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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Was sollte sie nur tun? Sie war zu keiner Bewegung fähig, brachte es nicht einmal fertig, die Ältere zu umarmen. Der Schmerz in ihrer Brust war beinahe unerträglich.
Nach einigen Minuten trocknete Ida ihre Tränen mit einem Zipfel ihres Umhangs. »Ich hatte bisher nicht geweint, nicht eine einzige Träne. Danke, Margaret.«
»Wie bitte?«
»Ich konnte es einfach nicht. Bis jetzt war alles so unwirklich.« Ida räusperte sich. »Du scheinst Publikum angelockt zu haben«, brachte sie heraus, bevor eine neue Flut von Tränen einsetzte.
Margaret sah sich um und entdeckte, dass Meister Everard und einige andere Leute mit respektvollem Abstand im Schnee warteten. Sie erkannte einen großen Mann namens Rodrigo, der Everard als Zunftmeister nachfolgen würde, und mehrere andere, die an Ivors Begräbnis im Frühjahr teilgenommen hatten. Eine der Frauen weinte offen, und Margaret bemerkte zu ihrem größten Erstaunen, dass es sie freute, die Frau gerührt zu haben, während ihr dieser öffentliche Gefühlsausbruch gleichzeitig Unbehagen bereitete. In ihrem tiefsten Inneren hielt sie Tränen für eine private Angelegenheit.
Rodrigo sah sie an und schüttelte den Kopf. »Es ist bedauerlich, dass Eure Position Euch nicht erlaubt, Mitglied in der Gilde zu werden, Domna. Ihr habt eine ausgezeichnete Stimme. Und der Text war wunderschön.«
Meister Everard nickte zustimmend. »Ich sehe allerdings keinen Hinderungsgrund, sie als inoffizielles …»
»Eine gute Idee, Meister«, dröhnte Rodrigo.
Ida blinzelte heftig, und Margaret sah ihr an, dass sie um die Ablenkung durch die Mitglieder der Gilde froh war. Das gab ihr die Gelegenheit, sich wieder zu fangen. »Das war wirklich wunderschön, meine Liebe, auch wenn ich nur ein Zehntel davon verstanden habe. Danke. Ich hatte ihn bis jetzt nicht wirklich gehen lassen, weißt du. Ich habe immer noch erwartet, dass Ivor eines Tages heimkommt und über seinen Magen murrt. Jetzt weiß ich, dass er tatsächlich tot ist.«
Das war nicht für ihren Meister, sondern für Domenic. Oder vielleicht für beide. Wenn sie das Lied doch nur Mutter vorsingen könnte - vielleicht würde es helfen. Aber wahrscheinlich würde es sie bloß wieder aufregen. Ich wünschte sehr, Mutter wäre mehr wie Marguerida und würde nicht wegen jeder Kleinigkeit aus dem Häuschen geraten. Dann sah Donal zu Margaret hinauf. »Das hier ist doch der Mann, der immer dem Gesang der Sterne gelauscht hat, oder?« Er sprach leise.
»Ja, Donal.«
»Ich erinnere mich, dass du mit ihm gesprochen hast, als du … du weißt schon.«
»Wovon redet er, Marguerida?«
»Ich erzähle es dir später, Ida. Jetzt sollte ich dich lieber Meister Everard und den anderen vorstellen, bevor wir hier alle noch zu Statuen erstarren.«
»Natürlich.« Ida stampfte mit den Füßen auf. »Er ist wirklich gegangen«, flüsterte sie. Und ich kann ihn nicht zurück nach Hause bringen. Es war dumm von mir, das zu glauben. Man kann in dieser Kälte unmöglich einen Sarg ausgraben, außerdem wäre es auch schrecklich. Aber ich kann doch nicht ohne ihn wieder nach Hause fliegen. Ich bin mir sicher, Donal sagte gerade, dass Ivor dem Gesang der Sterne gelauscht hat - das würde ihm ähnlich sehen! Wie sehr ich ihn vermisse! Margarets Lied ist so traurig und doch so tröstend. Wenn ich doch nur den ganzen Text verstanden hätte …
Margaret fing die Gedanken auf, die durch Idas Kopf fluteten, und spürte, wie sie errötete. Sie wollte nicht mithören! Ida hatte schließlich keine Ahnung, dass ihr früherer Schützling eine Telepathin war. Wie sollte sie ihr das alles erklären? Es war einfach zu viel für den Augenblick. Ihre Nerven lagen blank von Idas Kummer und ihrem eigenen, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Stattdessen drehte sich Margaret um, begrüßte den alten Musikmeister, versuchte die diversen Knickse und Verbeugungen zu übersehen, die man vor ihr machte, und begann mit der Vorstellung der Anwesenden.
Ida Davidson hatte nicht umsonst ihr ganzes Erwachsenenleben in akademischen Zirkeln verbracht. Sie wusste genau, wie sie sich den verschiedensten Umständen entsprechend zu benehmen hatte. Ida beherrschte Casta noch nicht gut genug, um sich fließend mit Meister Everard unterhalten zu können, auch wenn sie einen ehrenwerten Versuch startete. Margaret beobachtete staunend, wie gut Ida ihre Trauer beherrschte. Doch die Kälte machte die Sache nicht angenehmer, und nach einer kurzen Weile und dem Versprechen eines baldigen Besuchs kehrten sie

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