Die Schattenmatrix - 20
wurde von immer neuen Steuern aufgefressen, und irgendwann werden sie es wohl aufheben … wenn ich nicht bald zurückgehe. Und das werde ich wohl nie mehr tun.« Sie fühlte sich mutloser, als sie es für möglich gehalten hätte.
»Aber du brauchst doch gar kein Stipendium, Marguerida. Du bist die Erbin der Domäne Alton, und du wirst nie …«
»Ich habe mir dieses Stipendium aber verdient, Vater! Ich habe hart dafür gearbeitet. Natürlich war es nicht viel Geld, aber es hat mir gehört. Ich will nicht, dass es mir irgendein verdammter Expansionist wegnimmt!«
Er seufzte. »Ich weiß, es ist dir wichtig, aber…» »Vater, ich kann der Universität keine Arbeiten vorlegen, wenn ich dort nicht mehr studiere. Ich könnte Ivors Werke nicht vollenden oder selbst aktiv werden. Das wäre untragbar.«
»Du hast deine Arbeit wirklich sehr gemocht, stimmt’s?« Margaret knetete ihre Finger. »Das war es nicht. Aber sie hat ganz allein mir gehört. Ich war nicht wegen dir, nicht einmal wegen Ivor an der Universität. Aber es war etwas, das ich nicht erben konnte. Ich musste sehr hart arbeiten, um eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit zu erstellen, die mir das Stipendium einbrachte, und obwohl das Thema sehr exotisch ist und es nur wenige Leute je aus den Archiven hervorholen werden, ist es doch meine eigene Arbeit. Ich will das nicht verlieren. Es klingt vielleicht nicht logisch, aber ich will es einfach nicht!«
»Es geht um mehr als um dein Stipendium, hab ich Recht?« »Ich werde nie eine gute darkovanische Frau werden, Vater. Ich werde mich nie widerstandslos Männern wie Dom Gabriel unterwerfen, die sich einbilden, sie wüssten, was am besten für mich ist. Wenn du mich als Jugendliche hierher zurückgeschickt hättest, wäre ich vielleicht noch ein anderer Mensch geworden. Jetzt ist es zu spät. Ich habe mich zu sehr daran gewöhnt, dass ich tun und lassen kann, was ich will, ohne Rücksicht auf mein Geschlecht, und ich verabscheue jegliche Beschränkungen, zum Beispiel, dass ich ständig einen Aufpasser oder einen Stallknecht haben muss, und das Ganze übrige Zeug. Ich finde mich nur deshalb damit ab, weil es ein schlechtes Licht auf dich werfen würde, wenn ich mich hier so benähme wie an der Universität.«
»Mir war nicht klar, wie sehr du unter der darkovanischen Kandare leidest«, sagte Lew bedächtig.
»Aber es lässt sich nun mal nicht ändern. Sicher, ich spiele manchmal mit dem Gedanken, meinen Anspruch auf die Domäne aufzugeben, in das nächste Raumschiff zu steigen und den Staub von Darkover abzuschütteln. Weißt du eigentlich, dass ich überglücklich war, als ich hierher kam? Zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben roch alles richtig und klang alles richtig. Ich hatte mich unbewusst nach Darkover gesehnt. Das war noch, bevor ich begriff, dass ich hier nur eine Figur in einem Schachspiel, dass ich Marguerida Alton bin und nicht einfach nur Margaret.« Sie holte tief Luft und sprudelte weiter; die gesamte Anspannung der letzten Monate löste sich. »Ich bin eine Erbin.« Das Wort schmeckte widerlich in ihrem Mund. »Ich bin eine Marionette, die du für deine Zwecke benutzt oder Regis für seine, um Dom Gabriel oder sonst jemandem einen Strich durch die Rechnung zu machen. Es steht mir nicht frei zu heiraten, wen ich möchte, oder meine eigenen Ziele zu verfolgen. Ich bin keine Person, sondern nur ein Objekt.« Sie bemühte sich, ihre Verbitterung nicht hörbar werden zu lassen, aber es gelang ihr nicht.
»Ich glaube, du irrst dich, was das betrifft.«
»Was würdest du tun, wenn ich mich eines Tages entschließen würde, eine Entsagende zu werden?«
Er sah sie verblüfft an. »Alles, was in meiner Macht steht, um dich davon abzuhalten.«
»Siehst du!«
»Aber du liebst Mikhail, und du willst ihn doch auch heiraten, oder?«
»Und das soll alles sein? Eine Ehe? Soll ich Fesseln tragen, bis ich im Kindbett sterbe oder alt und tatterig werde?«
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Also, ich wünsche mir tatsächlich, dass du dich irgendwann häuslich niederlässt und …« »Und dabei verblöde, während ich Bettwäsche zähle, Mahlzeiten plane und die Dienerschaft herumkommandiere! Ich liebe Mikhail wirklich, aber ich glaube nicht, dass mich allein die Ehe mit ihm falls du dieses Wunder überhaupt zu Stande bringst - wirklich zufrieden und glücklich macht. Ich bin zu sehr daran gewöhnt, zu denken, zu studieren und zu lernen.« Sie stand vom Schreibtisch auf. »Wir werden in dieser Sache
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