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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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führte. Sie prüften jede Stufe, bevor sie sie mit ihrem Gewicht belasteten, und folgten der Treppe immer tiefer in die Erde hinein. Nach Hunderten von Stufen endete sie vor einer weiteren Bronzetür.
    »Dahinter könnte die Wohnung des Wächters liegen«, flüsterte Warren. »Kendra, bleib zurück.«
    Warren ging als Erster durch die unverschlossene Tür, gefolgt von Dougan und Gavin. Kendra spähte hinter ihnen durch die Öffnung. Der hohe Raum erinnerte sie an das Innere einer Kathedrale ohne Kirchenbänke oder Fenster. Statuen standen in erhöhten Nischen, kleine Räume mit verschiedenen Zierstücken zweigten vom Hauptgewölbe ab, verblassende Malereien schmückten Wände und Decke, und ein gewaltiger, schmuckvoller Altar beherrschte das gegenüberliegende Ende des Raums.
    Warren, Dougan und Gavin gingen vorsichtig weiter, wobei sie alle in verschiedene Richtungen schauten, während Kendra das Geschehen von der Tür aus beobachtete. Sie erreichten den Altar, sahen sich um und entspannten sich nach und nach. Dann begannen sie den Raum abzusuchen und betasteten verschiedenste Schätze, stießen aber auf keinen Wächter, der sich ihnen entgegenstellte.
    Des Wartens müde und weil sie zweifelte, dass es gefährlich war, trat Kendra in den Raum. Warren unterzog gerade den Altar einer näheren Untersuchung und berührte zögernd ein paar in den Marmor eingelassene Juwelen. »Nichts?«, fragte Kendra.
    Warren blickte auf. »Möglicherweise haben wir den Wächter noch nicht geweckt, aber wenn du mich fragst, denke ich, dass sich jemand schon vor langer Zeit mit dem Artefakt aus dem Staub gemacht hat. Ich sehe nichts Verdächtiges. In diesem Raum hätte die größte Herausforderung von allen auf uns warten müssen, es sei denn, der Wächter wäre bereits gefallen.«
    »Das könnte erklären, warum Tammy und Javier die Höhlen verlassen konnten, ohne das Artefakt gefunden zu haben«, bemerkte Kendra.
    »Richtig. Und warum hier vor hundert Jahren ein neuer Drache eingezogen ist«, pflichtete Warren ihr bei.
    Kendra ging auf die andere Seite des Altars und erstarrte, als sie las, was dort in silbernen Lettern eingraviert war. »Hast du das gelesen?«, fragte sie Warren leise.
    »Es ist keine Sprache, mit der ich vertraut bin«, antwortete Warren.
    »Es muss eine Feensprache sein«, flüsterte Kendra. »Ich kann es problemlos lesen.«
    »Was steht dort?«
    Sie schaute sich kurz um, um sich davon zu überzeugen, dass Dougan und Gavin außer Hörweite waren, dann las sie die Worte leise vor:
    Dank des weltgrößten Abenteurers
    hat dieses Artefakt ein neues Zuhause in Fabelheim.

KAPITEL 13
Ein heimlicher Bewunderer
    S eth lag in seinem Bett unter der Decke, voll bekleidet bis auf seine Schuhe, die Hände hinterm Kopf verschränkt. Während er zu der schrägen Decke des dunklen Dachbodenzimmers emporstarrte, dachte er über den Unterschied zwischen Mut und Dummheit nach, eine Unterscheidung, die Opa Sørensen wiederholt zu betonen versucht hatte. Er fand, dass er zwei nützliche Definitionen gefunden hatte: Dummheit war es, wenn man ohne guten Grund Risiken einging. Mut zeigte man dann, wenn man ein kalkulierbares Risiko auf sich nahm, um etwas Wichtiges zu erreichen.
    War er in der Vergangenheit dumm gewesen? Sicher! Es war dumm gewesen, am Mittsommerabend aus dem Fenster zu spähen, obwohl man ihn gewarnt hatte, nicht hinauszuschauen. Der einzige Nutzen hatte darin bestanden, seine Neugier zu befriedigen, und dafür hätte er um ein Haar den Tod seiner Familie zu verantworten gehabt. In diesem Sommer war er ebenfalls aus dürftigen Gründen einige Risiken eingegangen. Natürlich machte es ihm manchmal nichts aus, sich ein wenig dumm zu benehmen, wenn das Risiko gering schien.
    Aber er hatte auch Mut gezeigt. Er hatte eine Überdosis von einem Muttrank genommen, um sich dem Wiedergänger zu stellen, in der Hoffnung, dadurch seine Familie zu retten. Dieses Risiko hatte sich ausgezahlt.
    War es gefährlich, sich aus dem Haus zu schleichen, um den schattenhaften Manifestationen von Coulter und Tanu in den Wald zu folgen? Unbedingt! Die Frage war, ob es das Risiko wert war.
    Erst am Nachmittag hatte Tanu direkt vor dem Fenster seine Verwandlung in einen Schattenmann abgeschlossen. Er hatte bis Sonnenuntergang auf der Veranda gewartet und war dann in den Wald gegangen. Einige Stunden später, als der Abend dunkler wurde, waren die stummen Schatten von Tanu und Coulter zurückgekehrt. Einzig für Seth sichtbar, hatten sie in der

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