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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht belügen. Sie schluckte heftig und verdrückte ein paar Tränen.
Dorys zog ihre Hand zurück, sobald die Worte gesprochen waren. Während das Tablett mit den Tauben um die Tafel gereicht wurde, überlegte Margaret, welche Göttin wohl gemeint war. Hatte ihr Rafaella nicht etwas darüber erzählt? Nachdem sie eine Weile in ihrem müden Gehirn umhergetastet hatte, fiel ihr ein, dass es sich um Avarra, die Dunkle Göttin, handeln musste. Sie rief sich das Gemälde dieser Gottheit an der Decke des großen Speisesaals auf Burg Comyn ins Gedächtnis und jene andere Gestalt auch: Evanda, die Herrin des Frühlings und des Lichts. Mit leichtem Erschrecken wurde ihr bewusst, dass Evandas Bildnis der leuchtenden Frau ähnlich sah, die Varzil bei dieser unglaublichen Hochzeitszeremonie unterstützt hatte.
Eine leichte Hysterie machte sich in ihr breit. Hatte sie tatsächlich Eintopf und Brot aus der Hand Evandas gegessen? Das war ihr beinahe zu viel. Doch dann scheute ihr Geist. Schluss jetzt mit den Spekulationen! Der Reif um ihr Handgelenk bewies das Ereignis. Alles andere war unwichtig. Auch
wenn alle Götter des Universums dabei gewesen wären, es würde nichts ändern. Außerdem gab es genügend reale Dinge, über die sie sich Sorgen machen konnte!
Margaret beobachtete, wie Jonil mit starken Händen einen Laib Brot in Stücke brach. Der Anblick gab ihr Halt, sie beruhigte sich und ihre Gefühlsregungen wieder. Sie war immer noch sie selbst, ob sie nun Margaret Alton oder Marguerida Alton-Hastur hieß, und sie hatte großen Hunger. Alles andere war im Augenblick unwichtig. Damila reichte ihr ein Stück Brot über den Tisch, und schon traf auch die Platte mit den Tauben ein. Margaret nahm eine herunter und riss ein Bein von dem Vogel ab. Es schmeckte dunkel, herb und nach Wild. Die Haut war vor dem Braten mit Krautern und Öl eingerieben worden, ein köstlicher Geschmack, dem Margaret noch nie begegnet war.
Margaret kaute und kaute, denn der Vogel war ziemlich zäh, aber die feinste Küche Thendaras hätte ihr nicht besser geschmeckt. Sie nahm die anderen am Tisch kaum wahr, so sehr war sie in den sinnlichen Genuss des Essens vertieft. Das Brot schmeckte leicht säuerlich. »Das Brot ist einfach wunderbar, Jonil, und der Vogel schmeckt köstlich!« Es platzte einfach aus Margaret heraus, und sie wunderte sich, wie müde ihre Stimme klang.
»Danke, Marja.« Jonil lächelte und deutete mit ihrer fettigen Hand um den Tisch. »Meine Schwestern sind schon so sehr an meine Kochkünste gewöhnt, dass sie manchmal vergessen, mir zu sagen, dass es ihnen schmeckt.«
Diese Bemerkung ließ zwei der Entsagenden erröten und verlegen auf ihre Teller blicken. Aber Morall lachte nur. »Mich lobt auch niemand, weil ich das Essen besorgt habe, warum sollten wir dir dann sagen, dass es uns schmeckt? Sei einfach zufrieden, wenn wir uns nicht beschweren.«
»0 nein, Mora. Wir würden es nie wagen, uns zu beschweren, sonst mischt Jonil uns noch Pferdeminze in den Eintopf, und wir würden es bereuen, den Mund überhaupt zum Essen oder zum Reden geöffnet zu haben.« Das kam von einer Frau in Margarets Alter mit hellem Haar und schalkhaften Augen.
»Würdest du denn so etwas tun?« Morall beugte sich vor und schaute die Tafel hinab zu Jonil.
»Vielleicht, wenn man mich genügend ärgert. Und es gibt noch Schlimmeres als Pferdeminze«, fügte sie düster, aber mit einem Augenzwinkern hinzu. »Bei einer Prise Densa würdest du alle paar Minuten vom Pferd springen und hinter die Büsche rennen.« Alle lachten, bis auf Morall. Die furchte die Stirn, bevor sie sich wieder entspannte. »Ich werde daran denken, wenn ich das nächste Mal Durchfall habe.«
Als die Vögel verspeist waren, stand Jonil auf und holte den Kessel zum Tisch. Sie verteilte den Eintopf auf die Holzschüsseln. Margaret stellte überrascht fest, dass ihr Magen schon beinahe voll war, doch sie nahm ein wenig Eintopf und aß ihn langsam. Er schmeckte vertraut, wie etwas, das Rafaella auf ihrer Reise gekocht hatte, und wieder sehnte sich Margaret nach ihrer lieben Freundin. Die Karotten und Zwiebeln waren nicht verkocht, sondern besaßen noch Biss und Aroma, und das Fleisch in dem Eintopf schmeckte angenehm salzig. Margaret leerte beinahe die ganze Schale, bevor sie zu essen aufhören musste.
Mit Käse und Apfelscheiben wurde das Mahl beendet. Alle standen auf, misstrauisch wie zuvor, und ließen Margaret allein auf der Bank sitzen. Sie konnte es ihnen kein bisschen verübeln,

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