Die Schattenmatrix - 20
Ich war noch nie so dankbar für die Alton-Gabe wie damals, als ich einige entscheidende Leute davon überzeugen konnte, dass die Behauptungen über die Matrixwissenschaft gewaltig übertrieben waren und dass sie kaum Beachtung verdienten. Aber hinterher verabscheute ich mich dafür, denn der Einsatz des erzwungenen Rapports, und sei es auch für einen guten Zweck, erinnerte mich doch zu sehr an Dyan-Gabriel Ardais’ frühere Taten.« Der Kopf sank ihm auf die Brust, und er sah niedergeschlagen aus. »Was ich schon alles für Darkover getan habe!«, schloss er bitter.
»Wurden denn damals die Informationen über Darkover zurückgehalten?«
Lews Miene hellte sich ein wenig auf. »Ja. Es gelang mir, einen kleinen Zusatzartikel zu einem Handelsgesetz anzubringen, eine scheinbar derart geringfügige Sache, dass kaum jemand Notiz davon nahm, die aber den Status der Protektorate in der Föderation auf raffinierte Weise änderte. Bis jemand dahinter kam, was wirklich passiert war, konnten sie nichts mehr dagegen tun, außer das Gesetz rückgängig zu machen, doch es gab dringendere Angelegenheiten. Die Föderation bekommt langsam Risse, Marguerida. Sie ist zu groß, als dass sie noch regiert werden könnte, und wer sich tatsächlich einbildet, sie führen zu können, täuscht sich gewaltig. Was wir brauchen, ist nicht die Rückkehr zu der habgierigen Politik der Vergangenheit, sondern eine völlig neue Form der Regierung. Das Durcheinander, das derzeit herrscht, dieses Flickwerk von Verträgen, erfüllt seinen Zweck schon lange nicht mehr. Es mangelt nur an einer guten Vision. Die Terraner haben ihren Horizont erweitert, ohne ihre Vorstellungskraft zu vergrößern. Dagegen kann ich nichts machen. Ich kann nur zu verhindern versuchen, dass Darkover von Transplanetary oder einer anderen Gesellschaft verschlungen wird.«
»Da fällt mir ein, dass Ida eine Menge Schwierigkeiten hatte, die Papiere für die Reise zusammenzubekommen. Gehört das etwa auch dazu?«
»Unbedingt! Die Expansionisten wollen, dass die Raumschiffe Waren befördern und keine Personen und schon gar keine Informationen über andere Welten. Durch eine Einschränkung des Austausches von Wissen hoffen sie, die Föderation beherrschen zu können. Ihr Angriff gegen die Universität ist nur der erste Schritt. Ich glaube allerdings nicht, dass sie einen ausgefeilten Plan haben. Nachdem sie seit fast einer Generation nicht mehr an der Macht waren, hat ihre Mehrheit im Senat sie wohl ein bisschen berauscht. Das sind keine besonnenen Leute, Marguerida. Sie sind ehrgeizig und aus ihrer Sicht nicht böse. Und ich glaube, niemand ist gefährlicher als ein mächtiger Mensch, dem nicht bewusst ist, dass er zum Bösen fähig ist.«
Sie fielen in ein geselliges Schweigen, wie sie es in Arilinn begonnen hatte, wenn beide zu müde zum Sprechen waren und zu sorgenvoll, um allein sein zu wollen. Es war sehr angenehm, das Feuer knisterte, und der Wind draußen frischte auf. Margaret dachte, dass ihr Vater endlich seinen inneren Frieden gefunden hatte, und sie freute sich für ihn. Was die Föderation anging, so schien sie immer weniger Margarets Sorge zu sein, und sie gestattete sich, an andere Dinge zu denken, etwa an Mikhail und den seltsamen Traum, den sie beide ein paar Wochen zuvor gehabt hatten.
Ida Davidson gesellte sich zu ihnen, sie sah sehr erfrischt aus und trug ein seltsames Kleidungsstück, wie Margaret es noch nie gesehen hatte. Gleichzeitig kam es ihr sehr bekannt vor, und nach einer Weile fiel ihr ein, dass das Gewand dem ähnelte, das Ida in ihrer kurzen Vision getragen hatte. Es bestand aus einer gestrickten Jacke über weiten wollenen Hosen, wie sie auch die Männer aus den Trockenstädten trugen, und darüber ein gestreifter Umhang in verschiedenen hellen Farben. Piedra hatte einen kleinen Schleier in Idas dünnem Haar befestigt, da es zu kurz war, um es zu flechten oder hochzuste
cken. Sie machte alles in allem einen exotischen und interessanten Eindruck.
Woher, fragte sich Margaret, hatte Ida diesen seltsamen Aufzug? Margaret hatte Ida bei wichtigen Anlässen immer nur in ihren Gelehrtengewändern gesehen und in der üblichen Bekleidung von Frauen der Föderation, die kein offizielles Amt innehatten - Blusen, Röcke oder Kleider - aber das hier war etwas völlig anderes. »Ja, ich weiß, ich sehe ziemlich komisch aus. Das habe ich auch gedacht, als ich vor dem Spiegel stand, und dein Dienstmädchen hatte große Mühe, nicht laut loszulachen. Aber ich hatte
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