Die Schattenmatrix - 20
von hundertfünfzig Kilometern kein Bad. Und alles, was wir noch zu essen haben, liegt hier auf dem Tisch, es sei denn, ich kann noch ein paar Tauben fangen.«
Mikhails Augen wurden schwer, und er merkte, wie er in einen Halbschlaf glitt. »Bis jetzt habe ich nicht sehr gut für dich gesorgt, Caria. Verzeih mir.« Dann schlief er binnen Sekunden ein. Lieblicher Gesang weckte Mikhail. Er glitt langsam aus einem Traum ins Wachsein, und die plätschernden Töne schienen zu beiden Zuständen zu gehören. Er lag ganz still da und lauschte. Außer dem Singen hörte er das gleichmäßige Fegen eines Besens auf den Steinen, das Gurren der Tauben an der Decke und das leise Prasseln des Regens auf das Dach - ein Klangteppich, der sich nahtlos mit der Musik verwob.
Vorsichtig richtete sich Mikhail in seinen Decken auf. Er war heiß, aber nicht fiebrig. Seine feuchtkalten Kleider verrieten ihm, dass er im Schlaf geschwitzt hatte. Er sah sich in der Küche um und entdeckte Marguerida am anderen Ende mit einem Besen in der Hand. Sie hatte das weiße Nachthemd abgelegt und trug nur ihr Hemd und einen ihrer Unterröcke. Das Haar hatte sie mit einem Kopftuch hochgebunden, so dass ihr Nacken frei lag. Keine darkovanische Frau hätte so etwas getan, und Mikhail staunte, wie erotisch sie wirkte und wie heftig sein Körper darauf reagierte. Eine Minute lange beobachtete er sie reglos. Mikhail hatte Marguerida noch nie so zufrieden gesehen. Er vermutete, dass die Hausarbeit nach allem, was sie durchgemacht hatte, eine nette Abwechslung für sie war. »Was singst du da?«, fragte er leise, um sie nicht zu erschrecken.
»Was? Ach, du bist wach!« Sie drehte sich lächelnd zu ihm um, das Gesicht erhitzt von der Arbeit, und sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte. »Das ist nur ein altes Seefahrerlied von Thetis, das sie singen, damit die Ruderer im Takt bleiben.«
»Es ist sehr hübsch. Aber wozu fegst du?« Mikhail deutete zu den Vögeln hinauf. »Die machen ohnehin nur alles wieder schmutzig.« »Solange wir hier sind, möchte ich es einigermaßen wohnlich haben«, antwortete Marguerida leicht gereizt. »Während du geschlafen hast, habe ich den Brunnen ausfindig gemacht, die Reste in der Vorratskammer entdeckt und einen großen Topf ausgegraben, den sie übersehen haben. Und ich habe Wasser heiß gemacht, damit du dich waschen kannst.«
»Gut! Genau das brauche ich jetzt!«
»Ich habe mich bereits gewaschen, es war wunderbar.« In diesem Moment schien Marguerida zu bemerken, wie unschicklich sie angezogen war, sie sah an sich hinab und zuckte
die Achseln. »Ich habe sogar noch Brennholz gefunden, wir werden also nicht frieren.«
Mikhail spürte die Verlegenheit, die plötzlich entstand, die Spannung, weil sie zwar verheiratet, aber noch nicht wirklich vermählt waren. Er brauchte keine telepathischen Fähigkeiten, um ihr Unbehagen zu spüren, aber ihm selbst ging es nicht besser. Sie waren beide gehemmt.
Mikhail hatte seit jener Zeit, als er ein junger Bursche war, keine Hemmungen mehr in der Gegenwart von Frauen gehabt. Er war verwirrt. Dann wurde ihm klar, dass Marguerida schließlich nicht irgendeine Frau war, sondern die eine, die er über alles liebte, und das machte einen großen Unterschied. Hier ging es nicht um eine beiläufige Verführung. Sicher würden sie sich beide ihr Leben lang an das erste Mal erinnern. Er musste behutsam und zärtlich sein, egal wie groß seine Begierde war, wie verzweifelt er sie brauchte. Mikhail schlug die Decken zur Seite und ging zur Feuerstelle. Dort stand der Topf mit warmem Wasser, in dem etwas schwamm. Er schnupperte vorsichtig und roch Lavendel und Seifenkraut. Wo hatte sie das nur wieder gefunden?
Er zog seinen übel riechenden Wams und das Unterhemd aus und öffnete den Gürtel seiner Hose. Neben dem Wassertopf entdeckte er einen noch feuchten Lappen. Während er sich säuberte, bewunderte er Margarets enorme Anpassungsfähigkeit. Er konnte sich weder Gisela Aldaran noch eine andere Frau seiner Klasse dabei vorstellen, wie sie den Boden fegte oder Wäsche wusch. Er wusste aus Margarets Erzählungen, dass sie auf verschiedenen Welten zum Teil unter einfachsten Bedingungen gelebt hatte. Sie hatte in Hütten gewohnt, wenig außer Federn und Blumen getragen, rohes Fleisch gegessen und einige andere Dinge getan, die er sich nicht einmal vorstellen konnte. Wahrscheinlich hatte sie diese Hütten ebenfalls ausgefegt.
Über diese Seite Margueridas hatte Mikhail früher nie nachgedacht, und
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