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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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des Kampfes mit ihm vom Schiff fliehen konnte, dann wird sie auch die Schuld am Zustand meines armen Freundes haben.«
    Die Zeichensprache Michels zog bei Taitscha nicht. Sie starrte ihn nur wütend an, reagierte aber überhaupt nicht darauf.
    Als der Zauberer bemerkte, daß die Spannung zwischen den Parteien wuchs, griff er vermittelnd ein und redete
    Taitscha gut zu. Dann drohte er ihr; aber sie blieb stumm wie vorher. Ihr ganzes Wesen war rätselhaft. Und Fernando kauerte neben ihr. »Machen wir es genauso wie das erstemal«, sagte Ernesto.
    Die Männer nickten, und einer, der stärkste, trat langsam auf den Studenten zu.
    Gerade, als er ausholen wollte, machte Taitscha eine schnelle Bewegung. Etwas blitzte in ihrer Hand. Stöhnend brach der Mann zusammen.
    In diesem Augenblick, noch ehe es Michel verhindern konnte, krachte Ernestos Pistole, und die Tochter Tunatatschis hauchte mit einem Wehlaut ihr junges Leben aus.
    Der Schuß hatte eine fürchterliche Wirkung. Es war, als sei die Luft plötzlich vom Geschrei Tausender von Teufeln erfüllt.
    Die Männer in der Hütte verloren die Nerven. Ihre Finger krümmten sich um den Abzug der Pistolen. Der Zauberer und die vier Abgesandten schlugen tot auf den Boden.
    Michel war für den Bruchteil von Sekunden erstarrt. Dann donnerte seine Stimme:
    »Seid ihr wahnsinnig! Nehmt euch zusammen. Wenn wir jetzt nicht die Ruhe behalten, gibt es eine Katastrophe!«
    Aber das letzte Wort fand bei seinen Freunden schon kein Gehör mehr, denn nun knatterten auch draußen Schüsse auf.

    22

    Tunatatschis Krieger hatten kurze Zeit nach Ankunft der Fremden ebenfalls die Stadt erreicht, waren jedoch auf Geheiß ihres Häuptlings im Wald verborgen geblieben.
    Tunatatschi wartete auf eine günstige Gelegenheit, um seinen Plan doch noch zu vewirklichen und den Verrätern ihre Macht wieder zu nehmen.
    Den Schuß aus Ernestos Pistole hatte er nicht vernommen. Als aber in allen Hütten der Stadt dieses tumultarische Geschrei aufstieg, hielt er den Zeitpunkt für gekommen. Er gab seinen Männern das Zeichen zum Angriff. Die Blasrohre am Mund, die kleinen vergifteten Pfeile eingelegt, stürmten sie gegen die am Ufer lagernden Fremden vor.
    Aber auch diese waren durch den Lärm aufmerksam geworden. Schnell waren die Gewehre an der Wange, die Schlacht kam in Gang. Das heißt, eine Schlacht konnte man dieses Abknallen der nackten Gestalten nicht nennen. Bevor diese überhaupt dazu kamen, ihre Blasrohre wirkungsvoll zu gebrauchen, lagen die ersten Angriffsreihen niedergemäht am Boden. —
    Marina hatte sich, als das Durcheinander im Haus des Häuptlings begann, mit einem Sprung auf den Steg gerettet und eilte mit Riesenschritten auf die Kameraden am Ufer zu.
    Hier übernahm sie sofort den Befehl und leitete wie ein erfahrener Feldherr das Feuer. Der Pfeifer hatte den ehemaligen Piraten nicht umsonst sekundenschnelles Laden beigebracht. Diese Lehre bewährte sich jetzt ausgezeichnet.
    In hastigen Worten, zwischen zwei Schüssen, berichtete Marina, daß Taitscha einen Kameraden ermordet hatte.
    Da stieg die Wut ins Unermeßliche. Wie ein Rausch kam es über die Schießenden. Als sich Tunatatschis letzte Krieger fluchtartig in den Wald zurückgezogen hatten, stürmten die Piraten über die Stege, drangen in die Hütten ein und erschlugen, was ihnen unter den Kolben kam. Sie schonten weder Frauen noch Kinder noch Greise.
    Wie losgelassene Teufel fielen sie über die unschuldigen Menschen her. —
    Michel, Ernesto und die vier anderen hatten Fernando und den Toten gepackt und traten jetzt aus dem Hause des Königs. Da sahen sie, wie sich das Entsetzliche, von Hütte zu Hütte weiterspringend, abspielte.
    Der Pfeifer übergab hastig Fernando an zwei seiner Begleiter und stürmte den breiten Steg hinunter, um zu retten was noch zu retten war. Er traf auf Marina. »Was ist in die Leute gefahren?« schrie er sie an. Sie lachte.
    »Rache für die Toten, Rache für unsere Schiffe, Rache für Porquez, Rache — Rache!« Trotz des schmerzenden Beines sprang Michel über einen der Nebenstege und stellte zwei der nächsten Piraten, die mit bluttriefendem Messer aus einer Hütte kamen, um ihr Mütchen in der nächsten zu kühlen. »Bleibt stehen, ihr Schufte!« schrie er. Sie lachten ihm nur ins Gesicht und wollten weiter. Da ging eine furchtbare Veränderung in dem Pfeifer vor. Seine Augen wurden starr. Seine Hals- und Stirnadern schwollen. Aschgrau war sein Gesicht. Langsam nahm er die Villaverdische Muskete

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