Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
konnte, stand Bishop vor ihr. Seine eine Hand war blutig und hielt etwas …
Er hatte dem Vampir von hinten die Hand in die Brust getrieben und ihm das Herz herausgerissen.
Sollte sie noch an seiner Loyalität gezweifelt haben, wäre sie jetzt endgültig überzeugt.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Sie nickte. Das Letzte, was sie wollte, war, dass er sich von der Sorge um sie ablenken ließ. »Jetzt ja. Weiter!«
Mit der Wendigkeit einer Raubkatze wandte er sich um und stürzte sich auf den nächsten Vampir. Dann musste Marika sich auf ihre eigene Schlacht konzentrieren und verlor ihn aus den Augen.
Es kam ihr vor, als wären Stunden vergangen, bis sie endlich wieder kurz verschnaufen konnte. Dabei waren es bloß Minuten gewesen. Ihr Kinn schmerzte, wo ein Vampir sie geschlagen hatte, doch der Kiefer war nicht gebrochen. Ihr Hals und ihre Arme waren zerkratzt, wenn auch nicht ernstlich verletzt. Sie hatte Glück gehabt. Ihre Lederweste fing einen Großteil der Krallenattacken ab, war allerdings im Kampf zerrissen worden. Ohne sie wäre Marika nun tot – und nicht der Vampir, der zu ihren Füßen lag.
Blut klebte an ihren Händen, in ihrem Gesicht. Es war überall um sie herum und sickerte aus den Leibern der Menschen und Vampire, die unweit sterbend am Boden lagen. Marika roch es, roch auch ihr eigenes Blut. Eine Mischung aus Angst und Zorn erfüllte sie. Das Blut schien sie anzulocken und zu stärken. Dann aber wehte ihr eine neue Duftnote entgegen, ein anderer Blutgeruch.
Bishop.
Sie rannte in die Richtung, aus der er kam, und suchte in der Dunkelheit nach ihrem Geliebten. Ihr Herz raste wie wild und geriet aus dem Takt, als sie begriff, dass er verletzt sein könnte.
Sie lief in die Dorfmitte, wo er gegen zwei Vampire kämpfte, während drei ihrer Männer einen einzelnen attackierten. Die Vampire waren Bishop kräftemäßig unterlegen,hatten jedoch Waffen. Er blutete aus Schnittwunden an seiner Brust und seinen Armen. Außerdem musste er noch eine größere Wunde haben, die sie zwar nicht sah, aber deutlich riechen konnte. Und diese Wunde bereitete ihr Sorge.
Mit ihrem Dolch in der Hand stürmte Marika auf sie zu. Eine unbekannte Energie trieb sie an und machte sie noch schneller, als sie sonst war. Ihre Eckzähne trieben aus ihrem Kiefer, und zugleich regte sich etwas Wildes in ihr.
Sie machte einen Satz – anders konnte man es nicht nennen –, packte einen der Vampire in der Taille und warf ihn zu Boden, während sie gleichzeitig ihren Silberdolch in sein Herz rammte. Sofort stieg der Gestank brennenden Fleisches von ihm auf. Marika zog den Dolch wieder heraus und schlitzte der Kreatur gekonnt die Kehle auf, um sicherzugehen, dass sie sich nicht wieder erholen und erneut auferstehen würde.
Dann sprang sie auf, wischte die Klinge an ihrer Hose ab und drehte sich zu Bishop um. Dieser hatte eben den zweiten Vampir niedergestreckt, doch schon kamen drei neue herbei. Marikas Männer hatten inzwischen den einen Vampir getötet und eilten nun zu ihnen.
Marika stand neben Bishop. »Kannst du noch kämpfen?«, fragte sie ihn leise. Nicht dass es etwas nützte, denn die Vampire hörten sie ebenso gut wie er. Und sie rochen sein Blut genau wie sie.
»Mir geht es gut«, antwortete er, ohne den Blick von seinen Gegnern abzuwenden.
»Er ist schwach«, höhnte einer der Vampire. »Schnappt euch erst den Alten, dann die Männer und danach dieFrau!« Seine eisigen blassen Augen blitzten auf, als er Marika ansah. Gewiss plante er, sie ausgiebig zu foltern, ehe er sie tötete.
Falls er dachte, er könnte ihr damit Angst einjagen, hatte er sich geirrt. Das Ding in ihr, das ihr die unbekannte Kraft verlieh, lachte bloß über seine Drohung. Ihr Denken galt derweil einzig Bishop und seinem Überleben. Sie tötete, um ihn zu schützen. Sie mordete für ihn. Mittlerweile verlor sie den Überblick, wie viele Vampire sich auf sie stürzten. Sie wusste weder wie viele sie umgebracht hatte noch wie viele ihrer Männer in dem Kampf starben. Sobald ein Vampir tot war, nahm sie sich den nächsten vor.
Inzwischen lag ein strenger Blutgeruch in der Luft, der Marika immer weiter anfeuerte, bis schließlich alles still war. Die Vampire waren sämtlich tot und vernichtet. Wo ihre Leichen gelegen hatten, war nichts mehr außer qualmender Asche.
Bishop kam zu ihr. Er wirkte nicht minder erschöpft und blutig als sie. Erleichtert schlang Marika ihre Arme um ihn, als er sie zu sich zog.
»Bist du verletzt?«, fragte er sie.
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