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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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vielleicht eine Möglichkeit«, meinte Tscham, »wir erschießen so viele von ihnen, daß die Lebenden damit beschäftigt sind, sie zu vertilgen. Inzwischen versuchen wir den Übergang.« »Fressen sie sich denn selbst auf?« fragte Ojo.
    Tscham nickte.
Michel lehnte diesen Vorschlag ab.
»Es ist zu gefährlich«, meinte er.
Sie holten Baluba.
Baluba verstand ungefähr, was Michel radebrechte.
    »Wir wohnten früher am großen Fluß«, sagte er. »Dort gab es viele Schuppentiere. Man muß nur aus dem Uferwasser heraus sein. In der Mitte folgen sie nur nach, wenn sie sehr großen Hunger haben. Die Strömung ist ihnen zu reißend.«
    »Diaz«, wandte sich Michel an Ojo, »wieviel Bleiplatten hast du noch?« »Fünf Pfund ungefähr, Señor Doktor.«
    »Bueno«, nickte Michel. »Es muß eben reichen. FünfPfund bedeuten hundert Kugeln, die wir noch gießen können. Ich habe etwa noch zwanzig im Beutel. Es nutzt nichts, es muß sein. — Fangen wir an.«
    Die Bantus stellten sich in drei Reihen am Ufer auf. Man sah die Angst in ihren Gesichtern. Jeder glaubte, daß er trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gefressen werden würde.
    Michel stand rechts am Ufer, etwas abseits von der Dreierreihe der Neger, die ihre Frauen und Kinder in die mittelste Reihe genommen hatten.
    Ojo und Tscham standen mit ihren Gewehren auf der anderen Seite.
    Als man den Eindruck hatte, daß alle auf den gefährlichen Versuch vorbereitet waren, schleuderte Michel ein totes Bleßhuhn ins Wasser.
    Mit schußbereitem Gewehr betrachteten Tscham und Ojo von drüben und der Pfeifer von hier das Geschehen.
    Die Wasseroberfläche wellte und kräuselte sich. Die Alligatoren stießen mit den gefräßigen Mäulern in die Luft.
    Von allen Seiten schossen sie auf das Bleßhuhn zu. Aber keines kam von der Mitte des Stromes her. Sie schienen sich also wirklich nur im Uferschlamm aufzuhalten.
    Die drei Jäger rissen zu gleicher Zeit die Gewehre an die Wangen. Ojo und Tscham schössen zuerst. Und sie hatten getroffen. Jeder eins. Jetzt feuerte Michel. Sechsmal krachte die Villaverdische Muskete, und ebenso viele Krokodile legten sich auf den Rücken.
    Es war gräßlich mitanzusehen, wie sich die anderen auf ihre Artgenossen stürzten. Man hörte das Schnappen der Kiefer und das Krachen der Gebisse.
    Binnen kürzester Zeit war von den acht getöteten Tieren nichts mehr zu sehen. Das eine oder andere der gesättigten Biester zog schon wieder davon, als die Jäger geladen hatten.
    Diesmal schoß Michel zuerst. Mit dem gleichen Erfolg wie vorher. Ojo und Tscham folgten. Und Michel lud schon wieder.
    Das Fressen wurde schon gemütlicher. Die Trägheit der Satten gewann langsam die Oberhand. Und als sie das fünfzehnte verspeist hatten, interessierten sie sich für das sechzehnte nicht mehr. Einige schnappten wohl danach; aber keines machte ernstlich Anstalten, es zu verschlingen. Das Wasser wurde wieder ruhiger.
    Dennoch gab sich Michel nicht zufrieden. Er schoß jedes der Untiere ab, das er noch irgendwo erkennen konnte. Dann ging der Pfeifer zum Häuptling und machte ihm begreiflich, daß er als erster hinüberwaten werde.
    Ojo und Tscham sollten von hier aus den Übergang decken. Vom anderen Ufer würde Michel dann ein Gleiches tun.
    Baluba versuchte ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Michel rief den vor Angst schlotternden Ugawambi herbei und meinte:
    »Sag dem Häuptling, daß der Führende immer vorangehen muß, wenn die anderen ihm folgen sollen. Es gibt keine Gefolgschaft ohne Beispiel.«
    Das genau wiederzugeben, schien selbst dem redegewandten Ugawambi zu schwierig. Aber Baluba hatte verstanden.
    »Ich stimme dir bei«, ließ er sagen. »Aber wenn doch noch eine der Bestien Hunger hat, was dann?«
    »Sie wird sich an mir den Magen verderben«, lache Michel. »Ich bin ungenießbar.«
    Der Häuptling gab den letzten Satz an die angetretenen Männer und Frauen seines Stammes weiter. Irgendwo stieg zaghaft ein Lachen auf. Aber es reichte nicht, um die allgemeine Furcht zu bannen.
    Michel stieg auf sein Pferd, hielt die Büchse hoch und ritt los. Allein, das treue Tier stampfte mit den Hufen und wieherte ängstlich, als es mit den Vorderbeinen in den Fluß ging. Es scheute und wollte zurück. Aber Michel zwang es ins feuchte Element. Er selbst war klatschnaß; aber nicht nur vom Regen. Der Schweiß perlte auf seiner Stirn. Mit hochgereckten Nüstern ging das Tier voran.
    Und jetzt machte Michel eine erstaunliche Entdeckung. Er ritt über eine Furt. Der Fluß war auf

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