Die Schattenplage
hinter ihm her rief: »Seth, hör auf deinen Großvater und komm sofort zurück.« Seth weigerte sich, sich auch nur umzudrehen, und schüttelte den Kopf.
Am Waldrand angekommen, hörte Seth Opa von der Veranda rufen. »Warte, Seth, komm zurück! Tanu! Coulter! Haltet ein, hört zu, wenn ihr dies tut, erlaubt mir wenigstens, euch zu begleiten.« Die Schattengestalten blieben stehen. Seth schüttelte nachdrücklich den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sie wieder sinken. Das war ein Trick. Sobald er wieder feste Form angenommen hatte, würde Opa ihn nach Hause schleifen. Er wedelte mit einer Hand und trieb sie an weiterzugehen.
»Seth«, rief Opa, »schick sie nicht weiter! Tanu, Coulter, wenn ihr wirklich im Besitz eurer selbst seid, wartet auf mich.«
Die Schattengestalten blickten Seth achselzuckend an und blieben, wo sie waren. Er wedelte noch hektischer mit den Händen, um ihnen zu bedeuten, dass sie weitergehen sollten. Kannten sie seinen Großvater denn so schlecht?
»Mendigo«, rief Opa. »Tritt zurück. Du wirst Seth und mich begleiten. Hugo, hol den Karren. Ich nehme an, dass wir so am schnellsten unser Ziel erreichen?«
Tanu nickte. Seth drehte sich um und nickte Opa zu.
»Wir werden warten müssen, bis du wieder einen festen Körper hast«, sagte Opa. »Lass mich eine Taschenlampe holen und etwas Passenderes anziehen.«
Er ging zurück ins Haus. Seth bedeutete Tanu und Coulter weiterzugehen, aber sie schüttelten den Kopf.
»Das habe ich gesehen«, rief Dale von der Veranda. »Treib sie nicht weiter an. Dein Großvater steht zu seinem Wort. Er hat vor, euch zu begleiten, und wenn du mich fragst, bist du mit ihm besser dran als ohne ihn.«
Seth entspannte sich und schwebte in der Dunkelheit neben den Schatten seiner Freunde. Wenn Opa ihn überlistete, konnte er sich noch immer eine neue Strategie ausdenken, um wegzulaufen.
Opa kehrte für den Marsch gekleidet zurück. Er wies Dale an, bei Oma zu warten und mit ihr aus Fabelheim zu fliehen, falls sie gar nicht oder nur noch als Schatten zurückkehrten. Seth glitt zu Hugo hinüber, der bereitstand, um den Holzkarren zu ziehen. Tanu und Coulter stiegen in den Wagen, gefolgt von Opa und Mendigo. Seth schwebte neben ihnen her und wartete auf seine Verwandlung.
Schließlich endete die lästige Wartezeit mit einem starken Kribbeln, und Seth schwang sich zu den anderen in den Karren. Die Schattenmänner saßen vorn. Opa und Seth hockten hinter ihnen.
»Ich tue dies gegen mein besseres Urteil«, merkte Opa an.
»Wir müssen das Risiko eingehen«, beharrte Seth und versuchte, möglichst erwachsen zu klingen. »Ich werde Tanu und Coulter nicht im Stich lassen, wenn ich ihnen vielleicht helfen kann.«
»Lass uns gehen, Hugo«, befahl Opa.
Der Karren setzte sich schlingernd in Bewegung, und Hugo lief in schnellem Tempo den Weg entlang. Der Fahrtwind blies ihnen warme Nachtluft um die Nase. Als der Pfad sich gabelte, deutete Tanu in die Richtung, die sie nehmen sollten, Seth übermittelte die Geste und Opa erteilte Hugo den entsprechenden Befehl.
Hugo zog sie unermüdlich weiter; sie fuhren die Straße in die Richtung der ehemaligen Vergessenen Kapelle entlang, zweigten davon ab und nahmen einige andere Pfade, bis sie auf einen zerfurchten, überwucherten Weg kamen, den Seth noch nie benutzt hatte. Der Karren holperte und ruckelte über den unebenen Weg, bis Tanu und Coulter ihnen bedeuteten, stehen zu bleiben.
Opa schaltete seine Taschenlampe ein und leuchtete den grasbewachsenen Hang eines steilen Hügels ab. Seitlich am Hang war der Eingang zu einer Grotte erkennbar. »Sag mir, dass sie nicht in Richtung Grotte zeigen«, meinte Opa.
»Doch«, erwiderte Seth. »Sie sind bereits vom Wagen gesprungen.«
»Wir können geradeso gut auf der Stelle kehrtmachen«, meinte Opa. »Das ist die Höhle von Graulas, einem der mächtigsten Dämonen von Fabelheim. Wenn wir sie betreten, bringen wir uns in seine Gewalt. Es wäre Selbstmord.«
Coulter deutete auf den Höhleneingang, dann tippte er sich mit einem schattenhaften Finger an die Schläfe.
»Graulas weiß etwas Wichtiges«, übermittelte Seth.
Tanu und Coulter nickten und bedeuteten den beiden, ihnen zu folgen.
Opa beugte sich dicht zu Seth und sprach einzig für seine Ohren. »Graulas ist angeblich der stärkste Dämon Fabelheims, auch wenn er während der letzten Jahre einen Winterschlaf gehalten hat. Er wäre das letzte Wesen, das freiwillig Informationen mit uns teilen
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