Die Schattenmatrix - 20
wo er stehen blieb und sich erleichterte. Dann schnürte er seine Hose wieder zu und stand leicht schwankend einfach nur da, während kaltes Wasser durch seine Strümpfe drang. Wenn er doch nur ein trockenes Plätzchen finden könnte! Er lehnte sich an eine Wand, atmete tief durch und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Wunsch, sich einfach in die Pfütze zu setzen.
Als seine Beine aufhörten zu zittern, ging er zurück ins Haus. Wo war er? Er kam sich schwach und schrecklich dumm
vor. Dann merkte er, dass er in einer riesigen Küche stand und keiner sehr sauberen obendrein. Wieso schliefen sie in einer Küche, und wieso erinnerte er sich dunkel an andere Leute? Außer Margaret, die immer noch schlief, schien niemand hier zu sein. Er hatte bestimmt nur geträumt.
Mikhail sank auf eine Bank und entdeckte einen Laib Brot vor sich auf dem Tisch. Daneben lagen Käse, ein paar getrocknete Äpfel und Rosinen und zwei gebratene Vögel. Er starrte alles lange an, dann steckte er sich ein Stück Käse in den Mund. Er schmeckte sehr salzig, und Mikhail spürte, dass sein Mund völlig ausgetrocknet war. Auf dem Tisch stand auch ein hölzerner Krug und eine kleine runde Holztasse. Er versuchte Wasser in die Tasse zu gießen, aber seine Hände zitterten so stark, dass er das meiste danebenschüttete. Mikhail trank langsam und behielt den süßen Geschmack des reinen Wassers erst einen Augenblick im Mund, bevor er schluckte. Er glaubte sich zu erinnern, dass jemand seinen Kopf angehoben und ihm eine widerliche Flüssigkeit in den Mund geträufelt hatte. Wann war das nur gewesen, und woher kamen das Brot und die gebratenen Vögel? Marguerida hatte wohl kaum Brot gebacken in dieser … war es nur eine Nacht oder mehrere? Er wusste es nicht, und das ließ ihn schaudern.
Das Wasser hatte ihn wieder belebt, sein Kopf schien klarer zu werden. Er konnte sich nur sehr schwach erinnern: viele Stimmen, alle weiblich, und ein langer holpriger Ritt. Das jedenfalls hatte er nicht geträumt. Doch wo waren die Retterinnen? Ein Flügelschlagen von der Decke und das leise Knistern des Feuers waren die einzigen Geräusche im Raum. Anstatt sich weiter Sorgen zu machen, riss er ein Bein von einem der Vögel ab und begann zu essen. Dazu trank er zwischendurch Wasser, und allmählich fühlte er sich weniger hohl. Er wusste, dass er sich an etwas erinnern musste, aber er kam einfach nicht darauf, was es sein konnte. Es nagte die ganze Zeit an ihm, während er aß. Nach nur einem Bein und einem kleinen Stück Brust stellte er fest, dass er satt war, und goss sich noch eine Tasse Wasser ein. Tauben und Käse waren vielleicht nicht die beste Wahl gewesen, dachte er, denn er bekam plötzlich heftige Magenkrämpfe. Oder war das Wasser nicht sauber?
Mikhail stand unsicher auf und schleppte sich zurück zur Liegestatt, wobei seine nassen Socken ekelhaft auf dem kalten Steinboden quietschten. Das Feuer war inzwischen heruntergebrannt, aber er entdeckte einige aufgestapelte Scheite und Äste neben der Feuerstelle. Mikhail sank auf den Boden und griff nach einem Ast. Es kostete ihn große Anstrengung, aber er schaffte es, einige Zweige abzubrechen und auf die glühenden Kohlen zu werfen. Er beobachtete, wie die Flammen an dem Holz züngelten. Dann begann er plötzlich unglaublich zu frieren. Daran mussten seine durchnässten Füße schuld sein. Er zerrte sich einen triefenden Strumpf vom Fuß, doch der zweite überforderte bereits seine schwindenden Kräfte. Er blieb einfach auf der warmen Umrandung der Feuerstelle sitzen, zu müde, um sich zu bewegen, einen baumelnden Strumpf in der Hand.
Seine Augenlider kamen ihm unendlich schwer vor, und der Kopf sank ihm auf die Brust. Er glitt in einen unruhigen Halbschlaf, dann schreckte er wieder hoch und starrte in die Flammen. Er stöhnte und versuchte, ein kleines Holzscheit in die Feuerstelle zu wälzen. Die Wärme tat so gut, und er wollte mehr davon!
»Was …?«
Der Klang einer verschlafenen Stimme schreckte Mikhail auf, und er ließ das Holzscheit los. Es fiel auf seinen ungeschützten Fuß. Er schrie vor Schmerz auf und hörte, wie hinter ihm Decken zur Seite geschoben wurden. Kurz darauf stand
Marguerida neben ihm und beugte sich mit kalkweißem Gesicht zu ihm herab.
Sie fasste Mikhail an den Schultern, und er lehnte sich zurück. Er ruhte an ihrer Brust und spürte die Wärme ihrer Haut. Was für wohl geformte Brüste sie unter diesem Nachthemd hatte. Schade, dass er so schwach war und sich nur an sie lehnen
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