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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zurückgeholt. Irgendwie war es ihr gelungen, den schlaffen Körper ihres Mannes unter den Baum zu zerren, bevor sie ihre Kräfte verließen. Er war schwer, und sie hatte ihn sogar verflucht.
Nur das reich verzierte Armband an ihrem Handgelenk gab ihr die Gewissheit, dass die Hochzeitszeremonie in jener anderen Welt tatsächlich stattgefunden hatte. Margaret betrachtete das funkelnde Ding an Mikhails Hand. Es sah nicht aus wie Varzils Ring, denn es war nicht besonders groß. Es machte wirklich nicht viel her - sicher war es all den Ärger nicht wert. Doch während Margaret zusah, änderte das Ding seine Form. Es dehnte sich aus und zog sich wieder zusammen. Was hatte das zu bedeuten? Und was sollte sie jetzt tun? Einer ihrer Professoren hatte in einer Vorlesung einmal gesagt: »Es gibt Dinge, die sind mit dem Verstand einfach nicht zu erfassen, wie sehr wir uns auch anstrengen.« Margaret hatte die Worte pflichtbewusst auf ihren Notizblock geschrieben, sie jedoch für reichlich dumm gehalten. Als sie jetzt an den Ausspruch des Professors dachte, musste sie einräumen, dass er doch Recht gehabt hatte. Wie sehr sie sich auch bemühte, für die Ereignisse der letzten Nacht gab es keine logische
Erklärung. Sie wünschte, sie könnte den Versuch ganz aufgeben, aber ihr müdes Gehirn wollte einfach nicht lockerlassen. Mit einem Teil ihres Bewusstseins fuhr sie fort, Mikhail zu überwachen, und sie war sehr dankbar, dass sie zumindest die grundlegenden Überwachungstechniken in Neskaya erlernt hatte. Sein Puls war gleichmäßig, die Temperatur niedrig, aber noch nicht im gefährlichen Bereich. Doch dort, wo Mikhails Persönlichkeit sein sollte, die sie in den turbulenten Monaten auf Darkover kennen und lieben gelernt hatte, herrschte nur wirbelndes Chaos. Varzil musste verrückt gewesen sein, wenn er tatsächlich dachte, er könnte seine Matrix einfach an Mikhail übergeben, und von ihnen beiden war es purer Wahnsinn gewesen, sich einverstanden zu erklären. Im Augenblick konnte sie nur hoffen, dass Mikhail wieder ganz der Alte wurde und dass er sich keine Lungenentzündung holte. Es schien eine eitle Hoffnung zu sein, und die Verzweiflung begann an ihr zu nagen. Rasch ermahnte sie sich streng, Ruhe zu bewahren. Aber das war leichter gedacht als getan. Für einige Minuten konnte sie sich jeweils beruhigen, aber hatte sich ihr Geist entspannt, fielen alle Ängste und Sorgen sie erneut an und nagten an ihr wie hungrige Ratten.
Anstatt bei den Dingen zu verweilen, die sie nicht verstehen oder bewältigen konnte, untersuchte Margaret lieber ihre Matrixhand. Sie fühlte sich anders an, und sie bot auch nicht den gewohnten Anblick. Die Linien waren sehr schwach, nicht mehr so deutlich sichtbar wie vorher. Es sah fast so aus, als hätten sie sich tiefer in ihr Fleisch gegraben. Margaret hatte das verfluchte Ding schon so viele Stunden lang angestarrt, dass sie jede Linie und jeden Schnittpunkt in- und auswendig kannte. Ja, sie hatte sich verändert. Der kurze Kontakt mit Varzils Ring hatte etwas bewirkt - das Muster war nicht mehr als der einstige Schluss-Stein erkennbar. Verdammt! Gerade hatte sie sich an das Ding gewöhnt, und schon verwandelte es sich wieder.
Margaret runzelte die Stirn. Vielleicht gereichte es ihr zum Vorteil. Sie hoffte, die Veränderung könnte sie der Aufmerksamkeit Asharas entziehen. Aber worin genau bestand die Änderung? Oder vielleicht musste sie fragen, inwiefern sie selbst sich verändert hatte? Frierend, den nassen Stoff ihrer Kapuze ins Gesicht gedrückt, konnte Margaret die Gewissheit nicht abschütteln, dass ihr ureigenstes Wesen verwandelt worden war.
Sie rief sich den Augenblick des Kontakts zwischen ihrer Hand und dem Ring in Erinnerung. Margaret hatte keinen deutlichen Eindruck mehr davon, aber in ihren Muskeln bebte das Ereignis noch immer nach. Für einen kurzen Augenblick war sie von Eindrücken überschwemmt worden. Nein, nicht von Eindrücken - von Informationen! Doch inwiefern hatte das ihre Matrix verändert? Tief in Margaret regte sich ein Wissen. Es war noch sehr schwach, undeutlich und flüchtig. Aber es hatte mit ihren Händen und mit ihrer Stimme zu tun. Und da war noch etwas - Dio! Ihr Herz machte einen Sprung. Konnte sie tatsächlich ihre Stiefmutter heilen? Durfte sie zu hoffen wagen? Und wenn sie das vermochte, konnte sie dann auch Mikhail helfen?
Eine Träne kullerte ihr über die kalte Wange. Nein, sie konnte es nicht, noch nicht. Sie musste erst noch lernen, was sie bereits

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