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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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konnte. Wieso war überhaupt ihr Haar in dieser aufreizenden, liederlichen Weise hochgesteckt? Wollte sie ihn mit dem Anblick ihres schlanken Halses etwa zum Wahnsinn treiben?
»Was hast du gemacht?«
»Gepinkelt«, murmelte er. Das Sprechen fiel ihm schwer. »Ach so. Du musst dich ausruhen, Mik. Komm, ich bringe dich wieder … Wo sind die Schwestern?« Mikhail spürte Margueridas Angst. Dann straffte sie die Schultern, und er wusste, sie zwang sich zur Ruhe.
Mikhail ließ sich zu dem Berg von Decken geleiten. Marguerida zog ihm den zweiten Strumpf vom Fuß, deckte Mikhail zu und schob die Decke rundum unter seinen Körper. Dann warf sie ein paar Scheite ins Feuer und trat an den Tisch. Mikhail hatte den Eindruck, als würde er sie aus großer Entfernung beobachten. Er kämpfte gegen das Gefühl der Gleichgültigkeit an, das ihn einhüllte, doch es gelang ihm nicht.
Marguerida betrachtete die Lebensmittel auf dem Tisch, runzelte die Stirn und zuckte schließlich die Achseln. Sie ging zu Mikhail zurück, kniete neben ihn und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. »Wie geht es dir?«
»Kalt. Schwach. Müde.« Die Worte kosteten eine gewaltige Anstrengung.
»Bald wirst du nicht mehr frieren - deine Stirn ist ziemlich heiß, und ich fürchte, sie wird bald noch heißer. Hoffentlich haben sie uns ein wenig Fieberwurztee hier gelassen. Wären sie doch nur nicht weggegangen … o Mik!«
»Wer?«
»Wir wurden von einer Gruppe der Schwestern des Schwerts gerettet - jedenfalls glaube ich, dass man sie so nennt. Sie brachten uns hierher. Wahrscheinlich hielt es Damila für gefährlich, mit uns zusammenzubleiben. Verdammt!«
»Wo …?« Seine Brust fühlte sich nun an, als würde sie von einem gewaltigen Gewicht zusammengedrückt, und jedes einzelne Gelenk in seinem Körper war kochend heiß, seine Haut hingegen eiskalt. »Wo? Ach, wo wir sind? Sie nannten es die alte El-Haliene-Festung. Damila sagte, sie sei verlassen und nur die Schwestern benützten sie noch. Wir haben hier unser Lager aufgeschlagen, sie machten etwas zu essen und … Vermutlich haben sie sich davongeschlichen, während wir schliefen. Vernünftig von ihnen, aber ich bedauere es sehr. Wenigstens haben sie uns etwas zu essen hier gelassen.« »Ich habe …«
»Ja, ich habe es gesehen.« Sie tätschelte ihm sanft die Hand, aber er wünschte, sie hätte es nicht getan, denn seine Haut war so empfindlich, dass selbst diese zarte Berührung schmerzte. Er zuckte unwillkürlich zusammen. »Wir werden das Beste aus unserer Lage machen müssen. Wir haben Wasser - irgendwo in der Nähe muss ein Brunnen sein, ich werde ihn schon finden. Und wir haben ein wenig Essen, so dass wir erst einmal nicht verhungern.«
Mikhail liefen Schauder über den ganzen Körper, und sein Rücken tat ihm höllisch weh. Muskelkrämpfe quälten ihn, er krümmte sich vor Schmerz und schrie laut auf. Vergeblich versuchte er, die fürchterlichen Laute zu unterdrücken. Weit entfernt hörte er Marguerida vor Sorge stöhnen und fluchen.
Das wenige Essen, das er zu sich genommen hatte, wollte seinem Magen entfliehen, und sein Mund schmeckte bitter. Er fühlte, wie zwei starke Hände ihn an den Schultern packten
und aufrichteten, damit er nicht erstickte, und zum Glück musste er auch nicht spucken. Er bebte, die Gelenke schmerzten, Feuer lief durch seine Adern.
»Deine Hand«, brachte er keuchend hervor.
Was ist damit, Mikhail?
Die Krämpfe hören auf, wenn du sie …
Was? Ja, natürlich. Dein linker Arm zuckt schon weniger als dein rechter. Ich frage mich …
Mikhail spürte, wie sein Körper gegen Margueridas geschoben wurde, dann legte sie ihre Hand auf seine Brust. Zwar musste er nach Luft schnappen, doch er fühlte eine leichte Veränderung, als würde sich sein Herzschlag zu einem normalen Tempo verlangsamen. Undeutlich begriff er, dass Marguerida mit Hilfe ihres eigenen Herzschlags seinen Puls steuerte und mit ihrer Matrix neue Kanäle für seine Energie schuf.
Was geschah mit ihm? Mikhail sah einen hell strahlenden Edelstein vor sich, und plötzlich war alles wieder da. Er trug den Matrixring von Varzil Ridenow! Er spürte sogar das Metall auf seiner Haut. Und der Stein drückte in seine geschlossene Handfläche. Matrixschock!
Mikhail öffnete gewaltsam die Hand. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, während er angestrengt die Finger ausstreckte. Dann drehte er unter starken Zuckungen den Ring herum, bis der Stein schließlich auf dem Finger saß. Das alles schien eine Ewigkeit zu

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