer war: Die anderen hatten gar nicht begriffen, was ihr die großen Schirme antaten, bis sie schließlich ernsthaft krank wurde.
Ihre erste Erfahrung damit war sehr qualvoll gewesen, ein heftiger Schub der Schwellenkrankheit hatte sie niedergestreckt, fast so schrecklich wie der vom vorangegangenen Sommer auf Burg Ardais. Immer wenn sie das Gebäude ansah und an die ersten Nächte im Schlafsaal dachte, schauderte sie. Sie wusste, sie hätte sterben können.
Glücklicherweise war sie jedoch nicht gestorben, und das Problem ließ sich überraschend einfach lösen. Außerhalb des Turms und damit abseits der Energien der Matrizen klang die Krankheit sofort ab. Sie wohnte nun in einer kleinen Hütte außerhalb der Mauern, was sie sehr genoss, denn hier war sie das unaufhörliche Geschnatter und die offene Feindseligkeit ihrer Mitschüler ebenfalls los. Sie lebte zum ersten Mal allein, und das Gefühl der Abgeschiedenheit, des Ungestörtseins, linderte etwas in ihr, das sie bisher gar nicht als schmerzhaft empfunden hatte. Sie betrat den Turm jetzt nur noch zum Unterricht. Und der galt im Augenblick weniger dem Studium ihres eigenen Laran als vielmehr verschiedenen meditativen Techniken, durch die sie sich in der Nähe einer großen Anzahl von Matrixsteinen aufhalten konnte, wie sie in Arilinn oder in jedem anderen Turm untergebracht waren.
Der Turm war ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Margaret hatte gedacht, es handle sich um ein einzelnes Gebäude, wie jene, die sie bei ihren beiden Besuchen in der Oberwelt vor ein paar Monaten kurz gesehen hatte. Stattdessen war Arilinn eine kleine, aber geschäftige Gemeinde mit dem Turm als Mittelpunkt. Dort lebten Weber, die Kleider speziell für die Insassen des Turms herstellten, Bauern, die Getreide anbauten, geschickte Kopisten, die in den Archiven arbeiteten und sich bemühten, die noch erhaltenen Schriften aus der Vergangenheit zu bewahren, und viele andere Handwerker.
Margaret fand schließlich heraus, dass es deshalb ein ganzes Leben dauern konnte, bis man die Matrixwissenschaften lernte, weil man immer nur sehr wenig auf einmal aufnehmen konnte. Es war nicht wie in Musik oder Geschichte, wo Studenten sich hinsetzten und ein Dutzend Texte lasen, an mehreren Seminaren teilnahmen und dann ein gewisses Fachwissen für sich in Anspruch nehmen konnten. Der alte Jeff Kerwin hatte sich inzwischen länger damit beschäftigt, als Margaret auf der Welt war, und selbst er lernte immer noch. Das Haus, in dem sie wohnte, war erst wenige Jahre alt; ihr Onkel Jeff hatte die Anlage einst bauen lassen. Ihr Vater, Lew Alton, wohnte ebenfalls dort, wenn er zu einem seiner häufigen Besuche aus Thendara kam. Er wäre gerne für immer geblieben, um die Fortschritte von Diotimas Behandlung zu verfolgen, aber dem hatte Jeff einen Riegel vorgeschoben, weil er Lews Anwesenheit für störend hielt.
Dem war auch tatsächlich so, denn Lew neigte zu Zornesausbrüchen und Aufgeregtheit und verlangte stets nach Lösungen, obwohl noch niemand genau sagen konnte, welcher Art das Problem eigentlich war. Sie wussten nur, dass Dios Zellen aus
Weitere Kostenlose Bücher