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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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konnte, wurde er wütend. Man hatte ihn immer gelehrt, dass Kinder kostbar seien, und die Art und Weise, wie man diese vier hier und Alain behandelt hatte, empörte ihn maßlos. Er wollte sie immer wieder in ein Gespräch verwickeln,
aber die Mädchen blieben stumm, nur Emun antwortete ab und zu einsilbig. Vincent genoss es, sich über alles Mögliche lang und breit auszulassen, als beruhigte ihn der Klang seiner eigenen Stimme, aber im Grunde lohnte sich das Zuhören kaum.
Sobald das karge Mahl aufgezehrt war, stand Mikhail erleichtert von der stumpfen Tafel auf. Er wünschte den Kindern eine gute Nacht und sah ihnen nach, als sie leise hinausmarschierten. Dann wandte er sich an seine Männer. »Daryll, ich glaube, du kannst dich im Wohnzimmer ans Feuer betten, Mathias übernimmt die erste Wache.« Er wusste, wie sinnlos der Vorschlag war, dass keiner von ihnen vor seinem Zimmer auf dem Boden schlafen musste - sie hätten sowieso nicht auf ihn gehört. Sie waren für ihn verantwortlich und fest entschlossen, gut auf ihn aufzupassen, vor allem in diesem Haus.
»Sehr wohl, Dom. Und ich werde bei Tagesanbruch ins Dorf aufbrechen und sehen, ob ich ein paar Arbeiter auftreiben kann.« »Sieh zu, dass du auch eine Wäscherin und ein paar Dienstmädchen findest. Ich habe schon Schweineställe gesehen, die sauberer als dieses Haus waren.«
»Ich werde mein Bestes tun. Komisches Haus, was?«
»Ziemlich.« Er verstand sehr gut, was Daryll nicht sagte, aber er wollte ihn auch nicht dazu ermuntern, Lady Elhalyn offen zu kritisieren.
Mikhail verließ die beiden und ging nach oben. Dort stand er einen Augenblick im Korridor und lauschte. Es war leise, eigentlich zu leise. Irgendetwas an dieser Stille war unnatürlich oder vielmehr beunruhigend. Aber damit würde er sich morgen befassen. Er betrat sein Schlafzimmer und spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Mikhail konnte zunächst nicht erkennen, was, doch dann bemerkte er den zarten Hauch eines Duftes, eine
Weihrauchwolke, die noch in der Luft hing. Er war sicher, dass Emelda hier gewesen war, wenngleich er sich nicht erklären konnte, zu welchem Zweck.
Mikhail wurde trotz seiner Erschöpfung fuchsteufelswild. Er witterte Unheil und begann daraufloszusuchen; als Erstes sichtete er seine Kleidung. Staubpartikel fielen aus den Falten des Stoffes, allerdings konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob man seine Kleidung absichtlich eingestaubt hatte oder ob es einfach nur der Hausstaub war. Es kam ihm unwahrscheinlich vor, dass seine Kleidung so schnell zugestaubt sein sollte. Er schüttelte sie heftig aus, auch um seine gärende Wut loszuwerden.
Dann deckte er das Bett auf, in dessen Nähe war nämlich der verbleibende Geruch am stärksten. Er zog erst die Decken ab, dann die Laken. Im flackernden Licht des kleinen Kamins tanzten unzählige Staubkörnchen in der Luft. Der Schornstein zog nicht sehr gut, und Mikhail dachte, dass er wahrscheinlich über und über mit uralter Schlacke bedeckt war. Er hätte Daryll auch einen Kaminkehrer rufen lassen sollen, falls es im nächsten Dorf einen gab. Er musste sich unbedingt ein Blatt Papier suchen und all diese Dinge aufschreiben, wenn Daryll oder Mathias nicht jeden zweiten Tag ins Dorf reiten sollten.
Mikhail riss die Kissen aus ihren Bezügen, seine Nase juckte schon von dem feinen Staub. Er hatte zwanzig Minuten gebraucht, um dieses Bett zu machen, und sehr zu seinem Ärger baute er es in nur fünf Minuten wieder auseinander.
Da fiel etwas auf die bloße Matratze: ein kleines, zugenähtes Säckchen, wie sie die Landbevölkerung für Heilkräuter und Breiumschläge verwendete. Die Dienstmädchen in Armida hatten oft Lavendelsäckchen unter ihre Kopfkissen gelegt, um besser schlafen zu können. Dem schwachen Geruch nach war das hier bestimmt kein Lavendel und auch kein Balsam. Mikhail hatte nicht die leiseste Ahnung, was in dem Säckchen
war - Liriel kannte sich sehr gut mit Krautern und Pflanzen aus. Schade, dass sie jetzt nicht hier war.
Aber irgendetwas an dem unschuldig aussehenden Gegenstand verursachte ihm eine Gänsehaut. Er hob ihn vorsichtig auf. Eine Weile ließ er das Ding an den dünnen Schnüren baumeln und widerstand dem Drang, es an die Nase zu halten. Er wusste genau, dass es eine schlechte Entscheidung wäre, ohne seine Ahnung erklären zu können. Schließlich wollte er das Ding in den Kamin schmeißen, doch er stoppte abrupt, als die Schnüre gerade aus seinen Fingern gleiten wollten. Wenn irgendein schädlicher Stoff

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