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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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blickte sich Tscham wieder um. Das Tier folgte noch immer.
    Jetzt wurden auch die Gefährten am jenseitigen Ufer aufmerksam. Michel sah die Wasserkreise. Er riß die Büchse hoch, schoß und — — fehlte. Wieder ein Schuß. Die Bestie stutzte. Wahrscheinlich war die Kugel auf irgendeine harte Stelle ihres Panzers geprallt. Um ein Tier tödlich zu treffen, muß man zwischen die Augen schießen. Das war vom anderen Ufer aus noch nicht möglich.
    Dennoch hatte das Stutzen Tscham einen größeren Vorsprung gebracht. Wiehernd erhob sich das Pferd schon aus dem Wasser, als der Alligator heran war und zuschnappte. Aber es blieb nur ein Stück Schweif in seinem Rachen. Und dann traf Michels Schuß.
    Tscham zitterte an allen Gliedern. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er erfaßte nachträglich erst, welches Glück er gehabt hatte.

    45

    Niemand hatte Lust, die Wanderung heute noch fortzusetzen. Es wurde ein Lager aufgeschlagen. Trotz Nässe und Regen kamen fünf prächtige Feuer zustande. Und dann gingen die Frauen daran, die beiden Büffelkühe zu enthäuten.
    Bald brodelte und bruzzelte das saftige Fleisch an den zugespitzten Holzstöcken. Der Duft regte den Appetit derart an, daß Ojos Magen laut knurrte.
    »Das wird dir doch gar nicht schmecken, Diaz«, sagte Michel mit todernster Miene. Ojo blickte ihn verblüfft an.
    »Wie — wie — meint Ihr das, Señor Doktor? Weshalb sollte es gerade mir nicht schmecken?« »Ich denke, du machst dir nichts aus Braten, wenn es keinen Wein dazu gibt?« —
    Sie hatten nun den längsten Teil des Weges hinter sich. Der Kartenskizze nach mußten sie morgen auf die erste Terrasse kommen, über die es zum Gipfel des Berges hinaufging. »So böse scheinen die Geister des Berges gar nicht zu sein«, lachte Ojo, als er endlich seinen Teil von der Kuh vor sich liegen hatte. Er hieb seine kräftigen weißen Zähne in das Fleisch, daß Tscham ihm bewundernd zusah. Es war unglaublich, was Ojo so mit einem Biß in den Mund stecken konnte. —
    Unogi saß neben der kleinen, zarten Zapa auf der Erde und sah sinnend vor sich hin.
    »Was hast du?« fragte Zapa, »freust du dich nicht, daß uns die bösen Tiere nichts anhaben konnten?«
    »Ich kann mich nicht so recht freuen. Weißt du, ich frage mich, ob diese Krokodile vielleicht vom bösen Geist auf dem Kilima in den Fluß gesetzt worden sind, um uns daran zu hindern, ihn zu überschreiten.«
    »Ach, was du glaubst«, sagte Zapa; aber überzeugend klang das nicht. Ihre Augen wanderten plötzlich furchtsam hin und her.
    »Vielleicht ist es ein Frevel, den bösen Geist auf seinem Berg zu stören.«
»Meinst du? Was sagen die anderen?«
»Es ist allen nicht mehr ganz geheuer.«
    »Aber wir haben doch nun die Feuerwaffen, die ihr von Abu Sefs Kriegern erbeutet habt.« »Ja, können wir aber damit umgehen? Die »Pfeifende Donnerbüchse« hat uns schon wiederholt in ihrem Gebrauch unterweisen wollen; aber es ist nie etwas daraus geworden. — Und außerdem kann man gegen die Geister auch nicht mit den Feuerwaffen an. Sie sind gegen alles gefeit!« »Aber die bösen Krokodile im Wasser starben doch davon!«
    »Das sind ja auch nicht die Geister selbst! Ich weiß nicht, ich habe Angst. Wir sollten wieder umkehren und in unser Dorf zurückkehren.«
    So oder so ähnlich waren die meisten Gespräche, die sich an den Feuern entspannen. Überall herrschte Furcht vor dem Unbekannten.
    Und Michel? Der hatte die Schwarzen bewußt noch nicht mit den Schußwaffen vertraut gemacht, da er mit Recht annahm, daß sie das kostbare Pulver unnütz verschwenden würden. Er wußte, daß im Fall der Berührung mit irgendeinem unbekannten Feind seine Büchse vollkommen ausreichen würde, um dem Gegner die Macht zu demonstrieren.
    Es ging nun auf die letzte und wahrscheinlich äußerst schwierige Phase des Unternehmens zu.

    46

    Eine hochgewachsene, hellhäutige Gestalt sprang von Felsenstück zu Felsenstück, bis sie eine Wiese erreichte, die, zwischen zwei etwa tausend Meter hohen Bergrücken liegend, taufrisch und mit saftigen, zarten Gräsern bestanden war.
    Die Gestalt entpuppte sich bei näherem Hinsehen als ein herkulisch gebauter, unbekleideter Mann mit einem anmutigen, bronzefarbenen Gesicht, in dem zwei große Augen saßen. Es war Maradsche, der Königsläufer der Wadschagga.
    Die Wadschagga bevölkerten damals die Gegend um den Kilimandscharo. Kunde von ihnen war schon bis zur Küste gedrungen. Die Bantu-Neger hielten sie für die Riesen, die den bösen Geist

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