Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
fragte sich nun, ob er sie vielleicht finden könnte. Er würde ihr sehr gerne ein paar Fragen stellen.
Emelda schwebte in den Raum und zog ihren roten Behang ebenso hinter sich her wie einen leichten Weihrauchduft. Sie ignorierte Mikhail und ging direkt zu Priscilla, beugte sich über den Stickrahmen und machte einige Bemerkungen über den Fortgang der Arbeit. Im Nu hatte sie einen Fehler in der Stickerei gefunden. »Das geht so nicht! Ihr müsst die ganze Blume wieder aufknüpfen, sie ist zu schlecht gearbeitet.«
»Natürlich«, antwortete Priscilla ruhig, ihre dunklen Augen wirkten verschwommen. »Dom Mikhail hat mich hier angetroffen, als ich im Dunkeln arbeiten wollte - wie dumm von mir. Er hat freundlicherweise die Kerzen für mich angezündet.«
»Domna, hört mir zu. Das Licht ist nur schlecht für Eure Augen. Ihr müsst Euch mehr Mühe geben, damit Ihr endlich lernt, im Dunkeln zu arbeiten.« Sie flüsterte, aber Mikhail hörte ihre Worte dennoch deutlich.
»Ich lasse ein paar Glaser kommen und die Fensterscheiben ersetzen«, kündigte er an, »dann werdet Ihr gut sehen können, ohne Geld für Kerzen auszugeben.« Die Szene wurde mit jeder Minute unwirklicher.
Ihr werdet nichts dergleichen tun! Das plötzliche Eindringen von Emeldas Gedanken verblüffte ihn.
Raus! Verschwindet gefälligst aus meinem Bewusstsein! Ich bin hier der Herr! Der Nachdruck seiner Antwort freute ihn und löste ein wenig von der Spannung, die ihn noch vor einer Minute gelähmt hatte.
Ihr werdet noch alles zunichte machen!
Nichts würde mich mehr freuen, Mestra Unheil.
In diesem Augenblick kamen Daryll und Mathias ins Zimmer, und Emelda funkelte die beiden wütend an. Bei ihrem
Eintreten bemerkte Mikhail augenblicklich, wie sein Geist klarer wurde, als wäre der geistige Nebel, den die Frau aussandte, von der Zahl der anwesenden Leute abhängig. Was, bei Zandrus Hölle, war sie? Keine Leronis, das stand fest, was sie auch anhatte. Und wie konnte er sie nur aus dem Haus schaffen?
Ein Ruck ging durch Priscilla. »Ich kann diese Männer nicht in meinem Haus dulden«, sagte sie. »Meine Töchter sind …« »… viel sicherer, wenn die beiden da sind«, unterbrach Mikhail. »Und nicht nur meine Männer werden bleiben, Domna, sondern ich beabsichtige auch, so schnell wie möglich Dienstmädchen und Dienstboten einzustellen. Dieses Haus braucht dringend Pflege, dafür werde ich sorgen und ebenso für Eure Kinder. Wenn Ihr Euch schon nicht für sie interessiert - ich tue es.«
Priscilla Elhalyns leicht vorstehende Augen wölbten sich noch mehr nach außen, als kämpfte sie mit einem inneren Konflikt. »Nimm Vincent und scher dich weg. Er ist derjenige, den du suchst - ich weiß es. Die anderen müssen mich begleiten, wenn ich fortgehe.« »Darüber habt Ihr nicht mehr zu bestimmen, Domna.« Fortgehen? Was meinte sie damit? Die Verlockung, ihrem Vorschlag einfach nachzugeben, war gewaltig, denn Mikhail hielt Vincent ebenfalls für den aussichtsreichsten Kandidaten, den Thron der Elhalyns einmal zu übernehmen und ihn selbst von der lästigen Regentschaft zu befreien. Aber er konnte doch Miralys’ stummen Hilfeschrei nicht vergessen. Verdammt sollte er sein, wenn er die Kinder im Stich ließ, nur weil es der bequemere Weg war.
Außerdem hatte Mikhail verstanden, dass man ihn unauffällig zu einer baldigen Abreise drängen wollte, und je deutlicher er dies spürte, desto entschlossener war er zu bleiben, bis er seinen Auftrag erledigt hatte. Mich schubst keine verfluchte Kräuterhexe herum!
    Zu seiner Überraschung schien Emelda bei diesem Gedanken ein wenig zusammenzuzucken und zu schrumpfen. Sie zupfte Priscilla am Ärmel und murmelte ihr etwas zu, worauf die beiden Frauen den Salon verließen. Genau in diesem Augenblick kamen vier der Kinder herein.
Alain fehlte, was Mikhail nicht weiter überraschte. Dem ältesten Sohn ging es so schlecht, dass er ohne Hilfe wahrscheinlich nicht einmal die Treppe herunterkam. Mikhail war zu müde und zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um die Kinder mehr als nur flüchtig in Augenschein zu nehmen, ihre schäbige Kleidung und ihre Verwahrlosung zu bemerken und einen Plan aufzustellen, was alles zu tun war. Er hatte leichte Gewissensbisse, weil er ein Bad genommen und saubere Kleidung angelegt hatte, anstatt umgehend die Dinge in Ordnung zu bringen. Aber dann tadelte er sich für seine Schuldgefühle. Er war schließlich kein Zauberer, der mit einer Handbewegung wiederherstellen konnte, was in

Weitere Kostenlose Bücher