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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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würde.«
    Tanu deutete ebenfalls auf die Höhle, reckte den Daumen hoch, öffnete und schloss seine freie Hand, um einen sprechenden Mund nachzuahmen, und zeigte auf Seth.
    »Graulas will mit mir sprechen?«, fragte Seth. »Opa, sie recken beide den Daumen hoch. Das ist der Ort, an den sie mich bringen wollten. Du wartest hier, und ich gehe nachsehen.«
    Opa hielt Seth am Arm fest. »Ich bin mitgekommen, um herauszufinden, was sie vorhaben. Wenn das Unternehmen vielversprechend gewesen wäre, hätte ich weitergemacht. Aber dies ist eine Torheit. Mendigo und Hugo können keinen Fuß auf sein Territorium setzen, und der Vertrag wird uns dort keinen Schutz bieten. Wir kehren um.«
    »In Ordnung«, sagte Seth und lehnte sich an die Rückseite des Karrens.
    Opa lockerte den Griff um Seths Arm. »Tanu, Coulter, das ist zu viel verlangt. Wir werden umkehren.«
    Seth riss sich mit einem plötzlichen Sprung von Opa los, hüpfte vom Wagen und begann den Hang hinauf auf den Eingang der Höhle zuzurennen. Wenn Mendigo und Hugo ihm nicht folgen konnten, dann konnte Opa ihn nicht aufhalten.
    »Mendigo, bring Seth hierher zurück!«, brüllte Opa.
    Die hölzerne Marionette schwang sich aus dem Karren, näherte sich Seth sehr schnell von hinten und kam dann etwa fünfzehn Schritte von der Straße entfernt abrupt zum Stehen. Seth lief den Hang weiter hinauf, aber die Marionette konnte ihm nicht länger folgen.
    Opa stand auf, die Fäuste in die Hüften gestemmt. »Seth Michael Sørensen, du kommst auf der Stelle zu diesem Karren zurück!«
    Seth schaute hinter sich, verlangsamte sein Tempo jedoch nicht. Die schattenhaften Gestalten Coulters und Tanus liefen links und rechts neben ihm her. Der Eingang der Höhle kam näher.
    »Seth, warte!«, rief Opa ängstlich vom Fuß des Hügels. »Ich komme mit dir.« Der resignierte Tonfall in seiner Stimme gefiel Seth überhaupt nicht.
    Seth hielt inne und beobachtete, wie Opa, die Taschenlampe in der Hand, durch das hohe Gras eilte. »Du kannst mitkommen, aber komm nicht nahe genug heran, um mich zu berühren!«, rief er seinem Großvater zu.
    Opa funkelte ihn an, und die Muskeln in seinem Kiefer spannten sich. »Das Einzige, was noch schrecklicher ist als das, was sich in dieser Höhle befindet, wird deine Strafe sein, falls wir das hier überleben!«
    »Falls wir überleben, habe ich die richtige Entscheidung getroffen«, erwiderte Seth und wartete, bis Opa ungefähr zehn Schritte entfernt war, dann ging er weiter auf die Höhle zu.
    »Dir ist doch klar, dass wir in den sicheren Tod gehen?«, fragte Opa grimmig.
    »Wer wüsste wohl besser über eine böse Seuche Bescheid als ein Dämon?«, konterte Seth.
    Vor dem Höhleneingang stand ein hoher Holzpfahl. Verrostete, eiserne Fesseln baumelten am oberen Ende. Offensichtlich waren dort früher einmal Opfer angekettet worden. Bei dem Gedanken schauderte Seth. Die Schatten von Tanu und Coulter gingen nicht weiter als bis zu dem Pfosten. Seth bedeutete ihnen, ihm zu folgen, doch die beiden schüttelten den Kopf und machten ihm ein Zeichen, dass er allein weitergehen solle.
    Der Eingang der Höhle war groß genug, um einem Schulbus Platz zu bieten. Als Seth hineinmarschierte, begriff er, dass die Sorge, Opa könne ihn daran hindern, Fabelheim zu retten, ihn zum Teil davon abgehalten hatte, darüber nachzudenken, ob er das Unternehmen nicht von sich aus abbrechen sollte. Er hoffte, dass Tanu und Coulter keine Sklaven dieses Dämons waren.
    Die glatten Lehmwände und der Boden vermittelten Seth den Eindruck, dass die Höhle sich nicht auf natürliche Weise gebildet hatte – sie war eindeutig in den Hügel gegraben worden.
    Ihr Weg führte sie um zwei Biegungen, dann wurde die Höhle breiter, bis sie sich in einem stickigen Raum mit einer Kuppeldecke wiederfanden, durch die einige knorrige Wurzeln ragten. Verrottetes, zerbrochenes Mobiliar lag zwischen unordentlichen Haufen bleicher Knochen. Auf einem riesigen, durchgesackten Tisch lagen zahlreiche vermoderte Bücher, daneben die Wachspfützen heruntergebrannter Kerzen. Kaputte Fässer lehnten hie und da an einer Wand, und ranzige Flüssigkeit sickerte aus ihnen heraus. Inmitten eines Wirrwarrs zerschmetterter Kisten bemerkte Seth das Glitzern von Juwelen.
    An der gegenüberliegenden, gewölbten Wand des Raums umhüllten Spinnweben eine gewaltige, geduckte Gestalt. Das unförmige Wesen saß auf dem Boden, den Rücken an die Lehmwand gelehnt und zu einer Seite weggesackt. Seth schaute über seine

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