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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dauern, obwohl Mikhail wusste, dass es unglaublich schnell ging. Er atmete nun leichter. Sein Puls beruhigte sich. Mikhail hörte Marguerida leise vor sich hin murmeln, während sie ihre Hand hin und her bewegte. In ihrem Geist keimte leichte Panik auf, die sie jedoch dank ihrer Ausbildung mit einer unglaublichen Entschlossenheit unter Kontrolle hielt.
Der Heilungsprozess war eine unglaublich schöne, bewundernswerte Sache, und etwas in Mikhail versuchte mit Marguerida zu verschmelzen, gebannt von ihrer Schönheit und Kraft. Gleichzeitig registrierte er halb, dass sie sehr ungewöhnlich vorging und ihr Laran in einer Weise benutzte, die er nicht kannte. Kein Überwacher oder Heiler hatte je so etwas getan. War das etwa eine von Istvanas Neuerungen?
Das Feuer in seinen Gedanken ließ nach, und die Gliederkrämpfe verebbten. Er hatte das Gefühl, in einem warmen Bad zu treiben, einem freundlichen Meer, das seinen Körper trug. Es war, als würde er in ein Lied fallen. Die Energie umspülte weich seine Muskeln, anstatt sie zu martern.
Was tust du da?
Psst.
Mikhail gehorchte, da er ihr mehr vertraute als jedem anderen Menschen. Sie hatte dasselbe schon einmal getan - als er dachte, sie wolle Varzil erwürgen. Doch diese Erinnerung war zu viel. Er wagte nicht zu denken. Der Wahnsinn schien nur einen Atemzug entfernt auf ihn zu lauern, und Mikhail durfte sich nicht von ihm überwältigen lassen. Er musste Marguerida trauen, sonst nichts. Aber das fiel ihm unsagbar schwer.
Seine geschundenen Muskeln erschlafften vor Erschöpfung. Er konnte weder denken noch sonst etwas empfinden. Nichts war jetzt von Bedeutung - außer Ruhe.
Ruhe? Eine kalte, unbarmherzige Stimme erklang in ihm. Dich hinter einem Weiberrock verstecken? Sie die ganze Arbeit allein machen lassen? Die wundervolle Lethargie, die in seine Glieder gekrochen war, verschwand mit einem Schlag. An ihre Stelle traten Angst und Abscheu.
Mik, hör endlich auf, dich gegen mich zu wehren!
Der Ruf kam von weit her, und er versuchte ihn zu überhören. Er wollte ihre Hilfe und ihre Heilkraft nicht. Er konnte es nicht ertragen, ihr noch mehr zu schulden, als es bereits der Fall war. Er war ihrer Herrlichkeit nicht würdig.
Nein, nein - es war schließlich Marguerida! Aber … sie war nichtsdestotrotz eine Frau, wie Javanne, die stets intrigierte und manipulierte und ihm das Gefühl von Minderwertigkeit gab. Wenn Marguerida ihm half, ihn rettete, würde er nur umso unwürdiger sein. Sie würde ihn sicherlich immer spüren lassen, was er ihr verdankte.
Selbstverständlich - Frauen gaben nie nach. Seine Mutter gab auch nie nach.
Und Marguerida war so herrlich, so wunderbar. Er war ihr einfach nicht gewachsen. Kein Ring machte ihn dieser Frau ebenbürtig. Er konnte diesen Wettstreit nicht gewinnen.
Mikhail schaute tief in sich hinein, und ein verzerrtes Gesicht starrte zurück. Es war das traurigste Gesicht, das er je gesehen hatte, ein entsetzlich verhungertes Antlitz. Und doch blickte ihm seine eigene vertraute Miene aus einsamen, hungrigen Augen entgegen. Er hasste seine Schwäche, seine widerwärtige Furcht! Tot wäre er sicher besser dran.
Aus einem winzigen Punkt, dessen Existenz Mikhail nicht einmal geahnt hatte, wuchs eine Ranke des Mitleids hinter dem Abscheu hervor. Sie war so klein, dass er die warme Spur, die sie durch das Eis seiner Seele zog, kaum bemerkte. Armes Ding, ganz allein im Dunkeln. Armer Mikhail - nicht gut genug, um seiner Mutter zu gefallen und um ihre Zuneigung zu gewinnen. Nicht gut genug, um in Regis’ Fußstapfen zu treten. Und sicherlich auch nicht gut genug, um diesen Edelstein an der Hand zu tragen.
Seine Brust wurde wieder schmerzhaft gequetscht, und sein trauriger, düsterer Zwilling lag in der Haltung einer Geliebten über ihm. Er fühlte den heißen, stinkenden Atem an seiner Wange. Er wollte sich wehren, sich dem Gewicht seiner selbst entwinden. Er kämpfte seit Jahren gegen dieses jammernde Ungeheuer und konnte es einfach nicht besiegen. Er konnte ebenso gut aufgeben und sich von ihm aussaugen lassen.
In diesem Moment verschwand das Gespenst, und ein anderes Gesicht schwebte über ihm. Es war ein alter Mann, würdevoll und weise. Augen voller Mitgefühl sahen ihn an, und das verletzte und ärgerte ihn ebenfalls. Er brauchte kein Mitleid - er wusste schließlich, wer er war! Doch Varzils blaue Augen drangen in ihn. Ich bin zu fehlerhaft. Ich kann das Ding, das Ihr mir gegeben habt, nicht tragen.
Wir alle haben Fehler, Mikhalangelo. Und

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