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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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verzweifelt. Aber wenn ich dich in Arilinn so beobachtet habe, warst du ganz und gar eine Dame.«
Margaret spürte, wie sie bis in die Haarspitzen rot wurde. »Eine Dame? Ich? Domna Marilla, das ist eine Dame! Oder Linnea. Ich bin nur ein Wildfang und zufällig Erbin einer Domäne - das ist ein großer Unterschied! Die beiden wissen immer genau, was sie sagen und tun müssen.«
»Und Javanne?«, fragte Lew, und seine Stimme bebte vor Belustigung.
»Meine Tante ist sicher ebenfalls eine richtige Dame, aber sie ist ein anderer Typ als Linnea oder Marilla. Sie weiß zwar, was sich gehört, aber sie hält sich nicht immer daran!«
»Mit anderen Worten, sie ist dir ähnlicher als Domna Marilla.« »Du meine Güte! Aber vermutlich stimmt es - sosehr sie diesen Vergleich auch verabscheuen würde!« Margaret hielt einen Augenblick inne. »Ich glaube, man könnte sogar sagen, dass wir beide irgendwie kalt sind.«
»Merkwürdig.«
»Wieso?«
»Weil ich sagen würde, dass du und Javanne beide sehr leidenschaftliche Menschen seid und nicht im Geringsten kalt. Aber du hast vorhin von deiner Zurückhaltung bei Beziehungen gesprochen - ich würde gern mehr darüber erfahren, wenn es dir nicht zu unangenehm ist.«
Leidenschaftlich? Margaret musste kurz darüber nachdenken. Der Gedanke war ihr völlig neu und nicht nur angenehm. Sie wusste, dass sie in Bezug auf Musik sehr leidenschaftlich war und nun auch, was ihren Geburtsplaneten anging. Aber in beiden Fällen hatte ihre Leidenschaft etwas Abstraktes, Distanziertes. Sie liebte Mikhail, daran bestand kein Zweifel, aber sie war sich nicht sicher, ob sie auch Leidenschaft für ihn empfand. Sie war ihm leidenschaftlich zugetan, und das war schon etwas ganz anderes als ihre Gefühle gegenüber Musik oder Darkover. Aber das ganze Problem war noch zu neu und zu verzwickt, als dass sie es jetzt lösen könnte, und so schob sie es ein wenig widerwillig beiseite.
Margaret wühlte sich durch das Wirrwarr von Gedanken und Gefühlen, die meisten mit mehr Emotionen befrachtet, als sie zuzugeben bereit war. »Ich glaube, bevor ich nach Darkover kam«, begann sie zögernd, »habe ich nie echte menschliche Wärme gespürt, außer hin und wieder bei Dio. Das lag größtenteils daran, dass mir Ashara ständig befohlen hat, mich abseits zu halten; wie ein schlechter Ohrwurm hat sie es mir immer wieder zugeflüstert, bis ich keinen menschlichen Kontakt mehr gesucht habe. Allmählich konnte ich sehr gut Distanz wahren, vielleicht entspricht eine gewisse Zurückhaltung ja einem Teil meiner Persönlichkeit. Manchmal ist es sehr schwer zu sagen, wo Margaret Alton anfängt und wo Ashara aufhört. Sie muss eine sehr verbitterte Frau gewesen sein, und ich frage mich, ob ich wohl jemals den Grund dafür erfahren werde. Sie ist so rätselhaft, so nah und gleichzeitig so weit weg.« Margaret seufzte. »Und dann muss ich ausgerechnet an dem einzigen Mann auf ganz Darkover Gefallen Finden, den ich nicht haben kann. 0 ja, ich bin wirklich auf der Hut. Und ich habe auch allen Grund dazu.«
»Du musst dich nicht verteidigen. Ich wollte dich bestimmt nicht kritisieren. Ich weiß, dass du wegen deiner persönlichen Vergangenheit anderen Menschen nicht trauen kannst, und ich bin mir meines eigenen Anteils dabei bewusst. Und was Mikhail angeht, da müssen wir einfach abwarten. Aber du darfst die Hoffnung noch nicht aufgeben.«
»Die Hoffnung bricht mir noch das Herz, Vater.« Margaret schämte sich für den Zorn und die Bitterkeit in ihrer Stimme und gab Dorilys kurz die Sporen. Die kleine Stute fiel in Galopp, und Margaret ritt voraus, um eine weitere Unterhaltung unmöglich zu machen. Als Margaret und Lew kurz vor Einbruch der Nacht auf Burg Comyn eintrafen, wurden sie von den Dienern begrüßt. Nachdem die Pferde versorgt waren, gingen sie schweigend zur Suite der Altons. Das Schweigen war allerdings nicht unangenehm, so wie sie es als Kind empfunden hatte, wenn Lew ihr mal wieder ausgewichen war, sondern nur eine respektvolle Stille, in der beide ihre Gedanken für sich behielten.
Lew wurde jedoch weggerufen, kaum dass er seine Reitstiefel ausgezogen hatte, und Margaret war froh, dass sie ein wenig allein war. Sie badete, zog frische Kleider an und bat das Zimmermädchen Piedra, ihr das Essen zu bringen. Sie wusste, dass sie unbedingt Lady Linnea aufsuchen und ihren gesellschaftlichen Pflichten nachkommen müsste, aber sie war zu müde und zu traurig und wollte keinen anderen Menschen um sich herum

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