Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
Vom Netzwerk:
große, mandelförmige Augen, beunruhigende Augen, von einer tiefen Eindringlichkeit.
    Als er keine Antwort erhielt, versuchte er, sich zu erheben, aber es glückte ihm nicht. Seine Glieder waren wie Blei. Der Schlag auf den Hinterkopf schien ihn völlig gelähmt zu haben. Trotz wiederholter Versuche sackte er auf halber Höhe immer wieder unbeholfen zusammen. Flehend blickte er das fremde Mädchen an. Aber sie mochte ihn nicht verstehen, wollte oder durfte es nicht. Sie machte keine Anstalten, auch nur einen Finger zu rühren. Es kam erst Leben in ihre Gestalt, als er es endlich geschafft hatte und schwankend an der Bambuswand lehnte. Sie richtete sich so schnell empor, daß man ihre einzelnen Bewegungen nicht unterscheiden konnte. Sie standplötzlich dicht vor ihm, legte ihm die Arme auf die Schultern und drückte ihn mit unwiderstehlicher Kraft auf die Matte zurück.
    Allein, er vermochte nicht zu sagen, ob es körperliche Kraft war, die sie befähigte, zum Sieger über einen Mann zu werden. Er vermochte überhaupt nichts mehr zu sagen. Er lag nur da und starrte, bis ihm die Augen schmerzten, bis er sie vor Schmerzen schließen mußte.

    3

    Als es heller Tag über dem See war, trat Tunatatschi in den Raum und fragte kurz und mürrisch:
»Wach?«
Sie nickte.
Er trat an ihn heran und sagte in gebrochenem Holländisch:
»Augen aufmachen, Mynheer!«
Fernando öffnete die Augen, ohne etwas verstanden zu haben. Der Klang der fremden Stimme
erweckte seine Neugier.
»Wo herkommen, Mynheer?«
»No lo comprendo«, sagte Fernando und schüttelte den Kopf.
»Was sagen, Mynheer?«
»No — — no — — verstaan.«
    Tunatatschi kannte auch einige englische Brocken und fragte nun dasselbe in dieser Sprache. »Vom Meer«, antwortete Fernando und deutete dabei in die Richtung, wo nach seiner Meinung der Ozean lag.
    Aber der Häuptling verstand ihn falsch, denn er hatte in die entgegengesetzte Richtung der Insel
gedeutet. Dort lag am Gestade das Schiff Hassans. Von dort aber war der Gefangene nicht. Das
wußte Tunatatschi.
Er suchte nach Worten. Dann radebrechte er:
»Du lügen. Warum?«
    »Ich lüge nicht«, antwortete Fernando. »Wenn ich sage, ich komme vom Ozean, dann komme ich auch von dort. Erzähl mir lieber, weshalb ihr mich gefangen habt und was ihr mit mir vorhabt !«
    Dieser in gutem Englisch gesprochene Satz war wiederum für Tunatatschi unverständlich. Er schüttelte den Kopf und gab das Fragen auf. Er würde zu Tuan Hassan gehen und mit diesem sprechen. Dann mochte der sich der Sache annehmen. Tunatatschi wollte dem Gefangenen nichts tun. Es lag ihm nur daran, die Fremden so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Andererseits wußte er nicht, wie er Hassan gegen sie ausspielen sollte, ohne diesen die Nußbäume finden zu lassen.
    Es war eine schwierige Situation für den Inselfürsten. Rotang und Bambus genügten ihm zum Verkauf. Man konnte genug dafür eintauschen, ohne befürchten zu müssen, die ganze Meute der Weißen auf den Hals zu bekommen. Die Nüsse mußten für immer sein Geheimnis bleiben. »Kannst du ihn halten, ohne daß wir ihn fesseln?« fragte er seine Tochter. »Wenn er stärker ist als ich, dann nicht.«
    »Er wird nicht stärker sein. Du bist eine Frau. Frauen sind immer stärker.«
    »Ich habe kein Zutrauen zu dieser Behauptung«, antwortete Taitscha.»Ich stelle Wachen auf; wenn er fliehen will, wird man ihn zu halten wissen. Ich gehe zu Hassan.« Damit wandte er sich zur Tür.

    4

    Mutatulli und Karo näherten sich dem Gebüsch, in dem der Häuptling vorhin den Keulenschlag
vernommen hatte. Karo strich am Rand der Buschgruppe entlang, blieb auf einmal stehen und
knurrte.
»Such, Karo, such«, ermunterte ihn sein Herr.
Wieder hatte er die Schnauze am Boden. Dann bellte er ein-, zweimal auf und drang in den
Busch ein. An der Stelle, wo Fernando niedergeschlagen worden war, verhielt er den Schritt und
wartete, bis der Häuptling neben ihm stand.
Wieder kam dessen Stimme :
»Such, Karo, such!«
    Karo bekam die Witterung fremder Ausdünstungen in die Nase. Dicht an den Boden gedrückt, drang er tiefer in das Gebüsch ein. Mutatulli folgte ihm.
    Bald standen sie auf der anderen Seite. Vor ihnen lagen ansteigende Hügel im Dunkel. Drüben, zu ihrer Linken, rauschte das Wasser des Flusses. Der helle Mond gab die Sicht über sanfte Matten frei. Und hier, genau an der Stelle, an der sie standen, war das Gras niedergetreten. Eine breite dunkle Fährte führte in nördliche Richtung.
    Immer die Nase

Weitere Kostenlose Bücher