Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
gebissen.
    Normalerweise würde er ihre Gefühle bedacht haben, aber vorhin war er noch so aufgebracht von dem Kampf gewesen, dass er nicht klar denken konnte. Inzwischen arbeitete sein Verstand wieder, und er begriff, wie verzweifelt Marika sein musste.
    »Komm!« Er nahm ihre Hand und zog sie ins Badezimmer. Ihre Zähne klapperten vor Kälte, obwohl Bishop ein Kaminfeuer gemacht und ihr eine Decke umgelegt hatte.
    Ihre Verfassung ängstigte ihn. Er war es gewohnt, sie stark, kühn und trotzig zu sehen. Nun aber wurde er gewahr, wie menschlich und zerbrechlich sie eigentlich war. Und das war furchterregend. Nicht der Kampf tat ihr das an, sondern der Verrat jener, die ihr nahestanden. Falls er wissen wollte, welches ihre Schwäche war, dann wusste er es jetzt.
    Ein kleiner Trost war, dass ihre Männer keine Ahnung hatten, wo sein Haus war oder wie sie Marika und ihn fanden. Sie hatte niemandem erzählt, wo sie wohnte, vielleicht weil sie sich schämte oder um alle Beteiligten zu schützen. Der Grund war ihm gleich, er war nur froh, dass sie es nicht gesagt hatte.
    Und nun wollte er nichts weiter, als sich um sie zu kümmern, und nicht darüber nachdenken, was hätte geschehen können.
    Er zog sie aus, wie er es bei einem kleinen Kind gemacht hätte. Ihre schmutzige Kleidung häufte er neben der Badezimmertür auf, um sie später zu verbrennen. Selbst wenn das Blut sich herauswaschen ließe, würde sie Marika immerzu daran erinnern, wie ihre Männer sie verraten hatten. Und das wollte er ihr ersparen.
    Könnten Vampire doch bloß wirklich über einige der Fähigkeiten verfügen, die Mr. Stoker und andere ihnen angedichtet hatten! Könnte er doch in ihr Denken eindringen und diese schreckliche Nacht daraus löschen!
    Dann würde er sie ebenfalls aus seinem Gedächtnis streichen.
    Er hob Marika in seine Arme und trug sie das kurze Stück zur Wanne. Bibbernd starrte sie blind vor sich hin, als er sie ins heiße Wasser hinabsenkte. Sobald sie eintauchte, seufzte Marika. Er war erleichtert, bedeutete es doch, dass sie noch nicht ganz verloren war.
    Nachdem er sie abgesetzt hatte, löste er ihren Zopf. Später würde er ihr das Blut aus dem Haar waschen. Zunächst jedoch entkleidete er sich, legte seine Sachen zu Marikas und stieg dann hinter ihr in die Wanne, so dass ihr Kopf an seiner Brust lehnte. Auf diese Weise konnte er dafür sorgen, dass sie es warm genug hatte.
    Eine Weile blieb Bishop so mit ihr sitzen, die Arme fest um sie gelegt, während das heiße Wasser sie beide wärmte. Allmählich spürte er, wie sie sich entspannte.
    »Tue ich dir weh?« Sie hob den Kopf und sah ihn an. Es war das Erste, was sie seit ihrer Rückkehr sagte. »Deine Wunde …«
    »Vergiss sie!« Sie sträubte sich, als er sie wieder näher zu sich ziehen wollte. »Alles ist bestens.«
    »Ich will dir nicht weh tun.« Warum sie darauf bestand, wusste er nicht, aber offenbar war es ihr wichtig.
    »Mir geht es gut, Marika.«
    Sie betrachtete ihn mit großen Augen, und was er darin erkannte, war … Angst?
    »Du wirst doch nicht sterben, oder?«
    Bishop runzelte die Stirn. »Sterben? Natürlich nicht!« Wie kam sie darauf, dass er sterben könnte?
    Sie lächelte matt, und ihre Lippen bebten kaum merklich. »Gut.« Endlich lehnte sie sich wieder an ihn. Ihre Haut auf seiner Brust fühlte sich kühl an, wenngleich nicht mehr so kalt wie vorher.
    »Ich bin froh, dass es dir gutgeht«, sagte sie und schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Und ich bin froh, dass du hier bei mir bist.«
    Das war es also. Als Kind war sie von ihrer Mutter, Saint und ihrem Vater verlassen worden, heute Nacht von den Männern, die sie zu ihrer Ersatzfamilie gemacht hatte. Nun war sie verletzlich, ganz allein und fürchtete, dass auch er sie verlassen könnte. Er hegte nicht den geringsten Zweifel, dass sie durchaus in der Lage war, allein zurechtzukommen, aber der verwundete Teil von ihr, der sich danach sehnte, so angenommen zu werden, wie er war, brauchte jetzt jemanden, um sich anzulehnen.
    »Ich gehe nirgends hin«, sagte er und küsste sie auf die Schulter.
    Dann nahm Bishop den Waschlappen und die Seife vom Wannenrand und schäumte sie beide vollständig ein. Sanft schrubbte er das Blut, den Schweiß und den Schmutz der Nacht von Marikas blasser Haut.
    Sie hatte mehrere Blutergüsse und Schnitte, aber keine gravierenden Verletzungen. Die Wunde an ihrem Schenkel begann bereits zu verheilen – einer der angenehmeren Aspekte ihrer zweigeteilten Natur.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher