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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geschickt auf ein mit Mehl bestäubtes Brett klatschte und ihre Finger in die Masse grub. Sie formte zwei runde Laibe, dann ging sie zum Ofen hinüber, streckte die Hand in die Öffnung und nickte. Anschließend nahm sie einen hölzernen Gegenstand mit einem langen Griff und einem flachen Ende, schob ihn unter die beiden Laibe und trug sie zum Ofen.
Die Frau wischte sich die vom Mehl weißen Hände an der Hose ab. Dann hievte sie eine schwere Tasche auf den Tisch und leerte Zwiebeln, goldgelbe Karotten und die kartoffelähnlichen Knollen darauf, von denen Margaret nicht genug bekommen konnte. »Kann ich Euch helfen?«
Die Entsagende sah sie scharf an. »Sind Eure Hände denn ruhig genug, dass Ihr mit einem Messer umgehen könnt?«
»Ich weiß es nicht, aber ich will es gerne versuchen. Ich glaube nicht, dass es zum Schälen reicht, aber Schneiden müsste möglich sein.«
Die Frau grinste. »Ich bin Jonil n’ha Elspeth, und ich wäre froh, wenn mir jemand beim Schneiden helfen würde. Dann geht es schneller. Nicht dass ich etwas gegen die Arbeit hätte, aber sie erinnert mich immer an meine arme Mutter, wie sie am Feuer saß und aus einer Zwiebel und ein wenig Hirse einen Eintopf zu zaubern versuchte. Sie war immer müde, und das Essen reichte nie für alle.« Jonil nahm zwei Messer aus ihrem Gürtel, reichte das längere über den Tisch und schabte geschickt die Haut von dem Wurzelgemüse. Die geschälten Knollen schob sie zu Margaret hinüber, und sie schnitt sie erst in Würfel und dann in noch kleinere Stücke. Die beiden arbeiteten eine Weile schweigend, bis ein kleiner Berg geputztes und geschnittenes Gemüse zwischen ihnen lag. Um sie herum plauderten die anderen
Frauen leise, während sie Bettzeug ausbreiteten und aus der verlassenen Küche einen bewohnbaren Ort machten. Der Duft von gebratenen Tauben mischte sich mit dem Rauch, und vom Backofen wehte der köstliche Brotgeruch durch den Raum.
»Als ich mich den Schwestern anschloss«, sagte Jonil leise, »dachte ich eigentlich, ich müsste nie wieder kochen - denn ich wollte vor allem nicht werden wie meine arme Mutter.« Sie lachte schnaubend. »Ich weiß nicht, was ich mir da eingebildet habe, schließlich müssen die Schwestern essen wie alle anderen auch. Ich lernte mit dem Schwert umzugehen, aber ich bin nicht sehr geschickt darin, und so bin ich schließlich bei den Tätigkeiten gelandet, die ich eigentlich umgehen wollte. Aber ich habe meistens genug zu essen.« Margarets Augen tränten vom Zwiebelschneiden, und sie blinzelte. Sie war immer noch sehr müde, aber dank des Reisetees konnte sie darüber hinweggehen. Sie wischte sich mit dem Ärmelende des Nachthemds über die Augen und spürte das schwere, kalte Armband über ihre Wange streifen. Sie hatte es fast schon vergessen. Erschrocken warf sie einen kurzen Blick auf die funkelnden Augen des Tieres. »Ja, Essen gehört sicherlich zu den großen Freuden des Lebens.«
»Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal mit einer feinen Dame an einem Tisch sitzen und Eintopfschneiden werde. Wir hatten schon einige bei uns, aber die meisten waren in der Küche nicht zu gebrauchen.«
Die Frau namens Karis kam mit einem Kessel, stellte ihn auf den Tisch und füllte ihn mit Gemüse. Sie arbeitete langsam, und Margaret musste keine Telepathin sein, um zu wissen, dass beide Frauen sehr neugierig waren, was sie und Mik betraf, und dass ihnen nur die Höflichkeit verbot, sie rundheraus auszufragen. Margaret fiel ein, dass sie bisher nicht einmal ihren Namen genannt hatte, allerdings hatte sie auch noch niemand danach gefragt.
Sie wollte sich gerade vorstellen, doch dann zögerte sie. Wie sollte sie sich nur nennen? Margarethe von Windhaven, die Frau, für die Robard MacDenis sie gehalten hatte, war tot. Margaret unterdrückte einen Schauder. Sie wollte niemand anderer sein als sie selbst, schon gar nicht eine Tote. Außerdem musste sie sicher sehr vorsichtig sein, mit dem was sie sagte. Sie befand sich weit außerhalb ihrer eigenen Zeit, und je weniger sie redete, desto besser. Sie brauchte einen netten, unschuldigen Namen, mit dem sie unerkannt blieb. »Ich heiße Marja … Leynier «, sagte sie schließlich. Es gab tatsächlich Leyniers in ihrer Linie, dennoch ließ die Lüge sie zusammenfahren. Und der Rückgriff auf den Spitznamen, den sie seit Jahren nicht mehr benutzt hatte, kam ihr ebenfalls komisch vor. » Marja - also den Namen habe ich ja noch nie gehört«, antwortete Jonil fröhlich. »Aber er ist hübsch,

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