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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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wagen, allein und unbewaffnet zu den Eingeborenen zu gehen. Ich bin aber überzeugt, daß wir die Waffen nur zur Demonstration brauchen, um mit ihnen zu verhandeln.«
    »Bueno«, meinte Marina wegwerfend. »Ich weiß schon, zum Schluß gebt Ihr ihnen obendrein
noch einen Beutel Gulden.«
»Redet keinen Unsinn. Die Sache ist zu ernst.«
»Gut«, sagte Marina. »Ich werde den Leuten sagen, daß wir mit ihnen in friedlicher Absicht in
die Wasserstadt gehen.« »Wollt Ihr nicht lieber an Bord bleiben?« fragte Michel
vorsichtig.
Marinas Augen blitzten.
    »Sagt ruhig, daß Ihr mich nicht dabei haben wollt! Aber das kommt nicht in Frage. Ich gehe mit. Es sind meine Leute, und es ist mein Schiff.«
    »Eben drum«, antwortete Michel unberührt. »Weil es Euer Schiff ist, solltet Ihr unbedingt an
Bord bleiben.«
»Ach, Ojo mag hier bleiben. Das genügt.«
    Michel zuckte die Schultern.»Wie Ihr wollt. — Es ist das beste, wir zögern dieses Vorhaben nicht lange hinaus. Es wäre vielleicht gut, wenn wir bei Sonnenuntergang wieder auf dem Schiff sein könnten.«
    Marina nickte und ging hinaus. Michel stand langsam auf, befeuchtete noch einmal den Verband, der um sein Knie gewickelt war, und folgte ihr langsam. An Deck versorgte er die Verwundeten. Und dann war es soweit.
    Dreißig gutbewaffnete Männer, der ganze Rest der gesunden Leute, wurden an Land gesetzt.

    20

    Tunatatschi kauerte in seiner Hütte. Die Sonne stand schon hoch. Es war um die Mittagsstunde. Die Lippen des Häuptlings bewegten sich unausgesetzt. Ständig murmelte er etwas vor sich hin. Seine an der Anlegestelle von Hassans Schiff postierten Leute hatten noch immer keine Meldung vom Eintreffen des arabischen Händlers gebracht.
    Um diese Zeit hätte normalerweise alles schon vorüber sein müssen. Der Zeitpunkt, an dem
Mulung-Tulung wieder das unbekannte, von keines Fremden Fuß betretene Königreich sein
sollte, war überschritten.
Wo mochte Hassan bleiben?
    Daß die anderen, die Feinde, gesiegt haben könnten, stand außerhalb seiner Erwägung, er konnte es sich nicht vorstellen. Er glaubte wie ein kleines Kind an die Einmaligkeit eines Spielzeugs, an die Wunderwirkung der sechzehn Feuerrohre, die nun verlassen zwischen den Hügeln aufs Abgeholtwerden warteten.
    Plötzlich schreckte er aus seinem Brüten auf. Schnelle Schritte erklangen auf dem Hauptsteg. Sie verhielten vor seinem »Palast«. Dann hörte er Stimmen aus dem großen Mittelraum, in dem Taitscha und der kranke Weiße wieder ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Die Unterhaltung nahm an Heftigkeit zu und wurde bald so laut geführt, daß Tunatatschi fast jedes Wort verstehen konnte.
    »Sie sind da! Sie kommen, um ihre Toten zu rächen! Ehe die Sonne einen Schritt weitergerückt
ist, werden sie in der Stadt sein! Wo ist der König?« hörte Tunatatschi den Ankömmling
sprechen.
Schnell erhob er sich und ging hinaus.
»Was ist?« fragte er.
    »Unsere Feinde kommen! Ich jagte zufällig jenseits des Flusses und sah sie am diesseitigen Ufer marschieren.« »Wer?«
    »Die Weißen, von denen du sagtest, daß sie längst ein Fraß der Fische geworden seien.« »Wie viele?«
    »Dreimal die Finger meiner beiden Hände.« Tunatatschis Augen blitzten.
    »Lauf sofort zu unseren Kriegern, die ich zum Empfang Hassans bereitgestellt hatte, und befiehl ihnen, daß sie in die Stadt kommen sollen!« Der Bote nickte und eilte davon. Aber Tunatatschi sollte keine Ruhe haben. Kaum war der Mann gegangen, erschien ein neuer Besucher. Es war der Alte mit der kreischenden Stimme, der, auf zwei jüngere Krieger gestützt, das Haus betrat. »Was tust du nun, Tunatatschi? Werden uns die Fremden nicht vernichten? Sie sind im Anmarsch, und wir haben ihnen nichts entgegenzusetzen«, meinte der Alte mit lauter, zitternder Fistelstimme. Der König der Insel betrachtete ihn verächtlich.
    »Du winselst wie ein geschlagener Hund, obwohl du doch noch gar keine Prügel bekommen hast. — Sie werden nicht uns, sondern wir werden sie vernichten. Sind sie über Hassan Sieger geblieben, so werden wir Sieger über sie sein.«
    »Du redest irre! Du bist größenwahnsinnig! Es sind dreißig bis an die Zähne bewaffnete Männer!« »Was sind schon dreißig! Meine Krieger zählen dreihundert.«
    »Und wenn sie nichts Böses wollen? Vielleicht nur diesen da?« Er deutete auf Fernando, der mit verängstigten Augen in einer Ecke kauerte.
    »Sie werden ihn nicht bekommen. Sie werden überhaupt nicht Gelegenheit haben, seine Herausgabe zu fordern. Wir

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